Ist Ihr Tarifabschluss nur ein Pyrrhussieg?

Die vergangenen Wochen hat Verdi durch Warnstreiks im bayerischen Speditions- und Transportgewerbe kräftig Druck gemacht. Trotzdem konnten Sie Ihre Forderungen von 5,5 Prozent höheren Tariflöhnen bei den Arbeitgebern nicht durchsetzen. Wie zufrieden sind Sie mit dem Tarifabschluss? Ich bin sehr zufrieden. Durch unsere Einigung mit dem Landesverband Bayerischer Spediteure (LBS) steigen die Entgelte der kaufmännischen und gewerblichen Mitarbeiter in Bayern ab dem 1. Januar 2015 um 2,8 Prozent und ab dem 1. Januar 2016 um 2,4 Prozent. Aber ist das nicht ein Pyrrhussieg? Immerhin ist der Landesverband der Bayerischen Transport- und Logistikunternehmen (LBT) aus der arbeitgeberseitigen Tarifgemeinschaft auf eigenen Wunsch ausgeschieden. Klar ist unser Tarifabschluss ein Kompromiss. Wir wollten ja 5,5 Prozent mehr im Jahr, wie Sie richtig sagen. Erreicht haben wir 5,2 Prozent in zwei Jahren. Angesichts der Inflationsrate von derzeit knapp einem Prozent passt das aber unterm Strich. Warum konnten Sie aus Ihrer Sicht mit dem LBT keine Einigung erzielen? Unsere Tarifkommission konnte es nicht akzeptieren, dass wir für die Kraftfahrer einen schlechteren Lohnabschluss vereinbaren als mit den kaufmännischen Mitarbeitern. Der LBT hat zwar in seinem Angebot am Montag die gleichen Lohnabschlüsse für die Fahrer akzeptiert, gleichzeitig aber Entgelt-Kürzungen bei den Warte- und Bereitschaftszeiten der Fahrer gefordert. Das konnten wir nicht akzeptieren. Wie wird Verdi nach den gescheiterten Tarifgesprächen mit dem LBT seinen Forderungen Nachdruck verleihen? Streiks sind nicht geplant. Wir prüfen nun, in welchen Betrieben wir Betriebsräte haben und versuchen über diese Druck bei den Arbeitgebern zu machen. Unser Ziel ist es, dass diese ihre Mitgliedschaft beim LBT kündigen und in den LBS wechseln. Dadurch versuchen wir sie unter die Regelungen des Tarifabschlusses zu bekommen. Mit dem LBT werden wir keine Tarifgespräche führen. Wir brauchen auch keine Haustarifverträge. Der LBT hat nach den gescheiterten Tarifgesprächen bereits signalisiert, weiter mit Verdi zu verhandeln. Die Frage ist: Sind auch Sie bereit, mit dem LBT zu verhandeln? Dazu sind wir nicht bereit. Was sollen wir mit dem LBT verhandeln? Einen Tarifvertrag, der dann schlechter ist als der, den wir soeben abgeschlossen haben? Nein, das mache ich nicht. Was bedeutet eine solche tariflose Zeit für die Mitarbeiter und die Unternehmen? Für die Mitgliedsbetriebe und Mitglieder des LBT sind die tarifvertraglichen Regelungen im Manteltarifvertrag und im Entgelt festgeschrieben, wie sie zum 1. Oktober 2012 bestanden haben. Diese Tarifverträge gelten beim LBT also so lange weiter, bis sie durch einen neuen ersetzt werden. Es gibt für die Mitarbeiter also keine Tariferhöhungen. Mit den gescheiterten Tarifgesprächen mit dem LBT endet auch die Ära der Tarifgemeinschaft von LBS und LBT in Bayern. Ist diese jetzt endgültig vom Tisch? Normalerweise dürfte die Tarifgemeinschaft von LBS und LBT damit vom Tisch sein. Aufleben kann sie nur, wenn der LBS eine entsprechende Bitte des LBT befürwortet. Dann soll es an Verdi nicht scheitern, wenn die sonstigen Rahmenbedingungen wie Gleichklang aller tariflichen Regelungen zugesichert werden. Ich persönlich bedauere den Bruch sehr. Ich habe auch davor gewarnt. Denn menschlich hat die Chemie mit den handelnden Personen des LBT immer gestimmt. Tarifstreit in Bayern ist beendet Nach diversen Verhandlungsrunden und Warnstreiks stand am 8. Dezember 2014 das Ergebnis fest: Verdi und der Landesverband Bayerischer Spediteure einigten sich auf einen gemeinsamen Tarifvertrag für die Speditions, Transport- und Logistikbranche in Bayern. Der Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (LBT) schied dagegen aus der arbeitgeberseitigen Tarifgemeinschaft auf eigenen Wunsch aus. eh

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