Berlin. Die Deutsche Bahn hat vor allem wegen der Krise des Güterverkehrs ihren ersten Verlust seit über zehn Jahren eingefahren. Der Konzern schloss das Jahr 2015 mit einem Minus von 1,3 Milliarden Euro. „Wir haben nicht das erreicht, was wir uns vorgenommen hatten“, räumte Bahnchef Rüdiger Grube auf der Bilanzpressekonferenz ein. Besonders beim Güterverkehr habe er zu spät reagiert.
Der Schienengüterverkehr sei im vergangenen Jahr die „größte Baustelle“ des Konzerns gewesen. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) sank 2015 auf 1,76 (2014: 2,1) Milliarden Euro. Nach den Worten des Vorstandschefs belastete der Streik der Lokführergewerkschaft GDL das Ergebnis mit 300 Millionen Euro. Der Umsatz stieg zwar erstmals leicht über 40 (39,7) Milliarden Euro, was aber auf Währungseffekte zurückgeführt wird. Berichte über eine bevorstehende Schließung von über 400 Güterverkehrsstellen wurden von DB-Vorstand Berthold Huber zurückgewiesen. Diese stünden auf dem Prüfstand was nicht automatisch eine Schließung bedeute. Derzeit würden Gespräche mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG geführt, die einen Wegfall von jeder vierten Stelle befürchtet.
Zurückhaltend äußerte sich DB-Finanzvorstand Richard Lutz zu Fragen zu einem möglichen Verkauf von Anteilen von DB-Schenker und der Auslandstochter DB Arriva, um den Schuldenstand zu verringern. „Wir sind in ausgesprochen engen und konstruktiven Gesprächen mit unserem Eigentümer. Wenn diese abgeschlossen sind, werden wir in den Aufsichtsrat gehen und das Konzept und die weiteren Vorbereitungsaktivitäten beschließen und dann die Öffentlichkeit informieren“. Für das laufende Jahr erwartet der DB-Vorstand wieder schwarze Zahlen. „Wir gehen davon aus, dass sich das Jahresergebnis oberhalb von 500 Millionen Euro einpendeln wird“, betonte Lutz.
Angesichts der negativen Bilanz forderte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) die Bahn auf, Qualität und Service zu verbessern und den Konzernumbau voranzutreiben. „Die Bah muss investieren, modernisieren, digitalisieren“. So könne das Unternehmen auch wieder erfolgreicher werden. Auf die Krise hatte Grube im vergangenen Jahr mit dem Austausch mehrerer Vorstände reagiert, auch der Chef der Güterbahn musste gehen. (jök)