Hamburg. Was seit Monaten zwischen den großen Containerlinien als Preiswettbewerb auf den Weltmeeren ausgetragen wird, hat mit rationalem Verhalten nichts mehr zu tun. Hermann Ebel, Gründer und Chef der Hamburger Hansa Treuhand-Gruppe, verfolgt nach eigenen Aussagen, jedenfalls nur ungläubig den Preiskampf unter den führenden Containercarriern. „Wir haben es de facto mit einem Preiskrieg auf den Ozeanen zu tun", sagte Ebel im Gespräch mit Journalisten. Es gehe nur „um Marktanteile" .
Dennoch ist Ebel davon überzeugt, dass ein solcher Preiswettbewerb nicht mehr lange durchgehalten werden kann. „Verluste kann sich keiner auf Dauer leisten", sagte Ebel. „Erste Signale" für ein Umdenken seien erkenn- und vernehmbar. Der erfahrene Reeder und Chef eines der ältesten deutschen Schiffsemissionshäuser rechnet spätestens im Laufe des Frühjahrs 2012 mit einer Kurskorrektur bei den Raten.
Die Hansa Treuhand-Gruppe ist nach Ebels´ Aussagen „recht gut" durch das laufende Geschäftsjahr gekommen. Damit zahlte sich die auf Langfristigkeit angelegte Strategie, sei es bei der Flottenentwicklung, den Ausschüttungen an die Anlieger oder der Kredittilgung bei den Schiffsfinanzierungen, einmal mehr aus. Die als Folge der Schifffahrtskrise 2008/2009 bei einer kleinen Anzahl von Schiffen vorzunehmenden Restrukturierungen seien mit Augenmaß und großem Realismus betrieben worden. Ebel: „Wir hatten uns bereits im Frühjahr 2009 jedes einzelne unserer Schiffe angesehen und alles genau durchgerechnet." Dieses Vorgehen habe sich bestens bewährt, so dass es heute keinen Problemfall gibt. Rechnerisch weise die Gesamtflotte immer noch einen soliden Tilgungsvorsprung auf.
Die eigene Flotte wird bis 2012 moderat ergänzt. Bereits im Januar 2012 wird die Schifffahrts-Gruppe einen 3500 Standardcontainer (TEU) fassenden Frachter mit eigenem Ladegeschirr in Empfang nehmen. Für das Schiff liege bereits ein Chartervertrag vor. Im Mai folge dann ein Schwesterschiff. Im Laufe von 2013 würden dann vier weitere, jeweils 4800-TEU tragende Schiffe in Dienst gestellt. Bei diesen Frachtern handelt es sich um Schiffe, die bereits die neue, sich in der Weltschifffahrt schrittweise durchsetzende neue Rumpfform erhalten.
Ebel räumte ein, dass seinem Unternehmen inzwischen verschiedene Angebote von Bestandsschiffen aus anderen Eigentümer-Strukturen „angeboten" worden seien. Solche Offerten schaue man sich auch an. Ob man sich zur Übernahme entscheidet, das hänge von sehr strengen Kriterien ab. Ebel: „Mit reinen Neubauten hätten wir ein Problem."
Neben dem Anlageobjekt Schiff kümmert sich die Hansa Treuhand-Gruppe seit 2009 auch um Flugzeuge. „Wir haben jetzt unseren dritten Airbus A 380 übernommen", berichtete Vorstandsmitglied Sönke Fanslow. Auch für diese Maschine habe man die bestens etablierte Luftverkehrsgesellschaft Emirates gewinnen können. Ein vierter Riesen-Airbus befinde sich derzeit in der Platzierung. (eha)