Immer leichter, immer spezifischer

Bei den Kippaufbauten zählen für Transportunternehmen Nutzlast und Flexibilität. Dabei scheinen sie genau zu wissen, was sie wollen. Die Kombination 4x2-Sattelzugmaschine mit Dreiachs-Kippsattel ist die meistverkaufte in Europa, insbesondere im Baustellenbereich die Kombination mit Stahlfahrgestellrahmen und Stahlhalbrundmulde, erklärt Gerd Rohrsen von Schmitz Cargobull. Ein direkter Vergleich mit einem 8x4- Hinterkipper als Spitzenreiter bei den Motorwagenfahrgestellen ist seiner Ansicht nach nicht möglich, da die Anwendungsbereiche zu unterschiedlich sind. Im Baustellenbereich nehme auch bei dem Trailerhersteller der Kippsattel-Auflieger mit Stahlhalbrundmulde die Poleposition ein, im Volumenbereich für leichte Schüttgüter sei es die Aluminium-Kastenmulde. Fliegl in Triptis beobachtet einen Trend zur Kombination Sattelzugmaschine mit Leichtbau-Kippauflieger. "Sie ist beim Leergewicht der Kombination Motorwagen plus Anhänger voraus", erklärt Firmenchef Helmut Fliegl. Die Wahl des Aufliegers hänge aber stark von Branche, Art des Schüttguts und Einsatzgebiet ab. Dreiachs-Sattelkipper werden von den Fliegl-Kunden unterm Strich am meisten nachgefragt, aber es bestehe auch wachsendes Interesse an Zweiachs-Aufliegern. Diesen Trend beobachtet man auch bei Krampe. Die Kunden des münsterländischen Fahrzeugbauers fragen verstärkt nach 4x2-Sattelzugmaschinen in Kombination mit einem Zweiachs-Sattel für 38 Tonnen Gesamtgewicht. Bei Schwarzmüller fragen die Kunden verstärkt nach Rundmulden. "Außerdem ist der Dreiseiten-Kippaufbau mit Bordmatik ganz klar der Favorit gegenüber dem Hinterkipper", sagt Antje Rübertus, Geschäftsfeldleitung Vertriebssteuerung & Kommunikation bei dem Hersteller. Flexibilität und vielseitige Ausstattungsmöglichkeiten seien hier entscheidende Vorteile. Mehrwert will man dort durch die Hohlkammer-Bauweise im Boden schaffen. Die verlangsame den Temperaturverlust und damit das Anfrieren oder Ankleben des Ladeguts. Die Ausführung der Bordwände in Alu oder Stahl sowie die Bodenstärke wählen die Kunden demnach sehr individuell, angepasst an die jeweilige Transportaufgabe. Langendorf fertigt fast ausschließlich Hinterkipper-Mulden - meist für den Export. Deshalb baut der Hersteller fast ausschließlich fünfachsige Motorwagen auf. Leichter Stahl statt Voll-Alu Aluminium in Mulde und Rahmen fragen die Käufer eher zögerlich nach. "Die bei uns am häufigsten nachgefragte Variante für Baustellenanwendungen ist die Kombination aus Stahlfahrgestellrahmen und Stahlhalbrundmulde", sagt Cargobull-Mann Rohrsen. Im Volumenbereich sei es die Kombination aus gewichtsoptimiertem Stahlfahrgestellrahmen mit Alu-Kastenmulde. Man setze auch auf leichte Stahlchassis statt Volllalu-Lösungen. Bei Fliegl wird die Aluminiummulde auf einem stabilen Stahlchassis - die Greenlight-Serie - gut angenommen; sie stelle eine langlebige, wirtschaftliche Lösung dar. Alternativ bietet der Hersteller leichte Stahlmulden an. Vollalu sei deshalb kein Thema, weil es gegenüber dem Leichtbau-Stahlchassis keinen Gewichtsvorteil bietet und auch nicht so stabil ist. Kögel setzt auf Stahlmulden in modularer Bauweise in verschiedenen Muldenstärken- und Wandstärken-Kombinationen. "Der Favorit unserer Kunden ist die Kombination mit einer fünf Millimeter starken Mulde und vier Millimeter starken Wänden", sagt PR-Chef Patrick Wanner. Gern genommene Optionen seien Aluräder, Smartboard, Spannverschluss sowie eine hydraulische Rückwand - in letzter Zeit auch ein Schiebeverdeck in Kombination mit einer an der Muldenstirnwand befestigten ausziehbaren Aufstiegsleiter. Der Favorit im Krampe-Programm ist laut dem Unternehmen die Alu-Mulde mit Stahlrahmen. Langendorf fertigt entweder die Alu-Kastenmulde oder die Stahl-Halbschale. Ausgenommen davon sei die Option, in einer Alu-Kastenmulde den Boden gegen Verschleiß mit Hardox-Stahl auszukleiden. Schwarzmüller macht die Frage nach Alu oder Stahl vom Einsatzfall abhängig. Flexibilität beim