Rock'n'roll im Erzgebirge

Die Topografie des Erzgebirges hält viele steile Stiche und starke Gefälle bereit: Da braucht es schon mit 32 Tonnen Kraft. Davon bietet das jüngste "Werkzeug" der Firma Beringer Behälter jede Menge: Der 540 PS starke Volvo FH ist für sämtliche internen Springer-Aufgaben zuständig und in erster Linie zwischen den beiden Beringer-Werken im sächsischen Markersbach unterwegs. Doch genau diese Touren vom "unteren" zum "oberen" Werk haben es laut Fahrer Josef Knaus in sich: Denn am Steilstück auf der Strecke erwies sich der unbeladene 8x4-Vorgänger des 8x2 als wahrer Reifenfresser: Sobald es hier ein bisschen feucht war oder man nicht genug Schwung mitnahm, begannen die Hinterhufe schnell zu scharren. Das ist dank der Liftachse des neuen Autos Geschichte. Die kurzen Etappen fordern den FH stärker als die Streckenverkehre, für die er eigentlich gemacht ist. Maximalwerte lösen sich beim D13 ab Hier ist er dann auch ganz in seinem Element: I-Shift stuft zügig nach oben und punktet beladen wie unbeladen mit durchdachten Schaltsprüngen. Ab 1000 Umdrehungen stehen die vollen 2600 Newtonmeter Drehmoment bereit - in der Praxis zwingt den FH auch eine hohe dreistellige Tourenzahl nicht gleich in die Knie. Bei 1450 Umdrehungen löst dann die maximale Leistung das maximale Drehmoment ab, was dafür sorgt, dass der Schweden-Lkw sich auf den steilen Pfaden des Erzgebirges auch voll beladen souverän bewegen lässt. Auf das üppige Drehmoment verlässt sich auch I-Shift, was dazu führt, dass die automatisierte Schaltung den Schweden lange "stehen" lässt, bevor zurückgestuft wird. Entsprechend sollte man hier gerade an den eingangs erwähnten Steilstücken vorher manuell eingreifen. Umgekehrt muss man sich bewusst sein, dass I-Shift dem unbeladenen FH in der Ebene schnell Beine macht: Entsprechend sollte man das Gaspedal zart streicheln oder den Manövriermodus bemühen, wenn man auf dem Hof nicht unbedingt den Windhund herauslassen möchte. Bedienung "aus dem Handgelenk" Die Lenkung punktet auch bei diesem FH mit hoher Präzision und sauberen Rückstellmomenten. Gegen fiese Schwellen und Bodenwellen zeigt sie sich weitgehend resistent - selbst üble Schläge dringen nicht ins Lenkrad durch. Zusammen mit der ordentlichen Federung merkt man dem FH seine Fernverkehrsgene deutlich an. Trotzdem wird es auch bei ihm eng am Rahmen: Zwar hat er die typische, beifahrerseitig montierte Abgasbox mit Knick für Kranstützfüße, aus der senkrecht das Abgasrohr steigt. Zwischen Vorder- und Hinterachsen sitzt der Dieseltank, fahrerseitig liegen dort Hydrauliktank und Batterien, gegenüber des Abgastraktes ist fahrerseitig der AdBlue-Tank montiert. Da Beringer über den Batterien ein Ablagefach geordert hat, braucht man aber grazile Finger, falls man einmal an die elektrischen Kraftspender heran muss. Das gilt nicht für die Bedienung des Hiab-Abrollgerätes, dessen Fernsteuerung zentral neben dem I-Shift-Wählhebel in der Mitte liegt: Per Knopfdruck Rangiermodus aktivieren, den FH auf Position stellen, Nebenabtrieb dazu holen und es kann losgehen. Hiab hat die Fernsteuerung ergonomisch mittlerweile so weit optimiert, dass ein erfahrener Bediener das Absetzen und Aufnehmen des Behälters im Wortsinn "aus dem Handgelenk" schüttelt. Für bessere "Rücksicht" hat Beringer eine Kamera am Fahrzeugheck geordert, deren Bild im Zentraldisplay im Armaturenträger gezeigt wird. Das erleichtert das Handling im Einmannbetrieb erheblich. Die Panorama-Glasluke der geräumigen Globetrotter-Kabine erzeugt ein großzügiges Raumgefühl. Dazu trägt auch die Einzelbettausführung bei, die für zusätzliche Staufächer an der Kabinenrückwand Platz macht. Die versehen die Schweden wie die stirnseitigen Staukästen mit teuren und platzsparenden Rollos, die auch auf schlechten Straßen klapperfrei bleiben. Mittlerweile hat der FH 540 rund 40.000 Kilometer absolviert und die Erwartungen von Beringer "mehr als erfüllt", wie Uwe Dinstuhl, bei Beringer unter anderem für die Fahrzeugtechnik zuständig, angibt. Bislang gab es keinerlei Ausfälle und der Verbrauch liegt trotz Euro 6 mit demselben Fahrer um drei bis vier Liter unter dem des Vorgängers. Die Werkstatt als Zünglein an der Waage Ein weiteres sehr wichtiges Argument für den Volvo dürfte aber auch wie so oft die Werkstatt sein, in diesem Fall die TS GmbH Schwarzenberg, die laut Dinstuhl alle Arbeiten "professionell und schnell" erledigt. Professionell und schnell dürfte auch der Fahrer des FH 540 seine Arbeit erledigen, der für die "eisenharte" Arbeit des Erzgebirges gut gerüstet ist.

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