Heiße News aus Gotha

Pünktlich zum Beginn der Bausaison baut auch Schmitz Cargobull den Standort Gotha um. Nachdem die Blasius Schuster KG das 100.000. Fahrzeug aus Thüringer Fertigung übernahm, präsentierten die Cargobullen weitere Neuheiten. Der thermoisolierten Stahlrundmulde S.KI 7.2 stellte man eine Alukastenmulde zur Seite, die anders als der schwerere Bruder nach innen isoliert wird: Dazu bringt Schmitz auf die bewährten Hohlkammerprofile (innen auch mit dünner 1,8er-Wandstärke) einen hochtemperaturbeständigen Hartschaum auf, über den dann Alubleche gelegt werden. So vermeidet Schmitz das Überschreiten der gesetzlich zulässigen Breite und schützt die Isostruktur gegen Angriffe der Baggerschaufeln. Die Innenverkleidung entspricht samt den Verschleißblechen am Heck den Serienmodellen. Dabei weist Produktmarketing-Mann Paul Stadler explizit darauf hin, dass das heiße Material dem Aluminium schwer zusetzt. "Durch das Erwärmen wird die Alustruktur weicher. Wenn man dann abkippt, fräst es das Material regelrecht weg", erklärt der Produktmanager. Er schätzt die Lebensdauer einer Mulde, die keinen Asphalt transportiert, um 25 bis 30 Prozent länger ein. "Dass bei Alumulden im hinteren Bodenbereich je nach Einsatz alle zwei bis drei Jahre etwas zu tun ist, lässt sich ohnehin nicht vermeiden", kennt der Bayer die Praxis. Als verstärkt abrasiv erweist sich laut Stadlers Erfahrung auch ein erhöhter Basaltanteil im Mischgut. Entsprechend sei der Anteil der Stahlmulden in den letzten Jahren vor allem bei Unternehmen mit häufig wechselnden Gütern erheblich gestiegen. Auch weil der Gewichtsunterschied gegenüber Alu durch Verwendung dünnerer Stahlbleche deutlich gesunken sei. Andererseits gibt Stadler zu bedenken, dass man gerade bei den isolierten Mulden je nach Ausführung schnell auf 800 bis 1000 Kilo Gewichtsvorteil zugunsten der Alumulden käme. Insofern können sich die meisten Unternehmer hier sehr genau ausrechnen, ob das zusätzliche Ladungsgewicht die schwächere Oberfläche finanziell kompensiert. In Sachen Temperaturmessung bleiben die Cargobullen stur wie ein Elefant: Das Stechthermometer ist nach Stadlers Meinung die einzig sinnvolle Messmethode. Vor allem dann, wenn der Auftraggeber wegen vermeintlich zu kalter Ware nicht abladen lassen will: Wer dann in der Praxis von oben in die Mulde steigen muss, bekommt heiße Füße und trotzdem nur unbefriedigende Messergebnisse: "Haben wir alles schon gehabt!", kennt Stadler die Praxis. Zu beachten ist auch immer eine gewisse Verkrustung des Mischgutes an den kalten Rändern, was im Winter prinzipbedingt stärker auftritt. Auch das ist laut Stadler ein Grund für die Messung per Stechthermometer, das immer mindestens zwanzig Zentimeter lang sein sollte. Um auf der sicheren Seite zu sein, schalten die Asphaltbaufirmen dem Fertiger immer öfter einen Beschicker vor, der das Mischgut nochmals "durchknetet", bevor es in den Fertiger gelangt. Zu beachten ist bei der Alukastenmulde außerdem die geringere Ladehöhe als bei der Halfpipe. Entsprechend kann es vorkommen, dass einige Messstellen vom Material gar nicht oder nur teilweise überdeckt werden. Auch hier ergaben sich erst in der Praxis neue Erkenntnisse, die laut Stadler dazu führten, dass die Positionierung der Messpunkte im Nachhinein geändert wurde: Im Laufe der Entwicklung zog Schmitz diese noch weiter nach unten und innen. Nachdem die ersten Vorserienfahrzeuge im Einsatz überzeugten, wartet der Bayer jetzt auf weitere Rückmeldungen der Serienfahrzeuge aus der Praxis. Mit den beiden Mulden und der Nachrüstlösung per "Umhängelatz" wollen die Cargobullen für jedes Anforderungsprofil das Richtige anbieten. Neues bei nichtisolierten Kippern Aber auch die nichtisolierten Kipper entwickelte Schmitz weiter. Seit geraumer Zeit bietet man bereits die hydraulische Rückwandklappe an, die für rund 2000 Euro Aufpreis einen deutlichen Funktionalitätsgewinn mit sich bringt. Bei der Verriegelung wechselte Schmitz von den zwei Haken auf eine stabilere Verriegelung mit doppelt wirkenden Zylindern. Die Klappe wird zum Sperren nach unten gedrückt und soll so auch großen Brocken Stand halten, was die Cargobullen in der Praxis mit diversen Bruchsteinen probiert haben. Zum Pendeln muss die Klappe entsprechend angehoben werden, optional ist auch eine Verzieheinrichtung bestellbar. Wichtig war den Schmitz-Konstrukteuren eine absolut glatte Innenwand, die der Ladung keinen Angriffspunkt bietet. Dank langem Arm schwenkt die Klappe weit nach oben auf und lässt damit auch Brocken durchrutschen, die höher als die Mulde bauen. Der sauber schließende Deckel ist außerdem schlammdicht und soll auch Biertreber standhalten, der in seiner halbflüssigen Konsistenz laut Stadler auch schon Klappen mit vier Verriegelungshaken den Garaus gemacht haben soll. Die Bedienung erfolgt übrigens einfach und narrensicher: Man kann vorab am seitlichen Bedienpult einstellen, ob man pendeln oder klappen möchte (die Funktionen könnte man sich auch in die Kabine holen) und dann die Klappe per Knopfdruck bedienen. Gleiches gilt auch für das Schließen, wozu Schmitz den Fahrer durch die Anordnung am Bedienpult aus der Gefahrenzone geleitet. Zur Reparatur und Wartung sind "Serviceklappen" vorgesehen, die man abschrauben kann. Was in der Praxis eher selten vorkommen dürfte, da die Reklamationsquote mit der neuen Heckklappe laut Stadler "tatsächlich auf Null" gefallen sei. Alle Tests und Fahrberichte für Premium-Abonnenten www.verkehrsrundschau.de/testdatenbank Hintergrund Umbau der Gothaer Fertigung Die Cargobullen haben ernst gemacht: In Gotha entstehen tatsächlich nur noch Kipper und Curtainsider-Hängerzüge. Tatsächlich sieht man keine neuen Containerchassis mehr auf dem Hof und die vereinzelt noch abgestellten Schubböden dürften auch die letzten ihrer Art sein. Dafür erweitert und überarbeitet man das Kipperprogramm kontinuierlich. Druck bekommt Gotha dabei nicht nur von den etablierten, einheimischen Herstellern, die ihre Programme und Fertigungen ebenfalls optimierten. Sondern auch aus Polen, wo vor allem Wielton hochmoderne Schweißroboterstraßen installierte und seinerseits die Anstrengungen in Sachen Kipper erhöht. Entsprechend plant auch Schmitz die Erhöhung der Automatisierung und der Qualität, nachdem man die neu organisierte Vorfertigung jetzt abgeschlossen hat. In einem weiteren Schritt dürfte Schmitz dann die Rolliertechnik auf den Kipper übertragen, wofür man die Anlage in Altenberge nutzen könnte. gs