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Geschäftslage der Seehäfen in Frankreich 2019 durchwachsen

04.03.2020 10:30 Uhr
Kanalfähre, Hafen Dunkerque
Ein Beispiel: Dunkerque hat 2019 in seinen Hafen mehr als 42 Millionen Euro investiert
© Foto: Werner Riehm/Euroluftbild/dpa/picture-alliance

Die französischen Seehäfen haben sich im Geschäftsjahr 2019 sehr unterschiedlich entwickelt. Bei den Container-Exporten beispielsweise lief es nicht gut, wobei ein Hafen die Ausnahme machte.

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Paris. Unterschiedlich sind die Aktivitäten der französischen Seehäfen im vergangenen Geschäftsjahr verlaufen. Die den britischen Inseln direkt gegenüberliegenden Häfen litten unter der Ankündigung Londons, die Europäische Union verlassen zu wollen. Negativ beeinflusst wurden die Ergebnisse aller Häfen durch den dreiwöchigen Streik bei der Staatsbahn SNCF und allgemein rückläufig war die Entwicklung mehr oder weniger überall.

Der nördlichste Hafen in Dunkerque konnte beim Umschlag zwar ein Plus von 3 Prozent verzeichnen, erlebte aber im Verkehr über den Ärmelkanal wegen der Brexit-Ankündigung einen weiteren Rückgang. Insgesamt wurden im drittgrößten französischen Hafen 53 Millionen Tonnen umgeschlagen gegenüber 51,6 Millionen im Vorjahr. In den letzten fünf Jahren konnte er um 22 Prozent zulegen. Beim Containerumschlag feierte Dunkerque mit +7 Prozent auf 450.000 Einheiten einen neuen Rekord.  Im Zuge des neuen Methangas-Terminals stieg die Flüssigprodukte-Menge e um 71 Prozent auf 9,4 Millionen Tonnen, wobei auf das Gas 5,1 Millionen entfielen. Der Erdöl-Umschlag verringerte sich dagegen um 2 Prozent. Wegen der aktuell „schlechten Konjunktur“ im Bereich der europäischen Stahlproduktion büßte der Bereich lose Feststoffe wie Mineralprodukte und Kohle 19 Prozent ein.

Dunkerque hat 2019 in seinen Hafen mehr als 42 Millionen Euro investiert. Damit wurden die Ausweitung des Containerterminals, Arbeiten im Bereich der Bahnanbindung sowie auch die zur Vorbereitung des Brexit bestritten.

Unsicherheiten bei Brexit und Streiks belasteten

Die monatelange Unsicherheit über das Datum des britischen EU-Austritts hat sich für den Nachbarhafen Boulogne-Calais spürbar negativ ausgewirkt. 900.000 Lkw-Fahrzeuge weniger als im Vorjahr wurden von dort nach England transportiert. Der Rückgang lag bei 4,6 Prozent, wie Hafendirektor Jean-Marc Puisseau mitteilte. Im Januar kam ein Zöllnerstreik auf der französischen Kanalseite hinzu, in dessen Folge etliche Verlader Boulogne-Calais den Rücken kehrten und zu den Atlantikhäfen Nantes und Bordeaux ausgewichen sind. Calais kam auf eine Frachtmenge von 511.836 Tonnen, Boulogne auf 701.539 Tonnen (-12,2 Prozent). Calais kam im Berichtszeitraum sein Charakter als Schienenknotenpunkt zwischen Spanien, Italien und Großbritannien zugute. Der Verkehr am Intermodal-Terminal stieg 11,2 Prozent auf 42.483 beförderte Anhänger. Und wenn die Streiks nicht dazwischengekommen wären, hätten auch eine neue Bahnverbindung mit dem Mittelmeerhafen Sète und die geplante Nur-Fracht-Linie von P&0 Ferries bis nach Tilbury den Betrieb aufnehmen können.

Der Hafen von Rouen in der Normandie profitiert traditionell von Getreideexporten. Auch in der Saison 2018-2019 unterstrich er, dass er mit seiner entsprechenden Lagerkapazität von über einer Million Tonnen in diesem Bereich Europas größter Umschlaghafen ist. Von dort gehen die Exporte überwiegend in die Mittelmeer-Anrainerländer, aber auch bis nach China. Damit auch größere Schiffe Rouen anlaufen können, wird die Fahrrinne in der Seine zwischen Le Havre und Rouen weiter ausgebaggert.

Bis Mitte letzten Jahres konnte die Getreide-Exportmenge um 7 Prozent auf 7,45 Millionen Tonnen erhöht werden. Im Gesamtbild der unter dem Kürzel Haropa zusammengefassten drei Seine-Häfen Le Havre, Rouen und Paris sticht jedoch nur Rouen mit positiven Ergebnissen hervor, außer dem Frachtverkehr mit Binnenschiffen, der zulegen konnte. Insgesamt verringerte sich das Umschlagsvolumen 2019 für Haropa um 5 Prozent auf 90 Millionen Tonnen. Verantwortlich dafür seien Produktionsstopps in den Raffinerien, der erwartete Rückgang im Kohlebereich und auch der beim Containerverkehr. Bedingt durch die Streikbewegung Ende des Jahres ging er um 3,5 Prozent auf 2,9 Millionen 20-Fuß-Standardcontainer (TEU) zurück. Alles in allem seien 52 Anlandungen wegen des mehrwöchigen Ausstands annulliert worden, teilt die Haropa-Leitung mit. Auch die Umladungen trugen zu den Einbußen beim Containerumschlag bei. Sie verringerten sich um 9,5 Prozent auf 72.000 TEU.

