Hamburg. Die Ausbreitung des neuen Coronavirus Sars-CoV-2 bringt die Lieferketten durcheinander und bremst die internationale Schifffahrt. Die genauen Auswirkungen seien jedoch noch offen und würden teilweise durch die ohnehin üblichen Ferien zum chinesischen Neujahrsfest überdeckt, hieß es kürzlich beim Verband Deutscher Reeder (VDR) in Hamburg. Es sei jedoch festzustellen, dass die Charterraten für Massengutschiffe teilweise um 30 bis 40 Prozent oder noch mehr zurückgegangen seien, je nach Schiff, Ladung und Fahrtgebiet. Das liege an verminderten Rohstoff-Importen durch China: Da die Fabriken zeitweise kaum produzierten, benötigten sie auch weniger Rohstoffe.
Zudem stocke die Beladung von Containerschiffen, weil es in den großen Häfen auch im Süden des Landes an Kran- und Lkw-Fahrern sowie an Hafenarbeitern fehle. Das führe zu längeren Liegezeiten. Auf Sicht könnten die Störungen in der Logistik zu Versorgungsengpässen in Europa führen, etwa bei Arzneimitteln. Von den großen europäischen Reedereien und den Häfen sind bislang keine konkreten Aussagen zu erhalten, wie sich die Maßnahmen in China auf ihre Transport- und Umschlagleistungen auswirken werden. Dazu seien noch nicht genug Informationen verfügbar.
Die deutsche Seeschifffahrt ist auch im vergangenen Jahr weiter geschrumpft und im Containerbereich hinter China auf den zweiten Platz zurückgefallen. Ende 2019 umfasste die deutsche Handelsflotte 2140 Schiffe mit 52,8 Millionen Bruttoraumzahl (BRZ), das sind 184 Schiffe oder 4,7 Millionen BRZ weniger als im Jahr zuvor. Die chinesischen Containerreedereien operierten damit zwar immer noch mit weniger Schiffen, aber mit mehr Tonnage als die deutschen Schifffahrtsbetriebe. Sie fahren überwiegend mit sehr großen Schiffen im interkontinentalen Verkehr. Insgesamt kontrollieren deutsche Reeder 4,9 Prozent der weltweiten Schifffahrt und liegen damit auf Rang fünf. (dpa/ja)