Gemeinsam Kräfte bündeln

Kooperationen mittelständischer und kleinerer Speditionen sind nicht nur als Transportnetzwerk aktiv, sondern bündeln gerne auch im Einkauf ihre Kräfte. Ob Kraftstoff, Reifen, Lkw-Zubehör oder selbst Büromaterial - dank des zusammengenommenen Bedarfs aller Mitglieder handeln sie bei Herstellern und Dienstleistungen günstigere Konditionen heraus. Da liegt es eigentlich, auch bei der Nutzfahrzeugbeschaffung ähnlich zu verfahren. "Beim Lkw als einem der investitionsintensivsten Güter, die ein Spediteur sich in der Regel anschafft, war schon lange der Wunsch da, auch hier Einsparungen zu erzielen", erklärt Christine Platt, Division Manager Purchasing bei Elvis AG, die vor drei Jahren erfolgreich ein derartiges Projekt gestemmt hat. Der Weg zur Sammelbestellung war allerdings steinig, erste Gespräche mit den Herstellern waren zunächst nicht von Erfolg gekrönt, wie Platt einräumt. Die Herausforderungen liegen auf der Hand: Jeder Spediteur hat seine eigenen Vorstellungen, wie ein neues Fahrzeug auszusehen hat, so mancher ist ausgesprochen markentreu und schließlich sollte auch in Sachen Finanzierung eine Variante gewählt werden, die auf die Bedürfnisse des jeweiligen Unternehmens bestmöglich zugeschnitten ist. Viele Hürden also, die es zu überwinden galt - Elvis hat diese Herausforderung angenommen. "2014 haben wir schließlich gemeinsam mit Hiltmair Consulting ein Konzept entwickelt und eine gemeinsame Ausschreibung gestartet", erinnert sich die Elvis-Einkaufschefin. Dass es damals gelungen ist, über den gesamten Abrufzeitraum von 18 Monaten insgesamt fast 900 Lkw der Hersteller MAN, Scania und Iveco für die Elvis-Mitglieder zu ordern, ist viel Feinarbeit zu verdanken. "Es zieht zweifelsohne einen hohen Zeitaufwand und viel Kleinstarbeit nach sich, den beteiligten Unternehmen in Sachen Fahrzeugausstattung oder auch Ausgestaltung der Leasingverträge die größtmögliche Freiheit einzuräumen", sagt Platt. Elvis verhandelte sowohl den reinen Kaufpreis als auch die Monatsraten für verschiedenste, auf die individuellen Bedürfnisse der Mitglieder zugeschnittene Leasingangebote. "Ein nicht unbeträchtlicher Anteil der Fahrzeuge wurde zudem in Kombination mit Service- und Wartungsverträgen vermittelt", so die Elvis-Einkaufschefin. Lkw-Kauf ist emotionale Angelegenheit An dem Prinzip der individuellen Konfiguration des Wunschfahrzeugs hält sie trotz des massiven Aufwands fest. "Eine Standardisierung beim Lkw-Einkauf in dieser Größenordnung ist unserer Ansicht nach schlicht nicht möglich. Von inzwischen fast 200 Mitgliedern wird es kaum zwei Unternehmen geben, die den gleichen Lkw bestellen", so Platt. Lkw-Kauf sei zudem keine ausschließlich kaufmännische, sondern auch eine emotionale Angelegenheit. "Wir hätten einfach viel zu viele Interessenten ausgeschlossen und somit nicht den Bedarf unserer Mitglieder getroffen, wenn wir auf Standardfahrzeuge bestanden hätten", resümiert Platt. Die Folgeausschreibung startete nach Verstreichen des Abrufzeitraums des ersten Projektes im zweiten Quartal 2016, diesmal in Eigenregie ohne externe Beratung. "Wir haben alle sieben großen Hersteller eingeladen, bestellt haben unsere Mitglieder erneut bei MAN und Scania sowie Mercedes und Volvo. Neben Standard-Zugmaschinen waren auch wieder Fahrzeuge für Wechselbrücken- oder andere Aufbauten, Low-Liner oder 18-Tonner im Angebot", berichtet Platt. Auch beim Folgeprojekt wurde die gesamte Bandbreite der Fahrzeugtypen und Konfigurationen durchdekliniert, "mit Ausnahme von Spezialfahrzeugen, da hier aufgrund der geringen Mengen kaum ein Bündelungseffekt