Nach dem Güterzugunfall im Gotthard-Basistunnel am 10. August hat das Schweizerische Bahnunternehmen SBB die Oströhre um Mitternacht auf den 23. August wieder für den Güterverkehr freigegeben. Laut SBB sind die ersten Züge kurz danach durch den Tunnel gefahren.
Das Bahnunternehmen hat ein Einspurkonzept erarbeitet. Es sieht vor, dass vier Güterzüge nacheinander durch den Basistunnel verkehren. Anschließend können die Oströhre vier Güterzüge in der Gegenrichtung nutzen.
100 Güterzüge pro Tag durch die Oströhre möglich
Insgesamt können somit knapp 100 Güterzüge pro Tag durch den Basistunnel fahren, so die SBB. Rund 30 werden über die Panoramastrecke umgeleitet. Die maximale Kapazität über die Gotthard-Achse konnte das Unternehmen damit gegenüber der letzten Information weiter erhöhen. Sie beträgt damit 130 Güterzüge.
Am 18. August waren die Schweizer noch davon ausgegangen, dass ab dem 23. August rund 90 Güterzüge pro Tag durch den Basistunnel verkehren könnten, zusätzlich rund 20 Züge über die Panoramastrecke. Das wären 110 Güterzüge gewesen, die über Gotthardachse unterwegs gewesen wären.
2022 verkehrten laut dem Unternehmen im Herbst an Werktagen durchschnittlich rund 120 Güterzüge täglich durch den Basistunnel. Zu Umleitungen über die Lötschberg-Simplon-Achse werde es dennoch weiter kommen.
Arbeiten im Basistunnel
Damit der Güterverkehr pünktlich wieder aufgenommen werden konnte, haben die Einsatzkräfte bis zum 18. August das stark beschädigte Spurwechseltor durch ein mobiles Tor ersetzt und somit die notwendige Trennung der Luftzirkulation zwischen den Röhren hergestellt.
In den letzten Tagen hat das Bahnunternehmen erfolgreich Testfahrten in der Oströhre durchgeführt. Das mobile Tor, das als Ersatz für das stark beschädigte Spurwechseltor dient, hat sich bewährt, so die Schweizer. Damit sei ein sicherer Betrieb des Güterverkehrs in der Oströhre und das sichere Arbeiten an der Unfallstelle in der Weströhre gewährleistet.
Die zeitaufwändigen Räumungsarbeiten an der Unfallstelle sind im Gang. Die Mehrzahl der 16 entgleisten Wagen befindet sich nach wie vor in der Weströhre. Mehrere Wagen sind so stark zerstört, dass sie vor dem Abtransport noch im Tunnel zerlegt werden müssen. Parallel zu den Räumungsarbeiten plant die SBB die Reparatur der Bahnanlagen.
Verkehrslage nach der Öffnung der Oströhre
Die Öffnung der Oströhre bedeutet mehr Flexibilität und eine Entlastung der Güterkunden, so das Bahnunternehmen. Primär werden erst einmal die im In- und Ausland abgestellten Transitzüge, die auf Grund der Eckhöhe nicht über die Panorama-Strecke umgeleitet werden konnten, durch die Oströhre verkehren.
Bis alle beschädigten Teile der Bahnanlagen ersetzt sind, werde es mehrere Monate dauern, erklären die Schweizer. Sie gehen davon aus, dass voraussichtlich Anfang 2024 beide Tunnelröhren wieder eingeschränkt für den Bahnverkehr nutzbar sind.
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