Innen aufgeräumt, außen aufgepeppt

Ordnung muss sein. Darauf besann sich Ford nach fünf Jahren Bauzeit beim Transit Custom. Dessen zerklüfteter Armaturenträger mit seinem umständlichen Bedienkonzept gehörte zu den Hauptkritikpunkten am Bestseller im Ford-Nutzfahrzeugprogramm. Wo bisher eine wild verstreute Flut von Schaltern und Knöpfen prangte, herrscht nun angenehme Übersichtlichkeit, die auch Ford-Neulinge vor keine großen Bedienrätsel mehr stellt. Dafür durften die Designer einen völlig neuen Armaturenträger entwickeln, der nur noch wenige Schalter wie den fürs Fahrlicht oder die Spiegelverstellung vom Vorgänger übernahm. Auch die jetzt in Durchlichttechnik gestalteten Rundinstrumente im Cockpit lassen sich tadellos ablesen. Lediglich die Tastenflut auf dem ebenfalls neuen Lenkrad für die Assistenzsysteme stellt den Fahrer mitunter vor Rätsel - sofern die elektronischen Helfer mitbestellt wurden. Hier legte Ford ebenfalls nach und bediente sich dafür aus der Ford-Pkw-Abteilung. Gegen entsprechende Aufpreise regelt der Custom den Abstand zum Vordermann automatisch oder reduziert das Tempo per Verkehrszeichenerkennung selbstständig auf das erlaubte Niveau. Verbessert wurde gleichzeitig der Notbremsassistent, der Fußgänger ab sofort auch bei Dunkelheit ausmachen kann. Per Blinksymbol in den Außenspiegeln meldet sich zudem der Tote-Winkel- Assistent, sobald sich Fahrzeuge oder Personen in den für den Fahrer schwer einsehbaren Bereichen des Custom befinden. Die Warnung erfolgt dabei je eher, je schneller sich das erfasste Objekt dem Ford nähert. Im städtischen Lieferverkehr ebenso hilfreich und von den gleichen Sensoren versorgt ist der sogenannte Cross Traffic Alert. Dieser aktiviert sich beim Einlegen des Rückwärtsgangs und warnt beim Zurücksetzen aus Parklücken vor Querverkehr. Angesichts dieser intelligenten Neuheiten erscheint der Spurhalteassistent, der es dagegen nach wie vor bei einer Warnung per vibrierendem Lenkrad belässt und nicht aktiv eingreifen darf, mittlerweile etwas unterdimensioniert ... 25 Liter Stauraum für den Fahrer Nachlegen dufte der Custom auch beim Thema Ablagen. Dafür holten sich die Kölner anscheinend manch Anregungen in Hannover. Ähnlich wie beim neuen VW Crafter wurde der untere Teil des Armaturenträgers so weit wie möglich nach außen gezogen, sodass auf beiden Seiten noch Platz für praktische Becherhalter bleibt. Ebenfalls vom Crafter oder Mercedes Sprinter bekannt sind die oben in den Armaturenträgern eingelassenen offenen Fächer. Wer zudem auf den Beifahrerairbag verzichtet, darf sich an dieser Stelle über ein weiteres neues Fach freuen. Insgesamt soll der Custom 25 Liter Stauraum für Fahrer und Beifahrer bieten - nach Ford-Aussage Klassenrekord. Den eiligen Kurierfahrer wird's freuen, dass Ford sein vom Vormodell Transit bekanntes Sparmodell Econetic wieder aufleben ließ, dagegen weniger. Das liegt weniger an der serienmäßigen Start-Stopp-Anlage oder den Energiesparreifen, sondern vielmehr an der nicht abschaltbaren Tempobegrenzung auf 100 km/h. Das soll auf der anderen Seite aber dafür sorgen, dass der Econetic lediglich 148 Gramm CO2 pro Kilometer produziert, sechs Prozent weniger als die Normalmodelle. Keinen Verzicht fordert die 105-PS-Einstiegsversion des im vergangenen Jahr neu eingeführten 2,0-l-Eco-Blue-Diesel, an die der Econetic gebunden ist. Mit seinem üppigen Drehmoment von 360 Newtonmetern geht der schwächste Diesel so kräftig zur Sache, dass der Griff zur lediglich 30 PS und 25 Nm stärkeren Einstellung verzichtbar wird. Zudem geschieht die Leistungsabgabe deutlich harmonischer als beim teureren Topdiesel mit 170 PS und 405 Newtonmetern. Letztere gehen ab 1500 Touren so brachial zu Werke, dass die Vorderräder selbst auf trockener Straße mitunter den Halt verlieren. Die Automatik schaltet früh herunter Gemischte Gefühle hinterlässt auch die Sechsgang-Automatik, welche Ford für alle drei Diesel offeriert. Der Wandler schaltet schnell, sauber und reagiert umgehend auf Gaspedalbefehle. Und genau hier liegt das Problem: Selbst wenn man gutmütig aufs Gas tritt, lässt sich die Elektronik zu unnötigen Drehzahlorgien verleiten, denen verbrauchsbewusste Fahrer umgehend per Knopf auf dem Gangwählhebel manuell Einhalt gebieten. Wir würden es jedenfalls bei der serienmäßigen manuellen Sechsgangbox belassen, deren leichtgängiger Schalthebel fast wie von selbst durch die Gassen flutscht. Nur eine der bisherigen Tugenden, die sich der Transit Custom auch nach dem Update bewahrte. Dazu gehört neben der direkten Lenkung und dem harmonisch abgestimmten Fahrwerk, das den Spagat zwischen Komfort und Fahraktivität bestens beherrscht, auch die tadellose Verarbeitung des in der Türkei gefertigten Vans. Auf diese Weise dürfte der Custom den Ford-Verantwortlichen weiterhin viel Freude bereiten. 13 Prozent mehr Zulassungen erwartet der Hersteller gegenüber dem Vorjahr bei seinen Nutzfahrzeugen für den deutschen Markt. Der größte Anteil daran gebührt dem Custom. Alle Tests und Fahrberichte für Abonnenten www.verkehrsrundschau-plus.de

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