Asphalttransport Für das Thema Asphalttransport bietet Schmitz Cargobull entweder eine isolierte Stahlrundmulde oder eine Aluminium-Kastenmulde an. Für die Zukunft rechnet der Hersteller mit einer konstanten Nachfrage nach isolierten Fahrzeugen. Das Thema digitale Messtechnik konnte bis dato nicht herstellerübergreifend geklärt werden, bedauert Rohrsen. Fliegl setzt auf den Asphaltprofi "Thermo". Der werde dem Trend zu leichten Stahlmulden in Halbrundform mit Isolierung gerecht. Diese Muldenoption biete auch Betrieben mit kleinen Fuhrparks Flexibilität für unterschiedliche Schüttgut-Einsätze. Auch Kögel bedient das Segment: "Gut 20 Prozent unserer Mulden-Kipper sind mit einer vollisolierten Mulde ausgestattet", sagt Patrick Wanner. "Wir bieten den Kunden eine integrierte Vier-Punkte-Messtechnik mit Temperaturanzeigegerät samt optional erhältlichem Drucker." Als Alternative nennt er eine Vorbereitung zur Nachrüstung der Messtechnik. Schwarzmüller hat sich ebenfalls mit dem Thema Thermoisolierung auseinandergesetzt. "Lediglich die Frage der Temperaturerfassung hat uns länger beschäftigt", sagt Antje Rübertus. Der Anteil der produzierten Thermomulden sei nach wie vor sehr gut. Aktuell registrieren die Österreicher eine steigende Nachfrage für thermoisolierte Kippaufbauten. Diese sind wie die Kippsattelanhänger mit feuchtigkeitsinaktiver Isolierung der Kippmulde mit einer Wärmebeständigkeit bis zu 200 Grad Celsius sowie einer Thermoplane ausgestattet. Alle Schwarzmüller-Thermomulden werden laut dem Unternehmen vollisoliert ausgeführt, um Wärmebrücken zu reduzieren. Bewährt habe sich das Prinzip der schwimmend verlegten Außenbleche: Im Fall einer Beschädigung können einzelne Bleche heruntergenommen werden, um eine gezielte Reparatur durchzuführen. Große Bandbreite abdecken Auch Langendorf beobachtet eine steigende Nachfrage nach isolierten Aufbauten. Dies betrifft den Aluminium- wie auch den Stahlaufbau. "Vermehrt fragen Kunden nach der ISOXX-Ausführung, um auch hier die Bandbreite der Transporte mit möglichst einem Fahrzeug abzudecken", erklärt Pressesprecher Robert Otto. Dabei sei eine klare Tendenz zum isolierten Stahl-Halbschalenaufbau in der ISOXX-Ausführung festzustellen. Auch in Sachen Verschleißschutz haben die Hersteller ihre Hausaufgaben gemacht. Bei Schmitz Cargobull kommen im Bereich der Aluminium-Kasten- und Stahlrundmulden nur Materialien zum Einsatz, die in Versuchsreihen in der eigenen Werkstoffforschung auf Beul- und Verschleißfestigkeit geprüft wurden. Fliegl nennt als Beispiele für die Maßnahmen zur Minimierung des Fahrzeugverschleißes beim Kipper die konische Mulde, aus der Schüttgut besonders leicht rutschen kann, widerstandsfähigstes Material, etwa Aluminium mit 110 Brinell Härte - laut Fliegl der Branchen-Spitzenwert - sowie das Curved Chassis für optimale Kraftübertragung auf die Sattelplatte. Krampe arbeitet im Bereich Verschleißschutz mit Quicksilver- beziehungsweise Okuslide-Kunststoffauskleidungen, das Thema werde aber von den Kunden nur wenig nachgefragt, sagt Marketing-Managerin Verena ven der Buss. Bester Schutz: regelmäßige Wartung Schwarzmüller bietet Optionen wie Verschleißbleche am hinteren Boden der Mulde an. Die könnten bei Bedarf einfach gewechselt werden. "Wir haben aber auch festgestellt, dass regelmäßige Wartung nach unseren Erfahrungen der beste Schutz vor Pannen ist", sagt Rübertus. Bei Langendorf kann der Aluminium-Aufbau mit unterschiedlichen Wandstärken gebaut werden. Ein zusätzlicher Verschleißboden kann optional aus Aluminium oder als Stahlboden eingelegt werden. Außerdem hat Langendorf Kunststoffauskleidungen verschiedener Hersteller im Programm. Die werden überwiegend bei den Alu-Kastenmulden verbaut, um den Gewichtsvorteil des Aluminium-Aufbaus zu erhalten. Da Kögel nur Stahlmulden mit Bodenwanne aus vergütetem Hardox-450-Stahl im Angebot hat, benötigt man laut Wanner keinen Verschleißschutz. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Baufahrzeuge www.verkehrsrundschau.de/dossiers