Hamburg. Hamburgs Hafenkapitän Jörg Pollmann sieht nach der Blockade des Suezkanals zwar viel Schiffsverkehr auf die Hansestadt zukommen, rechnet aber keineswegs mit Staus vor Europas drittgrößtem Hafen. „Ab der nächsten Woche erwarten wir, dass die Hütte voll wird“, sagte Pollmann der Deutschen Presse-Agentur. Die Zahl der Liegeplätze sei natürlich begrenzt. „Aber nach allen Informationen für die nächsten zehn Tage ist dennoch von einem normalen Ablauf auszugehen.“ Möglicherweise müsse das eine Schiff etwas verzögert, das andere etwas beschleunigt werden. „Doch das ist normal. Ein Stau im Hamburger Hafen ist im Moment aber nicht absehbar.“
Das sei ja nicht wie in der Urlaubszeit, wenn alle gleichzeitig im Pulk auf der A 7 in Richtung Süden fahren, sagte Pollmann. „Wir wissen, wann die Schiffe welchen Hafen anlaufen und wie viel Ladung sie umschlagen wollen.“ Üblicherweise würden die Schiffe fünf Tage im Voraus so koordiniert, dass sie zu exakt der Zeit in Hamburg ankämen, zu der auch ein Liegeplatz frei sei.
Pollmann räumte ein, dass es in Einzelfällen zu Verzögerungen kommen könne und ein Schiff dann in der Deutschen Bucht ankern müsse. Dabei werde aber niemand überrascht. „Die Reeder wissen ganz genau, was auf sie zukommt.“ Passten einem Reeder dann die vorgegeben Zeiten nicht, könne er immer noch umdisponieren. „Dann kann es sein, dass er statt Rotterdam zuerst Hamburg anläuft oder aber die gesamte Ladung in einem anderen Hafen löscht.“
Unterschiedliche Gründe für mehr Schiffe an manchen Stellen in der Nordsee
Pollmann sprach von einem eingespielten System. „Damit vermeiden wir dann auch Staus.“ Dass sich an manchen Stellen in der Nordsee Schiffe ballten, habe auch nichts mit Staus zu tun. Die lägen dort aus unterschiedlichsten Gründen auf Reede, etwa für Reparaturarbeiten oder weil sie auf neue Aufträge warteten oder tatsächlich noch nicht in den Bestimmungshafen einlaufen könnten. Manche seien auch schlicht zu früh dran und müssten dann eben außerhalb ausharren, bis der vereinbarte Liegeplatz frei sei. „Im Moment haben wir aber keine Schiffe, die nicht einlaufen können“, betonte Pollmann.
Daran ändere auch die siebentägige Blockade des Suezkanals durch den 400 Meter langen Containerfrachter „Ever Given“ Ende März nichts. Pollmann betonte, es wollten jetzt ja auch nicht alle Schiffe sofort nach Hamburg. Die knapp 400 ehedem im Stau stehenden Frachter verteilten sich weltweit. „Die einen wollen ins Mittelmeer, andere nach Afrika und wieder andere in die USA oder nach Asien“, sagte Pollmann.
„Das bei uns auflaufende höhere Aufkommen wird von uns sauber abgearbeitet“, sagte Pollmann. „Wir springen da jetzt nicht in Schrank und sagen „Oh Gott, was denn nun?“, sondern wir reagieren professionell und flexibel.“ Der Hafenkapitän wies darauf hin, dass die Häfen miteinander vernetzt seien und sich abstimmten. „Die Schiffe sind exakt getaktet und fahren dann auch so. Und genau das gleiche passiert bei den Terminals.“ Die wüssten auch genau, was be- und entladen werden solle und wie viel Zeit sie dafür brauchten. „Da greift eins ins andere.“ (dpa/ja)