Stuttgart/Hamburg. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sieht sich beim Bahnprojekt Stuttgart 21 auf Augenhöhe mit der Deutschen Bahn. „Wir sind Partner und keine Untergebenen", sagte Hermann dem Nachrichtenmagazin „Spiegel". Er erwarte von der Deutschen Bahn „nun auch kein Misstrauen mehr uns gegenüber, sondern vollständige Kostentransparenz und Offenheit".
Deutsche-Bahn-Chef Rüdiger Grube, der im Zweifel auch mit juristischem Druck durchsetzen will, dass sich alle Partner an möglichen Mehrkosten für den Bau des geplanten Tiefbahnhofs beteiligen, erteilte Hermann eine klare Absage: „Wenn er meint, er könnte die politischen Gremien, die sich an klare Beschlüsse halten müssen, erpressen - dann hat Herr Grube die Demokratie nicht verstanden."
Bei der Volksabstimmung in Baden-Württemberg am Sonntag vergangener Woche hatte eine Mehrheit von 58,8 Prozent gegen einen Ausstieg des Landes gestimmt. Nur 41,2 Prozent waren für eine Kündigung der Finanzierungsverträge mit der Bahn.
Der eingefleischte S21-Gegner Hermann sagte adressiert an die Bahnhofsgegner, von denen einige weiter demonstrieren wollen: „Wenn Sie sich an Recht und Gesetz halten, können Sie Tag und Nacht demonstrieren. Aber jeder sollte sich ernsthaft fragen, was das heute noch bringt." Über sein eigenes Engagement sagte er: „Dass ich nicht mehr zu Anti-S21-Demos gehen werde, ist ja klar. Trotzdem werde ich noch mit diesen Leuten sprechen und ihre Sorgen ernst nehmen."
Hermann sieht die grün-rote Landesregierung durch die Volksabstimmung gestärkt: „Wir sind alle erleichtert, dass dieser fundamentale Konflikt nicht zum Bruch des Bündnisses geführt hat." Eine gemeinsame Arbeitsgruppe des von ihm geleiteten Verkehrsressorts und des SPD-geführten Finanzministeriums wolle nun für die weitere Umsetzung des Milliarden-Bahnprojekts eng zusammenarbeiten. Hermann sagte, in seinem Ministerium arbeite „eine gesunde Mischung von klugen, kritischen Köpfen, die dafür sorgen, dass das Projekt im Sinne der Bahn-Kunden optimal verbessert wird". (dpa)