möglich ist", wie Platt anmerkt. Die Resonanz war demnach nicht ganz so groß wie beim ersten Projekt: rund 65 Unternehmen orderten zusammengenommen 584 Fahrzeuge. Alleinstellungsmerkmal Service Elvis ist freilich nicht die einzige Kooperation, für die ein gebündelter Lkw-Einkauf für die Mitglieder ein Thema ist. Auch die Plattform HäRa, die den Einkaufsbedarf der Speditionskooperationen DiALOG, ILN und VTL und seit diesem Frühjahr auch der KoLos und Part Load Alliance (PLA) bündelt, verfolgt die Idee nicht erst seit gestern. "Bei der ersten Bedarfserhebung 2016 hatten wir einen Bedarf von 500 Lkw unterschiedlicher Fabrikate und Tonnagen, vom Verteiler-Lkw bis zur Sattelzugmaschine", sagt Geschäftsführer Hans-Peter Häberle. Die herstellereigenen, regional aufgebauten Vertriebsstrukturen sowie die zu unterschiedlichen Vorstellungen an Fahrzeugausstattung und Konfigurationen hätten allerdings zu dem Entschluss geführt, einen anderen Ansatz zu verfolgen. So möchte HäRa nun kooperationsübergreifend und gemeinsam mit den Herstellern ein Fahrzeugangebot für die Plattform-Mitglieder kreieren, bei dem der Service drum herum "absolutes Alleinstellungsmerkmal" sein werde. Im Rahmen des Projektes wolle man bis zum Herbst drei Fahrzeugvarianten, sogenannte HäRa-Editionen, entwickeln. "Die Umsetzung der ersten HäRa-Editionen sind bis zum HäRa-Kongress am 9. und 10. November in Schwäbisch Gmünd geplant", kündigt Häberle an. "Bei allem, was wir tun, ist es uns wichtig, dass alle Beteiligten profitieren. Es muss nicht nur für unsere Mitglieder, sondern auch für unsere Partner passen, die ihre Produkte in Spezial-HäRa-Editionen über die Plattform anbieten", so Häberle. Das Projekt soll sich übrigens nicht nur auf ziehende Einheiten beschränken. Im zweiten Schritt, ab Frühjahr 2018, werde die Beschaffung für Auflieger umgesetzt. Auch bei Elvis können Mitglieder bei der Trailerbeschaffung sparen, wenngleich das Thema seit jeher getrennt vom Einkauf der ziehenden Einheiten behandelt wird. "Trailer und Aufbauten in das Projekt mit einzubeziehen, hätte definitiv den Rahmen des Möglichen gesprengt", so Platt. Aber auch so können Elvis-Mitglieder dank eines separaten Rahmenvertrags mit Krone von vergünstigten Konditionen profitieren. Darüber hinaus erhalten Mitglieder für Leichtbau-Auflieger von Berger Ecotrail einen Elvis-Bonus. Mehr zum Thema im Dossier Kauf und Leasing www.verkehrsrundschau.de/dossiers Kurzporträts Gemeinsam günstiger einkaufen - Elvis (Europäischer Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure) zählt insgesamt über 180 Partner in 20 europäischen Ländern, die mit rund 17.000 Lkw unterwegs sind. Elvis bündelt die Einkaufsvolumina seiner Mitglieder und handelt mit großen Lieferanten Rahmenverträge aus, beispielsweise für den Einkauf von Trailern, Maut, Diesel, EDV oder Beratungs- und Weiterbildungsangebote. Neben den dauerhaften Rahmenverträgen legt die Kooperation regelmäßig zentrale Einkaufsprojekte auf, bei denen der Investitionsbedarf der Mitglieder zentral gebündelt und verhandelt wird.- Die HäRa-Plattform wurde seit 2013 entwickelt, ging im Sommer 2015 an den Start und bietet den aktuell fast 600 Mitgliedern Zugang zu vergünstigten Konditionen bei vielen Partnerunternehmen der HäRa-Plattform. Rahmenverträge bestehen beispielsweise mit Vermietern, Maut- und Tankkartenanbietern oder Herstellern von Flurförderzeugen. HäRa bündelt den Einkaufsbedarf der Speditionskooperationen DiALOG, ILN und VTL und seit diesem Frühjahr auch der KoLos und Part Load Alliance (PLA).mh

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