Rotterdam/Hamburg. Der Betreiber des Hafens in Rotterdam erwartet die ersten aus Japan kommenden Containerschiffe nicht vor Mitte April. Aufgrund der aktuellen Lage in Japan arbeiten die holländischen Behörden und Unternehmen bereits an einer gemeinsamen Vorgehensweise für den Ernstfall, sagte Minco van Heezen, Pressesprecher des Hafens Rotterdam, zur VerkehrsRundschau. Dies beziehe sich insbesondere auf die Schiffseinfahrt in den Hafen, bevor die Ladungen gelöscht würden. Die meisten Container, die den Hafen passieren, würden ohnehin schon seit zehn Jahren mithilfe von zahlreichen Geigerzählern und Paneelen auf Radioaktivität untersucht. „Außerhalb der Container darf nichts strahlen", betonte van Heezen.
Am Hamburger Hafen ist die Innenbehörde für die Causa „Radioaktivität" zuständig. Laut dem Pressesprecher der Behörde, Ralf Kunz, hat Hamburg bisher keine speziellen Vorsichtsmaßnahmen für den Fall der Einfuhr von kontaminierten Containern aus Japan getroffen.
Die Gesundheitsbehörde Hamburg nannte auf Anfrage der VerkehrsRundschau hingegen zusätzliche ergriffene Vorsichtsmaßnahmen: Die Voranmeldefrist wurde für aus Japan kommende Schiffe von einem auf zwei Tage hochgesetzt. Zudem müssten Reedereien angeben, in welchen Häfen sie vorher kontrolliert wurden. Ralf Kunz erklärte die entspannte Haltung seiner Behörde: „Bevor Lieferungen bei uns ankommen, werden andere europäische Häfen wie Antwerpen oder Rotterdam angesteuert. Dort wird schon kontrolliert". Eine Direktverbindung zwischen Hamburg und Japan gibt es nicht. Die Radioaktivitätskontrollen in Hamburg verlaufen nach wie vor stichprobenartig mit Geigerzählern, Paneelen und Containerröntgenanlagen. Letztlich verlässt man sich aber auf die Kontrollen in Rotterdam.
Für Lebensmittel gäbe es ohnehin eine EU-Eilverordnung, die besagt, dass alle aus Japan stammenden Lebensmittel zu 100 Prozent auf Radioaktivität untersucht werden müssen, teilte die Innenbehörde mit. Rico Schmidt, Pressesprecher bei der für Lebensmitteleinfuhren zuständigen Gesundheitsbehörde in Hamburg sieht radioaktiv verseuchte Waren als marginale Bedrohung. In Hamburg kommen „nur sechs Container pro Jahr ungefähr aus Japan". Daher sei eine Bedrohung „ein rein theoretisches Problem, das sich praktisch gar nicht stellt." Man gehe auch nicht davon aus, dass aus dem betroffenen Katastrophengebiet überhaupt Lebensmittel exportiert würden.
Für den Ernstfall des Eintreffens von atomar verstrahlter Ware erklärte Schmidt die momentane theoretische Handhabe: „Sollte Kontaminiertes an Bord sein, werden die Schiffe abgewiesen." Die Innenbehörde Hamburg hat eine Expertenkommission eingerichtet, die über die weitere behördliche Zuständigkeit bei konkreten Verdachtsfällen entscheiden soll. „Es ist keine endgültige Lösung, ein Schiff mit kontaminierter Ladung wegzuschicken", sagte Kunz. Man müsse auch an die Schiffsbesatzung denken.
Der Deutsche Zoll in Hamburg teilte auf Anfrage der VerkehrsRundschau mit, dass Radioaktivitätskontrollen seit Tschernobyl im Jahr 1986 zur Bekämpfung von Atomschmuggel durchgeführt werden. Routinemäßig werden Stichproben genommen. Zoll-Sprecher Michael Rietz sagte: „Natürlich sind wir sensibilisiert, aber im Moment ist das Thema aufgebauscht." (jko)