Einsatzkommando für die Baustelle

Flexibler geht es auf dem Bau kaum: 7,5 Tonnen Kies lasten auf dem Meiller-Dreiseitenkipper des Iveco Eurocargo ML 160E32. Mit der Verarbeitung der Fracht könnte der 8,3 Tonnen schwere Case-XC80C-Kettenbagger, der auf dem Fliegl-Tandemachser steht, nach dem Abladen sofort beginnen. Inklusive des knapp 3,9 Tonnen schweren Fliegl-TPS-Tandem-Tiefbettanhängers und des 6,7 Tonnen Leergewichts des Iveco läppert sich das Zuggesamtgewicht auf exakt 26.520 Kilo. Eine schwere Aufgabe für den Eurocargo, auch wenn Iveco dem Testwagen jede Hilfestellung mitgab, die das Programm hergibt. Mit dem 320 PS starken Tector-7-Sechszylinder übernimmt die stärkste Motorisierung den Vortrieb. Seine Kraft portioniert die 12-Gang-AS-Tronic von ZF. Dabei handelt es sich um die Vorgänger-Generation der ZF-Traxon-Schaltbox, die Iveco seit dem letzten Stralis-Update in seiner Fernverkehrsbaureihe verbaut. Getriebe muss die Gänge ausdrehen Verglichen mit dem neuen Getriebe geschehen die Gangwechsel vor allem in den oberen Gängen langsamer und auch die Schaltstrategie wirkt weniger durchdacht. Mit einer Strategie ist es aber auch nicht viel her, denn das Getriebe hat alle Hände voll zu tun, um die Fuhre auf Tempo zu halten. Beim Beschleunigen dreht die AS-Tronic die Fahrstufen in den unteren Gängen bis mindestens 2200 Touren aus und handelt damit keinesfalls übertrieben. Das stellt man schnell fest, wenn man es - wie wir - im manuellen Modus mit niedrigeren Drehzahlen versucht ... Auch in der Ebene wirkt der Common-Rail-Motor stets angestrengt. Trotzdem bemüht das Getriebe wenn möglich brav den zwölften Gang. In dem liegen bei Landstraßentempo 65 knapp 1200/min an. Bei dieser Drehzahl wird zwar bereits das volle Drehmoment von 1100 Newtonmetern abgerufen, aber eben nur knapp 180 PS. Schon für kleinste Steigungen deutlich zu wenig. Weshalb der Fahrer mitdenken muss und vor knackigeren Steigungen frühzeitig am besten gleich um zwei Stufen zurückschalten sollte. Wofür Iveco eine Hilfestellung einbaute: Drückt man den rechten Lenkstockhebel länger als zwei Sekunden nach unten, stuft die Elektronik um zwei Gänge zurück. Funktioniert auch beim Hochschalten. Die Motorbremse hat wenig Kraft Auch bergab heißt es auf der Hut zu sein, denn die 160 PS der Motorbremse sind mit 26,5 Tonnen hoffnungslos überfordert. Wobei die AS-Tronic auch hier zur Hilfe kommt: Einfach den rechten Lenkstockhebel zum Aktivieren der Auspuffklappe nach unten ziehen, anschließend wieder zwei Sekunden nach hinten gedrückt halten und das Getriebe wählt den niedrigst möglichen Gang aus, um alles aus der Motorbremse herauszuholen. Trotzdem lässt sich der Zug nur mit beherzten Beibremsern im legalen Geschwindigkeitsbereich halten. Eher den grobstolligen Goodyear-Baureifen schreiben wir die schwammig wirkende Lenkung zu, die vor allem auf engen Landstraßen nach einer entschlossenen Führungshand verlangt. Vor- und Nachteile bringt der kurze Radstand von 3105 Millimetern. Einerseits toll, weil der Iveco damit eine hohe Wendigkeit bietet, die Kipperfahrer bei engen Baustelleneinfahrten schätzen lernen werden. Andererseits sorgt der geringe Achsabstand zusammen mit den robusten Parabelfedern vorn und hinten für ein eher hoppeliges Fahrverhalten. Alle Kritik ist aber mit dem zu erwartenden Einsatzszenario in Relation zu setzen. Vor allem mit Anhänger wird der Kipper nur auf kurzen Strecken unterwegs sein. Dann relativieren sich auch die 33 l/100 km Diesel, die sich der Tector-Motor bei schlechtem Wetter auf unserer anspruchsvollen Bau-Testrunde schmecken ließ. Alle Tests und Fahrberichte für Abonnenten www.verkehrsrundschau.de/testdatenbank

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