Ist die Praktiker-Insolvenz erst der Anfang einer größeren Konsolidierung in der Do-it-Yourself-Branche (DIY) oder ist der Bereinigungsprozess damit abgeschlossen?
Es sieht sehr danach aus, dass noch weitere Player unter das Dach von großen Bau- und Heimwerker-Ketten schlüpfen werden. Der Konzentrationsprozess wird also weiter anhalten.
Wie attraktiv ist das DIY-Segment vor diesem Hintergrund überhaupt noch für Logistikdienstleister?
Dieses Segment birgt noch sehr viel interessantes Wachstumspotenzial – vermutlich nicht in der Transportlogistik, aber auf alle Fälle in der Kontraktlogistik. Denn die Baumärkte haben großes Optimierungspotenzial bei ihrer In-Store-Logistik und dem oft damit zusammenhängenden Bestandsmanagement in der Filiale. Das ist mein persönlicher Eindruck. Und genau das kann auch Potenzial für Logistikdienstleister bergen, wenn sie dafür entsprechende Lösungen entwickeln und die Baumärkte auch bereit wären, dies durch Externe optimieren zu lassen. Baumärkte würden davon insofern profitieren, dass sie insbesondere ihre Bestände optimieren könnten.
Können diese Services auch mittelständische Spediteure leisten?
Ich befürchte, dass Mittelständler hier schwerer zum Zuge kommen. Nicht in der DIY-Branche, die von wenigen großen Unternehmen dominiert ist. Hier haben große Logistikdienstleister die besseren Karten. Zumal es sich für große Baumärkte lohnt, die Logistik tendenziell selbst zu steuern: entweder in Eigenregie oder durch Fremdvergabe an einen zentralen großen Logistikdienstleister, so wie das der Metro-Konzern seit Jahren macht. Die Folge dieser Entwicklung ist, dass mittelständische Spediteure, die im Moment meist von Lieferanten beauftragt werden, mittelfristig entweder ihre Aufträge verlieren, oder als Sub-Dienstleister tätig werden.
Mit welchen logistischen Services kann ein mittelständischer Spediteur überhaupt noch in der DIY-Branche punkten?
Sicherlich gibt es einige Ansätze. Schon heute prüfen sogenannte Rackjobber im Auftrag von Lieferanten in Baumärkten, ob deren Produkte ausreichend zur Verfügung stehen. Sie bekommen dafür von dem jeweiligen Baumarkt ein bestimmtes Regal zugewiesen, für das sie verantwortlich sind. Das ist ein Service, den auch Mittelständler leisten können. Dafür müsste man nur die Mitarbeiter entsprechend schulen. Dies könnte wie in der Industrie die lieferanten-gesteuerte Bestandsführung (Vendor-Managed Inventory) realisiert werden.
Die Baumarktkette Praktiker ist nicht zuletzt aufgrund ihrer Billigpreis-Politik zugrunde gegangen. Was kann die Transport- und Logistikbranche daraus lernen?
Das Unternehmen Praktiker hatte sehr starke Cashflow-Probleme. Deshalb wollte die Baumarktkette über Niedrigpreise Umsatz generieren. Für die Ertragslage des Unternehmens war das ruinös. Die Praktiker-Pleite ist deshalb für die Transport- und Logistikbranche ein sehr wichtiges Signal. Das Ganze zeigt, dass es nichts bringt, über Niedrigpreise Umsatz beziehungsweise Cash-Flow zu generieren. Das ist einfach zu kurzfristig gedacht. (eh)
Das Interview führte Eva Hassa.