Zürich/Lugano. Ein Jahrhundertbauwerk ist am Netz: Mehr als ein halbes Jahr nach der feierlichen Eröffnung hat die Schweiz den Gotthard-Basistunnel in Betrieb genommen. Der erste reguläre Passagierzug rollte am frühen Sonntagmorgen von Zürich aus in Richtung Lugano. Dank des gigantischen Bauwerks verkürzt sich die Reisezeit von Nord nach Süd um mehr als 30 Minuten.
Die erste offizielle Fahrt durch den 57 Kilometer langen Tunnel dauerte nur etwa 17 Minuten. Insgesamt sollen täglich rund 50 Personen- und bis zu 260 Güterzüge durchs Gebirge rollen.
Güterzug blieb stecken
Am Sonntagnachmittag kam es zu einer kleinen Panne, als ein Güterzug in dem neuen Tunnel steckenblieb. Dies sorgte am ersten regulären Betriebstag für Verspätungen auf der Gotthard-Achse. Der Güterzug wurde abgeschleppt. Nach rund zwei Stunden normalisierte sich der Verkehr wieder. Der Vorfall ereignete sich gegen 15.30 Uhr. Grund für die Panne war eine Störung an der Lok des Güterzugs, wie die schweizerische Nachrichtenagentur SDA berichtete.
Ein Personenzug Richtung Norden, der unmittelbar auf den steckengebliebenen Güterzug folgte, konnte diesen zwar überholen, verspätete sich aber um zwölf Minuten. Ein anderer Personenzug musste auf die Bergstrecke ausweichen und verspätete sich so etwa 40 Minuten. Weitere Züge verspäteten sich um sieben bis acht Minuten, wie eine Sprecherin der Schweizer Bahn (SBB) sagte.
Der Gotthard-Basistunnel war nach 17 Jahren Bauzeit bereits am 1. Juni mit einem Festakt eröffnet worden. Hochrangige Gäste reisten damals zu den Feierlichkeiten - etwa Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Ehe der Tunnel aber für den allgemeinen Bahnverkehr freigegeben werden konnte, standen noch etliche Probedurchläufe an. Insgesamt 5000 Testfahrten wurden absolviert.
„Wir haben lange trainiert und freuen uns, dass es jetzt endlich losgeht”, sagte der SBB-Chef Andreas Meyer. Der Gotthard-Basistunnel ist das Herzstück der „Neuen Eisenbahn-Alpentransversale” (NEAT). (dpa)