Hamburg. Die Bahn war nach Ansicht von Unternehmens-Chef Rüdiger Grube vor der geplanten Börsennotierung nicht reif für den Gang aufs Parkett. „Wäre der Börsengang im Oktober 2008 geglückt, dann hätten wir schnell ein Problem bekommen“, sagte Grube in einem Interview der „Financial Times Deutschland“ (Montagausgabe). Der Konzernchef sieht den Grund für die mangelnde Börsenreife zwar nicht bei der Bahn selbst, sondern bei den Zugherstellern, die mangelhafte Fahrzeuge geliefert hätten. „Aber der Aktienkurs hätte darauf keine Rücksicht genommen“, sagte Grube. Eine klare Absage erteilte Grube den Plänen der Regierungspartei FDP, die Logistiksparte Schenker aus dem Konzern zu lösen und separat zu privatisieren. „Da mache ich nicht mit“, sagte der Bahn-Chef. „Ich stehe ohne Wenn und Aber für den integrierten Konzern.“ Im Streit um die so genannte „Streichliste“ wichtiger Schienenprojekte, deren Finanzierung ungeklärt ist, deutete Grube eine Überprüfung der Vorhaben auf ihre Wirtschaftlichkeit an: Sein Fokus liege auf Projekten, „bei denen es klare Kosten- und Nutzenrechnungen gibt“. Vergangene Woche hatte eine Bahn-interne Aufstellung von 46 vordringlichen Infrastrukturvorhaben für Aufregung gesorgt, die bis 2025 aus Geldmangel keine Chance auf Umsetzung haben. Vor der Präsentation der DB-Jahresbilanz am 25. März erläuterte Grube bereits einige Ergebnisse des Jahres 2009: Demnach sank der Umsatz des Konzerns um rund 12 Prozent. Dies entspräche einem Erlös von etwa 29,5 Milliarden Euro. In der Logistik seien zumindest ab September wieder durchgehend schwarze Zahlen geschrieben worden - auch im besonders von der Krise betroffenen Schienengüterverkehr. Den Schaden, der dem Unternehmen in den nächsten zwei bis drei Jahren noch aus den anhaltenden Problemen mit ICE-Achsen entstehen wird, bezifferte Grube auf insgesamt etwa 350 Millionen Euro. (dpa)
Grube: Bahn war nicht börsenreif
Bahnchef: „hätten schnell ein Problem bekommen“ / Grund liegt bei Zugherstellern, die mangelhafte Fahrzeuge lieferten