Geldgeschenke vom Staat

Warten kann nicht nur die Nerven belasten, sondern auch die Brieftasche: Jüngstes Beispiel ist das Theater um die Förderung des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG). Wann es frisches Geld aus Köln für Weiterbildungsmaßnahmen gibt und welche Schulungen, Seminare und Lehrgänge die Behörde künftig bezuschusst, ist derzeit unklar. Grund dafür sind Unstimmigkeiten zwischen Bundeswirtschafts- und Bundesverkehrsministerium, was die Auslegung der sogenannten Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung der Europäischen Union betrifft. Wenn alles glatt geht, ändert sich nichts am Förderkatalog und der Bund beteiligt sich 2015 mit 50 bis 60 Prozent an den Kosten für Qualifizierung und Weiterbildung. Läuft es schlecht, werden voraussichtlich Weiterbildungen nach dem Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz und vielleicht auch Weiterbildungen für bestimmte Transportarten wie die Beförderung von Gefahrgut bald nicht mehr subventioniert. Bis eine Entscheidung gefallen ist, kann es noch eine Weile dauern. Zeit, sich nach neuen Geldquellen umzuschauen. Die BAG-Programme im Rahmen der Mautharmonisierung sind zwar die bekanntesten staatlichen Beihilfen und mit einem Volumen von rund 360 Millionen Euro pro Jahr (Aus- und Weiterbildung) beziehungsweise rund 90 Millionen Euro pro Jahr (De-Minimis) auch die wichtigsten für Speditions-, Transport- und Logistikunternehmen. Abseits davon gibt es aber viele andere Programme, die Investitionen der Branche finanziell unterstützen - und diese werden oft kaum genutzt. "Die meisten Transportunternehmen haben die europäische De-Minimis-Linie nicht ausgenutzt", betont David Walther, Projektleiter und Unternehmensberater der Bundes-Zentralgenossenschaft Straßenverkehr (SVG). Gemeint ist mit De-Minimis in diesem Fall ein Begriff aus dem Subventionsrecht der Europäischen Union. Bis zu 100.000 Euro an direkten Beihilfen darf jedes Unternehmen des Straßenverkehrssektors demnach in drei Jahren von einem Mitgliedstaat bekommen. Doch die wenigsten Unternehmer wissen, dass sie für viele Investitionsvorhaben staatliche Förderung in Anspruch nehmen können. Gerade im Bereich Qualifizierung und Weiterbildung gibt es viele Geldtöpfe, die auch für Speditions-, Transport- und Logistikunternehmen interessant sind. Sie bekommen Zuschüsse für Weiterbildungen in branchentypischen Themen wie Ladungssicherung oder Gefahrguttransport, aber auch für Schulungen, Inhouse-Seminare und Workshops, die sich auf die Bedürfnisse des eigenen Betriebs zuschneiden lassen. "Steht der wirtschaftliche Aspekt im Vordergrund oder dienen die Weiterbildungen der Fachkräftesicherung sowie dem Aufbau unternehmerischen Know-hows, gibt es eine staatliche Förderung", sagt SVG-Fachmann Walther. Oft fördert der Staat über die Hälfte Wer sich einen Unternehmensberater ins Haus holt, um seine Organisation neu aufzustellen, die Kundenakquise zu verbessern oder sich in Verhandlungsführung coachen zu lassen, profitiert ebenfalls. "Meist beläuft sich der Zuschuss auf 50 Prozent, in den neuen Bundesländern sogar auf 75 Prozent der Kosten bis zu maximal 1500 Euro pro Beratung", präzisiert Walther. Firmenchefs, die sich Expertenrat zu mehreren Themen einkaufen, können bis zu 3000 Euro bekommen. Zuschüsse gibt es für Beratungen in nahezu allen unternehmerischen Fragen: für die klassische Unternehmensberatung ebenso wie für die Hilfe bei Kooperationen, der Unternehmensnachfolge sowie dem Turnaround. Umweltund Energieeinsparberatungen helfen darüber hinaus, Prozesse zu optimieren und dauerhaft Energiekosten zu senken. Viel Förderung gibt es für Investitionen in Umweltschutz und Energieeffizienz. "Eine Waschanlage für LKW wird mit 20 Prozent bezuschusst, wenn sie durch den Einsatz von Vakuumfiltertechnik weniger Wasser verbraucht und dadurch weniger Abwässer einleitet", nennt Michael Wandt, Leiter der Fördermittelberatung der Valea Unternehmensberatung BDU in Gießen, ein Beispiel aus der Branche. Energiesparende Generatoren für Druckluftanlagen oder Beleuchtungssysteme würden ebenso gefördert wie Anlagen zur Wärmerückgewinnung. Auch nehmen Spediteure, Transporteure und Logistiker Fördergelder für Produkt- und Prozessinnovationen noch viel zu selten in Anspruch. "Dabei bekommen Betriebe, die beispielsweise zusammen mit ihrem Kunden Ladungssicherungssysteme so optimieren, dass Gefahrgut