Le Havre. Frankreichs zweitgrößter Seehafen, Le Havre, hat beim Seegüterumschlag des vergangenen Jahres einen spürbaren Dämpfer hinnehmen müssen. Mit einem Gesamtumschlag von 68,5 Millionen Tonnen bleibt das Ergebnis um gut vier Prozent hinter dem des Jahres 2010 zurück, teilte die Hafenverwaltung GPMH (Grand Port Maritime Le Havre) am Dienstag mit. Vom Rückgang waren fast alle wichtigen Gütersegmente betroffen. Die wesentliche Ursache für diese Entwicklung sieht der GPMH in einer mit dem zweiten Halbjahr 2011 einsetzenden Konjunkturabschwächung sowie schwächeren französischen Exporten. Mittel- und längerfristig wirkende Wachstumsimpulse erwartet der Hafenbetrieb durch die jetzt in Paris gemeinsam mit Rouen und Paris begründete Hafenkooperation „Haropa".
Flüssiggut wie Öl und Ölerzeugnisse und containerisierte Ladung stellen den mit Abstand größten Anteil am Gesamtumschlag dar, nämlich gut 92 Prozent. An Flüssigladung wurden im Berichtszeitraum gut 41,4 Millionen Tonnen verarbeitet, während es an Containerladung gut 21,6 Millionen Tonnen waren.
MSC bekommt das letzte Teilstück des Port 2000
Der Containerumschlag erfolgt über mehrere Anlagen in dem langgezogenen Hafen am Ein- beziehungsweise Ausgang zum Ärmelkanal. Paradepferd des Containerumschlags ist der Container-Terminal-Komplex „Port 2000". Hier werden vor allem die Großcontainerschiffe mit mehr als 10.000 TEU (Standardcontainer) abgefertigt. Die wird seit November 2011 um einen weiteren „dedicated" Terminal-Abschnitt ergänzt. Der für den Hafen wichtige Reedereikunde MSC wird das letzte, rund 700 Meter lange Teilstück des Terminalkomplexes im Rahmen eines Joint-Ventures nutzen. In das Vorhaben fließen nochmals rund 160 Millionen Euro. Mit der Inbetriebnahme dieses Schlussabschnittes im späten Frühjahr erstreckt sich die Kaifront des „Port 2000" auf rund 4,2 Kilometern. 2011 wurden über Le Havre rund 2,2 Millionen TEU umgeschlagen, ein Rückgang von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders schmerzhaft war für den Normandie-Hafen der Verlust im Transshipment-Segment, der sich auf rund 28 Prozent belief.
Der Massengutbereich behandelte rund 27,5 Millionen Tonnen Rohöl. Le Havre ist nach dem Mittelmeerhafen Marseille der zweitgrößte französische Erdöl-Importhafen. Der Rückgang von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr ist neben der bereits erwähnten Konjunkturabschwächung auch einer geplante, umfangreichen technischen Revision und Umbauten des Raffineriekomplexes des Total-Konzerns geschuldet. Das Unternehmen investiert in dieses Maßnahmenpaket rund 740 Millionen Euro. An Rohölerzeugnissen wurden im Berichtszeitraum gut 11,7 Millionen Tonnen umgeschlagen, ein Minus von zwei Prozent gegenüber 2010. An Flüssigchemikalien gingen gut 1,7 Millionen t über die Kaikanten (minus zwei Prozent). Das Segment „trockenes Massengut" pendelte sich bei 3,1 Millionen Tonnen ein und lag damit um gut zehn Prozent unter dem Vorjahrsniveau.
Fahrzeugumschlag bescherte dem Hafen deutliche Zuwächse
Der Fahrzeug- beziehungsweise Ro/Ro-Umschlag gab dem Hafen Anlass zur Freude. Mit rund 365.000 Fahrzeugen wurden 2011 gut acht Prozent mehr Fahrzeugeinheiten bewegt als 2010. Um auf weiteres Wachstum vorbereitet zu sein, wurden die Flächen für den Ro/Ro-Umschlag 2011 um weitere zehn Hektar aufgestockt, so dass jetzt gut 80 Hektar zur Verfügung stehen. Der Hafen erwartet, dass bis 2015 gut 500.000 Fahrzeuge aller Art über Le Havre umgeschlagen werden.
Nur wenig Bewegung gab es im Ärmelkanal-Fracht-Verkehr. Im Berichtszeitraum wurden gut 25.560 Frachteinheiten ver- beziehungsweise entladen. (eha)