Das Multimodal-Terminal in Le Havre legte um 18 Prozent auf 148.000 TEU zu, das Fluss-Terminal im Pariser Binnenhafen Genevilliers um 13 Prozent. Als interessantes neues Element im Hafenbetrieb werden bei Haropa die Segmente Biotreibstoff und Biomasse angesehen.

Beim Hafen von Nantes-Saint-Nazaire, der in der Mündung der Loire in den Atlantik liegt, sind die Jahreszahlen 2019 von 32,5 auf 30,7 Millionen Tonnen gesunken. Die Streiks wirkten sich hier besonders gravierend aus und insgesamt war das Bild recht kontrastreich. Naturgas kam mit 8,6 Millionen Tonnen auf eine neue Rekordmarke und der Ro-Ro-Standort Montoir profitierte vom wachsenden Materialbedarf der Airbus-Niederlassung. Die Menge in Montoir kam auf 600.000 Tonnen, importiert wurden in Nantes-Saint-Nazaire 107.000 Fahrzeuge.

Streiks führten zu weniger Container-Exporten

Die Container-Exporte gingen um 10 Prozent zurück, und diese vor allem bei Lebensmitteln. Sie wurden wegen des Streiks überwiegend über die nördlich von Frankreich gelegenen Konkurrenzhäfen verschifft. Die Importe mit Containern stiegen um 2 Prozent. Der Gesamtumschlag kam auf 1,8 Millionen Tonnen respektive 180.000 TEU. Im Gegensatz zur Entwicklung in Rouen stürzten die Getreidemengen um 28 Prozent auf 700.000 Tonnen ab.

Strategisch will sich Nantes-Saint-Nazaire in diesem Jahr auf Nischenmärkte wie Erzeugnisse mit kontrollierter Temperatur konzentrieren und vom Brexit insofern profitieren, als an die Eröffnung einer neuen Schiffsverbindung mit Irland gedacht wird.

Im Atlantikhafen von La Rochelle erhöhte sich die Menge um 1,47 Prozent auf knapp 10 Millionen Tonnen, aber auch hier verlief die Jahresentwicklung unterschiedlich. Zulegen konnten die Bereiche Cerealien und Petroprodukte um 5,22 und 1,02 Prozent sowie landwirtschaftliche Produkte als lose Fracht.

Auch über Bordeaux werden maritime Ladungen verschifft, selbst wenn sich die Hafenanlagen wie in Rouen oder Hamburg nicht direkt an der Seeseite befinden. Der Umschlag verlor jedoch im Vorjahresvergleich mehr als 250.000 Tonnen oder 3,55 Prozent. Das betraf beides: die Einfuhren ebenso wie die Ausfuhren. Am Platz Bordeaux werden vor allem Kohlenwasserstoffe, Raffinerieprodukte und Ölhaltiges umgeschlagen. Die Importe mittels Containern sackten im vergangenen Jahr um 26,33 Prozent auf 206.341 Tonnen ab. Im Sommer 2018 hatte einer von zwei Feeder-Dienstleistern seine Aktivitäten eingestellt. Die Exporte von Bordeaux aus gingen um 8,23 Prozent auf 1.454.782.000 Tonnen zurück.

Die Ausnahme: Seehafen Marseille-Fos mit mehr Containerumschlag

Anders sah es im Containerumschlag im größten französischen Seehafen aus, dem am Mittelmeer gelegenen von Marseille-Fos, auch wenn er sich in dem Sektor noch lange nicht mit den großen europäischen Containerhäfen messen kann. Die Zahl der Container stieg um 4 Prozent auf etwa 15.000 TEU. Zugenommen hat der Verkehr Richtung Spanien und auch Singapur sowie der aus den USA und China. Die Weiterführung der Container ins Hinterland über die Rhône und die Saône nahm um 10 Prozent zu, die per Schiene um 34 Prozent.

Gut gehalten hat sich in Marseille auch der Ro-Ro-Bereich. Die Zahl der beförderten Neufahrzeuge wuchs allein im zweiten Halbjahr 2019 um 23 Prozent, was vor allem mit der Wiederaufnahme der Exporte in die Türkei erklärt wird. Die Importe nach Frankreich dürften ebenfalls steigen. Der chinesische Hersteller kündigte pro Jahr 30.000 Fahrzeuge an und Gefco will Peugeot mit 28.000 Stück pro Jahr aus marokkanischer Produktion versorgen. (jb)

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