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Interview: Hat der Logistikstandort Deutschland noch Zukunft?

20.05.2019 09:00 Uhr
Marc Oedekoven
Engagiert: Marc Oedekoven, der neue Vorsitzende der Logistics Alliance Germany (LAG)
© Foto: Logistics Alliance Germany

Marc Oedekoven, Vorsitzender der Geschäftsführung der IQS Holding, ist neuer Vorsitzender der Logistics Alliance Germany (LAG). Welche Ziele er mit der LAG umsetzen will, damit Deutschland Logistikweltmeister bleibt, sagt er im Interview.

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Herzlichen Glückwunsch! Sie sind nun neuer Vorsitzender der Initiative Logistics Alliance Germany (LAG), die ja das Kernziel hat, den Logistikstandort Deutschland weltweit zu vermarkten. Welche Themen wollen Sie nun mit der LAG in den kommenden Jahren maßgeblich voran treiben

Unser wichtigstes Anliegen ist natürlich, dass Deutschland Logistikweltmeister bleibt. Deshalb bin ich gerne Vorsitzender der LAG und deshalb ist auch unser Unternehmen, die IQS Gruppe, Mitglied in dieser Initiative. Wie Sie wissen, steht der deutsche Logistikstandort seit vielen Jahren auf Platz 1 im Logistics Performance Index der Weltbank Gruppe.

Andererseits nehme ich, auch in meiner Funktion als Vorsitzender der Geschäftsführung der IQS Holding, im Ausland vermehrt gewisse Zweifel an der Infrastruktur-Fähigkeit unseres Landes wahr. Denken Sie da an den  verzögerten Bau des Flughafens BER, die Tunnelhavarie in Raststatt oder Stuttgart 21. Und wie schnell man seinen Titel verlieren kann, haben wir beide bei der letzten Fußball-WM gesehen (lacht). Ich denke aber, wenn wir an den Themen Digitalisierung, Innovationen  und Markenbildung noch stärker arbeiten, bleibt Deutschland Logistik-Weltmeister.

Sie sprechen von Zweifeln im Ausland. Wie attraktiv ist aktuell der deutsche Logistikstandort für ausländische Investoren? Steigt da das Interesse oder flaut es eher ab?

Der deutsche Markt ist ungebrochen attraktiv – sowohl für Investoren als auch für Unternehmen. Und das wird auch auf absehbare Zeit so bleiben. Chinesische Investoren  sind zum Beispiel nach wie vor daran interessiert, in Infrastruktur hierzulande zu investieren. So sichert sich China zum Beispiel in der Verbindung mit dem Duisburger Hafen und am Flughafen Hahn Flächen oder auch Einfluss.  Deutschland ist nun einmal eine wichtige Drehscheibe bei den Fracht-Verkehren zwischen Europa und den USA und zwischen Europa und China. Hier finden die Hauptverkehrsströme statt, und das wird auch mittelfristig so sein. Abgesehen davon hat unsere Logistikbranche eine sehr hohe Innovationskraft, gerade in der Intralogistik. Auch das macht den deutschen Logistikstandort attraktiv.

In welchen Ländern  außerhalb der EU will  sich die LAG in diesem Jahr und in 2020 noch stärker präsentieren?

In diesem Jahr steht das insbesondere in Russland und in Südkorea an. So findet im August  eine Delegationsreise zu ausgewählten Firmen und Institutionen nach Südkorea statt und in Russland gab es bereits einen Round Table mit renommierten Experten. Ebenfalls wichtig ist Polen, und zukünftig werden wir uns auch Schlüsselländern in Afrika stärker widmen. Wo das genau sein wird, prüfen wir derzeit.

Aktiver Partner der Logistics Alliance Germany ist das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI).  Wie hilfreich ist das für Ihre Arbeit?

Das hilft sehr und ist ein Schlüssel zu unserem Erfolg. Die Politik kann unsere Arbeit flankieren: Sie kann Türen öffnen, Themen auf die politische Agenda nehmen, und als freie Wirtschaft setzen wir das um. In der LAG agieren Politik und Wirtschaft in Symbiose. Das wird zum Beispiel auf der bevorstehenden Transport Logistic 2019 zu erleben sein, wo wir gemeinsam innovative Lösungen unserer Mitglieder präsentieren. Das ist ja wichtiger Teil der Imagepflege unseres Logistikstandorts.

Nun ist die Weltpolitik ja derzeit sehr unruhig. Ich denke da an die drohenden Handelskonflikte mit USA und China, den  Brexit und natürlich aktuell den Iran. Welchen Einfluss hat dies auf die Arbeit der LAG?  

Natürlich müssen wir politisch aufmerksam sein und darauf achten, wie sich solche Themen entwickeln. Der beste Ansatz ist aber eher weniger Öl ins Feuer zu gießen als mehr. Sprich: Wir halten uns da zurück. Das ist auch gut so. Aber natürlich setzen wir uns dafür ein, dass Handelskriege eben nicht stattfinden und die globale Wirtschaft und deren Handelswege reibungslos funktionieren. Es ist ja die Stärke der LAG,  Mitgliedsfirmen in solchen Fällen, wie zum Beispiel dem drohenden Brexit, zu helfen. Gemeinsam finden wir immer eine Lösung.

Welche Vorteile bringt den Unternehmen die Mitgliedschaft bei der LAG darüber hinaus?

Vorteile gibt es viele. So können wir im Zusammenspiel mit anderen LAG-Partnern noch bessere Kundenlösungen bieten. Wir haben auch schon gemeinsam neue Produkte entwickelt. Ein Beispiel ist unser automatisierte Auto-Behälter „ATB Digital“ mit sehr innovativer Verschlusstechnik für die Luftfracht, den wir bei IQS unter anderem mit unseren LAG-Partnern Krone und Schmitz Cargobull entwickelt haben. Vor allem aber können wir durch unsere Delegationsreisen und Kontakte in außereuropäischen Ländern sehr viel von anderen lernen. Auch das hilft uns sehr.

Letzte Frage: die Logistics Alliance Germany hat derzeit rund 90 Mitglieder. Bis wann wollen Sie die 100 geknackt haben?

Qualität ist uns wichtiger als Quantität. So gesehen wäre es natürlich schön, wenn wir  die 100 knacken. Das wäre auch eine schöne Schlagzeile, aber es hat für uns nicht die Top-Priorität. Wichtiger ist mir, dass unsere Mitglieder für unser Thema brennen.

Das Interview führte VerkehrsRunschau-Redakteurin Eva Hassa

 

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