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Interview: So entstand der neue Sprinter

25.04.2013 10:46 Uhr
Interview: So entstand der neue Sprinter
Karl Sieber ist für das Design des neuen Sprinters verantwortlich
© Foto: Daimler

Kai Sieber, Director Design Vans and Trucks bei Daimler, erklärt, wo die Herausforderungen bei der Überarbeitung des Sprinters lagen.

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Neben den Euro-6-Aggregaten und elektronischen Assistenzsystemen erhält der Sprinter auch optisch eine kräftige Überarbeitung. Was war dabei die größte Herausforderung?

Euro 6 bedingte große Eingriffe unter dem Blech. Das führte zu neuen Hardpoints an Kühler und Aggregaten. Das zog wiederum eine komplett neue Front nach sich. Und nachdem wir anders als bei einem kleinen Facelift Scheinwerfer, Kühlermaske, Stoßfänger und Motorhaube überarbeiten mussten, konnten wir auch die Kotflügel neu gestalten. Vor der A-Säule blieb also praktisch kein „Stein“ auf dem anderen. 

Welche Punkte waren denn dabei am wichtigsten? Sicher mussten doch Aero­dynamik und Fertigungskosten optimiert werden?

Das ist immer wünschenswert, stand aber nicht im Fokus. Da der Rohbau ab der A-Säule übernommen wurde, konnte die Aerodynamik nur im Detail optimiert werden: vor allem bei der Luftdurchströmung im Motorraum. Uns ging es vor allem um die Themen Markanz und Kompetenz und dafür wurde auch entsprechend Geld in die Hand genommen. Das beginnt bei den neuen Scheinwerfern, von denen es zwei Versionen geben wird, darunter eine Variante mit Bi-Xenon-Licht und LED Tagfahrlicht.

Bei deren Gestaltung haben wir uns sowohl an den aktuellen PKW orientiert als auch an den Nutzfahrzeugen Citan am einen und Actros am anderen Ende unserer Nutzfahrzeugpalette. Es sollte ein homogenes Familienbild entstehen, fast so, als würde man den Citan zum Actros „morphen“ und den Prozess bei der Dimension des Sprinters anhalten. Während sich die Scheinwerfer eher an der neuen A-Klasse und am Citan orientieren, wurde der Lamellengrill mit den verdeckten Fugen vom Actros inspiriert. Da wir jetzt weniger Sichtfugen an der Front haben, wirkt der neue Sprinter so hochwertig wie ein Präzisionswerkzeug.

Können sie das konkretisieren?

Die nötigen Fugen zwischen Stoßfänger, Frontmaske, Scheinwerfern und Motorhaube laufen präziser als je zuvor. Hier erreichen wir jetzt absolut das Niveau unserer Premium-PKW. Trotzdem ist die gesamte Frontpartie montagefreundlicher geworden. Hier haben wir viel vom Actros gelernt. Da die Front durch die Neugestaltung auch markanter wurde, passt sie jetzt sogar noch besser ins Gesamtbild als bisher. Der wurde damals bewusst etwas weicher und mit lächelnden Zügen gestaltet, da ein Sprinter ja oft in der Innenstadt unterwegs ist.

Außerdem wurden alle Kunststoff-Spritzguss-Werkzeuge der Exterieur-Anbauteile – wie zum Beispiel Stoßfänger und Scheuerleisten – überarbeitet – teils nachgeätzt und mikromattiert. Das sorgt für eine Oberfläche, die an Softlackqualität heranreicht.

Wurden die Leisten auch neu gestaltet?

Die Scheuerleisten blieben, der Frontstoßfänger kam, wie schon erwähnt, komplett neu. Auch hier orientierten wir uns am Actros: Auch der Sprinter hat jetzt den sich nach unten öffnenden Lufteinlass. Da das gesamte Fahrzeug auch etwas tiefer gelegt wurde, steht es jetzt einfach satter auf der Straße, was er dank des überarbeiteten Fahrwerks und der neuen Assistenzsysteme auch tut. Die Tieferlegung ist übrigens auch hauptverantwortlich für den Fortschritt bei der Aerodynamik.

Wirkt der Sprinter dadurch nicht auch optisch schwerer?

Oh nein, denn an den unteren Ecken der Stoßfänger haben wir Volumen herausgenommen. Hier haben wir viel mit unserem Chef, Gordon Wagener, diskutiert. Er legt größten Wert auf die Optik von schräg von vorn und hinten. Darum wirkt der Frontüberhang des Sprinters in den Dreiviertel-Ansichten eher noch leichter als der Vorgänger. Außerdem wird der Vorderwagen durch die weiter herumgezogenen Scheinwerfer optisch zusätzlich verkürzt.

Wurde am Heck auch so viel geändert?

Nein, hier stellten wir nur den Schriftzug auf die neuen, klareren Lettern um, die wir mit dem Actros einführten. Der Schriftzug sitzt jetzt unter der Sicke. Dadurch wirkt das Heck linearer und strenger, wenngleich nur ein Detail geändert wurde. Es ist fast wie bei einem Suchbild – neu, aber man weiß nicht so recht, warum.

Wurde das Interieur auch neu gestaltet?

Da die Ergonomie stimmt, gab es hier wenig zu verbessern. Trotzdem wollten wir auch hier die Wertigkeit erhöhen. Dafür spendierten wir dem Neuen wie bei den PKW die verchromten Schieber der Lüftungsgitter, außerdem gibt es ein neues Lenkrad und einen anderen Schaltknauf. Außerdem gibt es neue Stoffe. Da die einen hohen Prozentsatz der Interieur-Flächen ausmachen, wirkt das Ganze deutlich frischer.

Was war die größte Herausforderung dieses Designs?

Sicher die sogenannte „Schindelfuge“ über den Scheinwerfern. Die Motorhaube überlappt das Deckglas, sodass sich hier die Toleranzen unsichtbar „austoben“ können. Dafür wurden die sichtbaren Fugen nahezu perfekt. Der Übergang von der „Schindelung“ oben zur umlaufenden Null-Fuge seitlich und unten hat uns jedoch richtig Mühe gekostet.  

Das Interview führte Gregor Soller, Redakteur der VerkehrsRundschau 

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