Hamburg. Die Verkehrsinfrastruktur der Hansestadt Hamburg ist seit Jahren überstrapaziert. Mit der jetzt vorgestellten Projektliste für den Bundesverkehrswegeplan 2015 (BVWP) will die Hansestadt den drohenden Kollaps verhindern und mit Bundeshilfe die Substanz erhalten bzw. ausbauen: „Sämtliche Anmeldungen sind durch bereits vorhandene oder in Kürze zu erwartende Kapazitätsüberlastungen begründet,“ charakterisiert Wirtschafts- und Verkehrssenator Frank Horch die Hamburger Projektliste.
Dauerbrenner Y-Trasse
Beim Schienenverkehr steht der Dauerbrenner Y-Trasse von Hamburg/Bremen nach Hannover erneut ganz oben. Zwischen-Projekte sollen die Wartezeit überbrücken, etwa der Ausbau der eingleisigen Streckenabschnitte Rotenburg/Wümme – Verden und Nienburg/Weser – Minden. Knapp zwei Dutzend Einzelmaßnahmen würden dem Eisenbahnknotenpunkt Hamburg und der Hafenbahn Luft verschaffen, zusammengefasst in die drei Gruppen „Harburg-Maschen“, „Hauptbahnhof Hamburg in Richtung Berlin“ und Folgeprojekte nach „Realisierung Y-Trasse“. Da die Pufferkapazität der bestehenden Hafenbahn praktisch zum Erliegen gekommen ist, sind im Zulauf neue Kapazitäten vorgesehen. Im überregionalen Schienen- und Hafenhinterland-Verkehr kommt es zur Entlastungsstrecke Stendal-Magdeburg-Leipzig-Regensburg, von der Bundesbahn als „Wachstumsprogramm Ost“ schon durchgeplant. Die Verbindung nach Skandinavien (Fehmarnbelt-Tunnel) soll bis Puttgarden zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert werden.
Elbvertiefung und Ausbau Nord-Ostsee-Kanal
Die „Fahrrinnenanpassung“ der Elbe bleibt der Zustimmung durch das Bundesverwaltungsgericht im November vorbehalten; Hamburg unterstützt nachdrücklich Sanierung und Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals, die vom Nachbarland Schleswig-Holstein betrieben wird.
Die Staustrecke A 7 südlich des Autobahn-Elbtunnels soll bis zum Dreieck HH-Süderelbe auf acht Spuren erweitert werden, ebenso die A 1 von Hamburgs Osten bis zur Landesgrenze Niedersachsen. Die A 26 verbindet vierspurig die A 7 mit der A 1 - damit würde die heiß ersehnte „Hafenquerspange“ Wirklichkeit. Hamburg unterstützt seine Nachbarländer auch beim Neubau der A 20 (Niedersachsen) und der A 21 (Schleswig-Holstein).
Bis Ende März müssen die Länderanmeldungen zum BVWP 2015 in Berlin vorliegen; Hamburgs unmittelbare Nachbarn Schleswig-Holstein und Niedersachsen hatten ihre Listen bereits aufgestellt. Aus Hannover aber ist zu vernehmen, dass die neue rot-grüne Regierung das von der Vorgängerregierung beschlossene Paket nochmals bewerten will. Der zuständige Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hatte sich vor Monatsfrist über die schleppende Umsetzung der früheren Pläne mokiert; jetzt wolle er mit „Wunschkatalogen“ Schluss machen und nur noch Anmeldungen mit „echten Umsetzungschancen“ aufnehmen. (cfd)