Rom. Die Daten, die der italienische Verkehrsminister Maurizio Lupi bei einer Pressekonferenz zum sommerlichen Reiseverkehr nannte, sind seiner Meinung nach „unglaublich“, seien doch rund vier Millionen Fahrzeuge in Italien nicht versichert. Es gelte nun, umgehend zu handeln, um diesem Verhalten etlicher Fahrzeugführer Einhalt zu gebieten und so einen Beitrag zur Straßenverkehrssicherheit zu leisten. Mit Hilfe neuer Technologien sollen die betroffenen Fahrzeuge ausfindig gemacht, die Daten miteinander abgeglichen und die Fahrzeughalter nicht versicherter Fahrzeuge kontaktiert und zur Zahlung der Beiträge aufgefordert werden.
Doch das eigentliche Problem dieser „auto fantasma“, also der italienischen „Geisterautos“ ist laut der Verbraucherzentrale Adoc ein anderes. Die für Fahrzeuge zu leistenden Versicherungsbeiträge seien in Italien schlichtweg zu hoch. Dazu Adoc-Geschäftsführer Lamberto Santini: „Die Versicherungskosten sind für italienische Familien eine enorme Belastung: die durchschnittlichen Kosten zwischen einer italienischen und einer europäischen Versicherung variieren zwischen 25 und 30 Prozent; während die KFZ-Haftpflichtversicherung in Italien in etwa 3,2 Prozent eines Einkommens beträgt, liegt sie durchschnittlich in Europa bei nur 1,8 Prozent.“ Besonders kritisch sei die Situation für italienische Fahranfänger. Im Vergleich zu einem erwachsenen Fahrzeughalter seien ihre Versicherungsbeiträge um 338 Prozent höher.
Tina Napoli, die Verantwortliche für Verbraucherpolitik bei Cittadinanzaattiva, fordert gar ein Entgegenkommen der Versicherungen, da nur durch Senkung der Versicherungsbeiträge auch die Anzahl der „Geisterautos“ auf italienischen Straßen reduziert werden könne. Erste kleinere Erfolge gibt es nach Ansicht von Verbraucherschützer Walther Andreaus bereits in den Regionen, in denen die Verbraucher besonders gut informiert seien. Eine dort entstehende Konkurrenzsituation vermeide eine Erhöhung der Versicherungsbeiträge bei der Autohaftpflichtversicherung: „In Italien entsprechen die durchschnittlichen Versicherungskosten mehr als dem Doppelten der Versicherungsbeiträge, die in Frankreich und Portugal bezahlt werden, und übersteigen um 80 Prozent den deutschen und um 70 Prozent den niederländischen Versicherungsbeitrag: deswegen gibt es bedeutenden Spielraum für Konkurrenzangebote.“ (nja)