Genf. Der europäische Straßenverkehrssektor sieht sich mit dem größten Fahrermangel seit Jahrzehnten konfrontiert, warnt der Dachverband International Road Union (IRU). Sie hat aktuell einen Bericht zu dem Thema vorgelegt, der auf zwei aktuellen Untersuchungen der IRU basiert.
So habe eine Umfrage unter den Mitgliedern der IRU sowie verbundenen Organisationen der europäischen Transportbranche gezeigt, dass es einen ermittelten Fahrmangel von 21 Prozent im Transportgewerbe sowie 19 Prozent im Busbereich gebe. Dieser werde innerhalb kurzer Zeit jedoch in beiden Verkehrsbereichen auf 40 Prozent ansteigen, prognostiziert die IRU. Es brauche schnelles und entschlossenes Handeln der Transportbranche, um dem entgegenzuwirken, forderte Boris Blanche, Managing Director der IRU.
Problem der Altersstruktur beim Fahrpersonal
Das Problem wird sich wegen der Altersstruktur des aktuellen Fahrerpersonals noch verschärfen und das in naher Zukunft. So liegt in Europa das Durchschnittsalter der Fahrer im Güterverkehr bei 44 Jahren, beim Personenverkehr sogar bei 52 Jahren, schreibt die IRU. In Deutschland liegt das Durchschnittsalter der Berufskraftfahrer mit 47 Jahren noch über dem europäischen Durchschnitt. Rund 40 Prozent der Lkw- und 55 Prozent der Busfahrer werden nach Angaben der IRU bis zum Jahr 2027 in den Ruhestand gehen. Dies werde in Deutschland in den kommenden Jahren einen Bedarf von rund 185.000 Fahrern schaffen.
Als Ursachen für den Fahrermangel erbrachte die Umfrage der IRU eine Reihe interessanter Ergebnisse. So sehen 57 Prozent der männlichen Fahrer und sogar 63 Prozent der Fahrerinnen einen Grund für die Probleme beim Gewinnen neuer Fahrer im schlechten Image des Berufes. Die meisten der Fahrer (76 Prozent) sehen ein Problem in den Arbeitsbedingungen generell und 77 Prozent verweisen als Problem auf die langen Zeiträume, die man fern von zu Hause verbringen muss.
Schwierigkeiten, Frauen für den Fahrerberuf zu gewinnen
Fahrerinnen machen übrigens nur zwei Prozent des Fahrpersonals in Europa aus, weshalb auch 79 Prozent der befragten Fahrer der Meinung sind, dass die Schwierigkeit Frauen für den Beruf zu gewinnen, eine der wesentlichen Ursachen für den Personalmangel ist. Ein weiteres Problem ist es, junge Menschen für den Beruf zu gewinnen, hier sehen 70 Prozent der Fahrer im Alter zwischen 25 und 34 Jahren eines der Hauptprobleme.
IRU-Manager Boris Blanche betonte, es komme darauf an, das Image des Berufes deutlich zu verbessern. Gleichzeitig sieht er die Branche gefordert, die Arbeitsbedingungen für die Fahrer weiter zu verbessern. (tb)