Berlin. Nordrhein-Westfalen will sich teilweise für Feldversuch Lang-Lkw öffnen. NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) hat das Bundesverkehrsministerium gebeten, die Ausnahmeverordnung entsprechend zu ändern. Verlängerte Sattelzüge mit 17,80 Metern Länge sollen das gesamte Straßennetz im Land befahren dürfen. Politik und Verbände reagieren unterschiedlich auf den Vorstoß. Im Großen und Ganzen ist das Echo aber positiv.
BGl: Etappensieg der Vernunft
Der Bundesverband für Güterverkehr und Logistik (BGL) wertet die neuen Bestrebungen im Feldversuch mit Lang-Lkw als „Etappensieg der Vernunft gegen die Ideologie“. „Mittlerweile ist klar, dass sowohl der Lang-Lkw als auch der verlängerte Sattelauflieger für den Kombinierten Verkehr Impulse setzen können. Insoweit sind ideologische Positionen durch die Realität eingeholt worden“, sagte BGL-Hauptgeschäftsführer Karlheinz Schmidt gegenüber der VerkehrsRundschau. Die Öffnung Nordrhein-Westfalens und auch die beginnende Diskussion in Baden-Württemberg würden zeigen, dass zuallererst die verladende Wirtschaft von veränderten Fahrzeugabmessungen profitieren könne, erklärte der Branchenexperte.
SPD-Verkehrsexpertin Kirsten Lühmann sieht in der von NRW angestrebten Lösung eine „sinnvolle Erweiterung“. Da zu dieser Zugkombination auf deutschen Straßen noch keine Erfahrungen existierten, könnten neue Erkenntnisse erlangt werden. Zustimmung auf Bundesebene signalisierten auch die Grünen. Die Fahrzeugkombination mit 17,8 Metern Länge sei „die vielversprechendste unter Berücksichtigung und Abwägung aller Aspekte, insbesondere Verkehrssicherheit“, betonte der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Stephan Kühn.
Linke: Abschied auf Raten
Der Linken-Verkehrspolitiker Herbert Behrens deutete Kompromissbereitschaft gegenüber der Initiative Nordrhein-Westfalens unter der Bedingung an, dass der Bund den Feldversuch sofort einstellt. „Ich befürchte einen Abschied auf Raten vom Widerstand der Grünen und der SPD gegen die Gigaliner“. Nach Ansicht des Unions-Verkehrsexperten Ulrich Lange betreibt Groschek Rosinenpickerei bei den langen Fahrzeugkombinationen. Aber „immerhin ein erster Schritt“.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) zeigte sich erfreut über die Haltung Nordrhein-Westfalens. „Inzwischen ist klar, weder verlängerte Auflieger noch Lang-Lkw stellen eine Bedrohung für die Schiene dar“, sagte Verbandspräsident Matthias Wissmann gegenüber der VerkehrsRundschau. Sie führten beide nicht zu Verkehrsverlagerungen von der Schiene, sondern machten den Straßenverkehr effizienter. (jök/ks)