Paris/Le Havre. Dem Trend zur Gründung von nationalen Hafenkooperationen schließen sich jetzt verschiedene Hafenstandorte im Nordwesten Frankreichs an. Le Havre, als die Nummer zwei unter den französischen Seehäfen (Platz 1: Marseille, d. Red.), sowie die ebenfalls an der Seine gelegenen Häfen Rouen und Paris, haben jetzt in der französischen Hauptstadt den Hafenverbund „Haropa" begründet. Die Bezeichnung leitet sich aus den Namen der drei Hafenstandorte ab.
Ein wichtiges Ziel dieser Zusammenarbeit bestehe darin, die Wettbewerbsposition der drei französischen Häfen vor allem gegenüber den Benelux-Häfen, ansatzweise aber auch gegenüber den beiden großen norddeutschen Universalhafenstandorten zu verbessern. „Wir wollen aber auch gegenüber der Kundenschaft in Übersee im Rahmen eines „On-Stop-Shop-"-Modells besser ansprechbar sein", präzisierte Laurent Castaing, Managing Director des Grand Port Maritime Le Havre (GPMH). Gemeinsam mit seinen Kollegen vom Hafen Paris, Hervé Martel, sowie Rouen, Pilippe Deiss, stellte der in Paris das Konzept vor.
Kein Wettbewerb untereinander, sondern ideale Ergänzung
Der Gründung des Hafenverbundes, der sich auch an der im Spätherbst 2009 in Hamburg ins Leben gerufenen Elbe-Häfen-Kooperation orientiert, gingen intensive Gespräche zwischen den drei beteiligten Häfen voraus. „Der Wille zur engeren Kooperation wurde auch dadurch erleichtert, dass sich diese drei Häfen in keinem direkten Wettbewerb zueinander befinden. Im Gegenteil: Wir ergänzen uns in geradezu idealer Form", betonte Laurent Castaing, Managing Director des Hafens Rouen. Er wird im ersten Jahr den Vorsitz in der Kooperation einnehmen.
Diese Spitzenposition wird dann im jährlichen Wechsel neu besetzt. So bringt Le Havre vor allem seine große Kompetenz im Übersee-Containergeschäft ein. Der Hafen hat in den zurückliegenden Jahren dieses Segment im hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich ausgebaut. Paradepferd ist der neue, direkt am seeschifftiefen Wasser gelegene Containerterminal-Komplex „Port 2000". Er wurde phasenweise gebaut und steht jetzt vor der Inbetriebnahme der letzten Ausbaustufe. Dann stehen insgesamt 4,2 Kilometer Kaimauer plus entsprechende Containerbrücken-Suprastruktur zur Verfügung. Die Umschlagkapazitäten sind dann für rund sechs Millionen Standardcontainer (TEU) ausreichend.
Zum Vergleich: Der inzwischen vollständig abgeschlossene Containerkomplex in Bremerhaven bringt es auf eine in sich geschlossene Kaimauer von fünf Kilometer – weiterhin die längste der Welt. Der Terminalkomplex ist so bemessen, das hier auch die Containerschiffe mit mehr als 10.000 TEU problemlos abgefertigt werden. Die Wassertiefe gibt der Hafen mit rund 18 Metern an. 2011 wurden in Le Havre rund 250 XXL-Containerschiffe behandelt. Ein weiteres wichtiges Umschlaggut Le Havres stellt Öl dar. Hinzu kommen Fährverkehre.
Der Seine-Hafen Rouen gilt unter den französischen Seehäfen als Spezialist in Sachen Agrarerzeugnisse, allen voran Getreide, sowie massenhaftes Stückgut. Dritter im Bunde ist Paris. Der Hafen der französischen Hauptstadt bildet gemeinsam mit dem belgischen Lüttich und dem deutschen Duisburg das Spitzenfeld unter den europäischen Binnenhäfen. Das französische Hafendreigestirn bringt es auf rund 130 Millionen Tonnen im Jahr.
Hinterland-Verbindungen sollen weiter optimiert werden
Zu den wichtigen Aufgaben des Hafentrios, dessen Gründung in den französischen mit sehr großer Aufmerksamkeit begleitet wurde, gehört die Bündelung der Marketing-Aktivitäten in Übersee, aber auch in Europa. Hier soll außerhalb Frankreichs unter anderem in Süddeutschland und der Schweiz für die drei Häfen geworben werden.
Eine weitere Aufgabe besteht auch in einer gemeinsam organisierten Logistik- und Hafenflächenvermarktung. In den drei Hafenstandorten stehen derzeit rund 14.000 Hektar Fläche für Neuansiedlungen in diesem Segment zur Verfügung.
Schließlich geht es den drei Partnern darum, die Qualität der Hinterland-Verbindungen und das dazugehörige Angebot deutlich zu verbessern. Das gilt vor allem für den Bahnverkehr, der auch aufgrund von bestehenden Leistungsdefiziten der Französischen Staatsbahnen SNCF seit Jahren rückläufig ist. Hier sehen die Beteiligten im gezielten Anwerben von neuen Bahn-Operateuren eine Chance, den Anteil der Bahn am Seehafen-Hinterland-Verkehr längerfristig wieder zu steigern. Ebenfalls von Bedeutung ist der Binnenschiffsverkehr. Die Seine erlaubt den Einsatz von Containerschub-Verbänden. Der „nasse" Verkehrsträger erfreut sich dank einer kontinuierlichen Leistungsverbesserung und Angebotserweiterung seit Jahren eines kontinuierlichen Wachstums. (eha)