Go for Gold

Go for Gold in South Korea war der Olympia-Song 1988. Heute könnte die Textzeile auch lauten Go for Gold in Neuss, Go for Gold in Bingen oder Go for Gold in Heddesheim und sich so zur Hymne der ökologisch-korrekten Logistikimmobilien wandeln. Denn, an all diesen Orten stehen nach dem Gold-Standard der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) zertifizierte Lagerhallen, die von Logistikdienstleistern genutzt werden. Meist werden Logistikimmobilien allerdings nach dem Silber-Standard zertifiziert, da der Gold-Standard eher zu Bürogebäuden passt und den Aufwand noch einmal deutlich erhöht. Nach Gold gestrebt hat der Logistikdienstleister Group7. Er ist einer der Nutzer des vom Entwickler Immogate gebauten Logistikzentrums in Neuss. Dem hat die DGNB Anfang September die Goldmedaille umgehängt. "Wir hatten drei Gründe für ein derart hoch zertifiziertes Gebäude. Vorteile bei Ausschreibungen, geringere Nebenkosten und unsere Firmenphilosophie", sagt Günther Jocher, Vorstand der Group7 und von Immogate. Ganz umsonst gibt es weder die Medaille noch die Vorteile einer nachhaltigen Immobilie. Anders als bei Olympia ist sie bei Lagerhallen ganz legal käuflich zu erwerben. Einen niedrigen fünfstelligen Betrag hat die Zertifizierung durch die DGNB gekostet. Hinzu kam eine ähnliche Summe für die vorbereitende Zusammenarbeit mit einer Beratungsfirma. Nebenkosten runter Am stärksten schlagen jedoch die erhöhten Baukosten zu Buche. Den Gesamtmehrpreis für eine einfache Halle nennt Jocher nicht. Aber ein Beispiel: "Im Vergleich zu herkömmlichen T8-Lampen hat die verbaute LED-Beleuchtung 200.000 Euro mehr gekostet." Geld, das sich lohnt: "Die LED-Lampen verbrauchen 30 Prozent weniger Strom und tragen so einen großen Teil zu den gesamten Stromeinsparungen bei", sagt Jocher. Weitere energiesparende Maßnahmen sind unter anderem der Einsatz von Gas-Dunkelstrahlern zum Heizen und hochwertige Dämmstoffe für die Fassade. Überdurchschnittliche Werte bei der Beurteilung durch die DGNB konnte das Logistikcenter auch in den Bereichen Trinkwassermanagement, Emissionsschutz, Fahrradkomfort und Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr erzielen. Anders als bei anderen Öko-Zertifikaten spielen bei der DGNB auch solche soziokulturelle Faktoren eine Rolle (siehe Tabelle). Maßnahmen, die sich rechnen. "Im Vergleich zu einer normalen Lagerhalle haben wir zwischen 20 und 25 Prozent niedrigere Nebenkosten", sagt Jocher. Neukunden gewinnen Die niedrigeren Nebenkosten würden bei der Kalkulation von Angeboten Kostenvorteile schaffen. Das Zertifikat selbst "ist ein guter Türöffner, um bei Ausschreibungen auf die Shortlist zu kommen", erklärt Jocher. Damit lasse sich nachweisen, dass das Unternehmen auf Qualität und Zukunftsorientierung setzt. Darauf würden Verlader zunehmend Wert legen und darauf, dass dies mit Fakten belegt ist und nicht nur in einer Image-Broschüre steht. Zudem kommt die vergoldete Isolation auch den Waren zugute. In der Anlage wird es nie wärmer als 25 Grad. "Das eröffnet uns den Zugang zu neuen Kunden, beispielsweise aus dem Pharma-Bereich", so Logistik-Unternehmer Jocher. "Alles zusammengenommen refinanzieren die geringeren Nebenkosten und die Vorteile aus dem hochwertigen Gebäude die höheren Baukosten". Dennoch: Ein ganz typisches Beispiel ist Jocher mit seiner Rolle als Logistik- und Immobilienunternehmer nicht. "Logistikdienstleister, die sich in ein Lager einmieten, akzeptieren für ein Zertifikat in der Regel keinen Mietaufschlag", weiß Uwe Veres-Homm, Logistikimmobilienexperte beim Fraunhofer-Institut für integrierte Schaltungen (IIS). Dennoch könne sich auch für mittelständische Eigennutzer der Bau einer hochwertigen Lagerhalle lohnen. Die Gründe sind die von Jocher genannten. "Ob man dafür dann aber noch das Geld für die eigentliche Zertifizierung ausgeben muss, ist fraglich", sagt Fraunhofer-Mann Veres-Homm. Diese Gütesiegel werden vor allem von Investoren und Entwicklern gebraucht, die die Attraktivität ihrer Immobilie gegenüber dem Markt kommunizieren und nachweisen müssen. Für Eigennutzer lohne sich das vor allem dann, wenn Kunden aus dem Bio-Umfeld gewonnen werden sollen. Die brauchen die Goldmedaille in der Kommunikation gegenüber den eigenen Kunden. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Lagerhalle" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Zertifikat: Ja oder Nein? Für eine Zertifizierung sprechen:+ Standardisierung+ Vergleichbarkeit+ einheitlicher Kriterienkatalog+ Zukunftssicherheit+ Imagegewinn+ Vertrauensbildung+ für Investoren und Entwickler interessantGegen eine Zertifizierung sprechen:- teuer und somit nicht für alle zugänglich- Wildwuchs an Zertifikaten und Siegeln sowie mangelnde Abgrenzung (schlechte Transparenz)- nur bedingt nutzerrelevantQuelle: Fraunhofer SCS

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