Paris. Seine Entscheidung über die Zukunft des insolventen Pariser Stückguttransporteurs Mory Ducros, die für vergangenen Freitag angekündigt war, hat das Handelsgericht in Pontoise überraschend auf Dienstag, den 4. Februar, verschoben. Das berichtete die Zeitung Le Monde nach Informationen der in dem Unternehmen führenden Gewerkschaft CFDT. Ob dies auf Wunsch des Weiterführungskandidaten und aktuellen Mehrheitsaktionärs Arcole Industries oder von Arbeitnehmerseite erfolgte, ist nicht klar ersichtlich. Der CFDT-Vertreter erklärte, die zuletzt getroffenen Vereinbarungen seien derart komplex, dass man etwas mehr Zeit brauche, um sie in vollem Umfang zu würdigen. Schon vor Beginn der Gerichtsverhandlung hatten die Arbeitnehmervertreter die Befürchtung geäußert, Arcole könne sich in letzter Minute doch noch zurückziehen und sich dabei auf eine so genannte „Suspendierungsklausel“ stützen. Diese knüpft das Angebot an dessen „mehrheitliche Akzeptanz“ seitens der Gewerkschaften. Ferner hatte Arcole erklärt, das Unternehmen nur dann weiterführen zu wollen, wenn die bei einigen der Agenturen laufenden Streiks sofort eingestellt würden. Am Ende nächtelanger Verhandlungen hatten daraufhin vier von fünf Vertretungen dem Angebot schriftlich zugestimmt: CFDT, FO, CFTC und CFE-CGT.
Offerte abgelehnt
Die Betriebsversammlung der Nummer zwei im französischen Stückgutsektor wandte sich jedoch wie zu erwarten gegen die Arcole-Offerte, die vorsieht, von den mehr als 5000 Beschäftigten bei Mory Ducros nur 2210 zu übernehmen. Die Entschädigungssumme für die Entlassenen war allerdings zuletzt auf politischen und gewerkschaftlichen Druck von 21 auf 30 Millionen Euro erhöht worden, womit auf Jeden rund 10.000 Euro entfallen würden. Selbst wenn Mory Ducros am Ende weitergeführt werden sollte, würde das an den strukturellen Problemen des Stückgutsektors in Frankreich nichts ändern, meinen Beobachter. Er leidet vor allem an Überkapazitäten. So haben mehrere Mory Ducros-Konkurrenten nicht verhehlt, dass ihnen ein Verschwinden des Unternehmens recht gelegen käme, weil damit der Markt auf gesündere Füße gestellt werden könnte. Nun müssen sie sich höchstwahrscheinlich darauf einstellen, dass die stark geschrumpfte „neue“ Mory Ducros wegen der fortbestehenden Fixkosten für den Weiterbetrieb des dichten landesweiten Agenturnetzes auf Kundenfang bei den Mitbewerbern geht und die Margen senkt. Die damit einhergehenden Tarifsenkungen würden die Schwierigkeiten im Stückgutgeschäft weiter verschärfen.
Wie die Pariser „Les Echos“ unter Berufung auf einen Experten berichtet, soll im vergangenen Jahr nur die DB-Tochter Schenker-Joyau mit Gewinn abgeschlossen haben. Ob ein abgespeckter Konkurrent ausreichen werde, aus der „depressiven Spirale“ herauszukommen, sei alles andere als sicher, meint das Blatt. (jb)