nicht mehr verrutschen kann und sich die Be- und Entladezeiten verkürzen, Zuschüsse", weiß Fördermittelberater Wandt. Eine Beratung kann hilfreich sein Ohne Berater finden jedoch nur wenige Unternehmer die zu ihrem Vorhaben passende Förderung. Rund 1400 Zuschussrichtlinien und eine Vielzahl an Förderstellen erschweren es, den Überblick zu behalten. Zudem gelten je nach Programm und Höhe der Förderung unterschiedliche Antragsvoraussetzungen und Bemessungsgrundlagen. Eine erste Orientierung im Zuschuss-Dschungel bietet die Förderdatenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, die es Unternehmern ermöglicht, gezielt nach Fördertöpfen zu suchen (www.foerderdatenbank.de). Zusätzlich einen Fördermittelberater ins Boot zu holen, ist immer sinnvoll. Dieser unterstützt nicht nur bei der Beantragung der Gelder, sondern prüft das Vorhaben im Vorfeld auf Herz und Nieren. "Die Zukunftsplanung des Unternehmens muss realistisch und solide durchgerechnet sein, sonst nützen auch staatliche Zuschüsse nichts", sagt SVG-Berater Walther. Dank der Finanzspritze rechnen sich Investitionen aber schneller. Einen Haken gibt es jedoch: Bundes- und Landeszuschüsse fließen nur, solange Gelder im jeweiligen Haushalt zur Verfügung stehen. Unternehmer sollten daher den Antrag früh stellen, wenn noch genügend Mittel zur Verfügung stehen. "Der Antrag ist in der Regel immer vor Beginn des Vorhabens zu stellen", stellt Förderberater Wandt klar. "Häufig müssen Unternehmer auch die Bewilligung abwarten, sonst bekommen sie keinen Zuschuss." Wichtigste Förderprogramme für die Güterverkehrs- und Logistikbranche Aus- und WeiterbildungWer wird gefördert?Güterkraftverkehrsunternehmen, Eigentümer oder Halter schwerer Nutzfahrzeuge (zulässiges Gesamtgewicht ab 12 Tonnen)Was wird gefördert?Betriebliche Ausbildungsverhältnisse zum Berufskraftfahrer (BKF) und allgemeine Weiterbildungsmaßnahmen von Beschäftigten in Form von Lehrgängen, Seminaren und SchulungenWie wird gefördert?Pro Ausbildungsverhältnis werden 50.000 Euro als zuwendungsfähige Kosten anerkannt, bis maximal zwei Millionen Euro. Der Zuschuss für die BKF-Ausbildung beträgt 50 (KMU) beziehungsweise 43 Prozent (sonstige Unternehmen) der zuwendungsfähigen Kosten. Die Zuschüsse für Weiterbildungen belaufen sich auf 60 (KMU) beziehungsweise 50 Prozent (sonstige Unternehmen). Die individuelle Förderung errechnet sich aus dem Fördersatz von bis zu 420 Euro (KMU) beziehungsweise 360 Euro (sonstige Unternehmen) multipliziert mit der Anzahl der auf den Betrieb zugelassenen Fahrzeuge (Stichtag: 15.9. des Vorjahres).AntragstellungBeim Bundesamt für Güterverkehr (https://antrag-bvbs.bund.de) vom 2.1. bis 30.9.2015 (Ausbildung) beziehungsweise voraussichtlich ab Frühjahr 2015 (Weiterbildung)BesonderheitenFörderanträge sind früh zu stellen, da das BAG diese nach dem Datum ihres Eingangs bearbeitet (Windhundverfahren). Nach zwei Monaten muss der Betrieb einen Ausbildungsnachweis erbringen. Es handelt sich nach EU-Recht um eine De-Minimis-Beihilfe*. sadhSicherheit und Umwelt (De-Minimis)Wer wird gefördert?Güterkraftverkehrsunternehmen, Eigentümer oder Halter schwerer Nutzfahrzeuge (zulässiges Gesamtgewicht ab 12 Tonnen)Was wird gefördert?Investitionen in Ausrüstungsgegenstände, Einrichtungen und sonstige Maßnahmen im Bereich Sicherheit (z.B. in Fahrerassistenzsysteme, Sicherheitsausstattung und Berufsbekleidung für Fahr- und Ladepersonal) und Umweltschutz (z. B. Dieselpartikelfilter, Telematiksysteme) sowie Beratungen zu umwelt- und sicherheitsbezogenen FragenWie wird gefördert?Zuschuss bis 80 Prozent der förderfähigen Ausgaben. Die Höhe des Zuschusses ergibt sich aus dem Fördersatz von bis zu 1000 Euro multipliziert mit der Anzahl der auf das Unternehmen zugelassenen Fahrzeuge (Stichtag: 15.9. des Vorjahres). Die maximale Förderhöhe beträgt 33.000 Euro.AntragstellungBeim BAG (https://antrag-bvbs.bund.de) vom 1.10. bis 31.10. 2015 (für 2016). Die Antragsfrist für 2015 ist bereits abgelaufen.BesonderheitenAnträge sind früh zu stellen, da die Gelder schnell gebunden sein können (Windhundverfahren). Die Auszahlung erfolgt nach Einreichung eines Verwendungsnachweises. Es handelt sich nach EU-Recht um eine De-Minimis-Beihilfe*. sadhMaßnahmen an Kälte- und KlimaanlagenWer wird gefördert?Gewerbliche Unternehmen, die Eigentümer, Pächter oder Mieter des Grundstücks sind, auf dem sich die Anlage befindetWas wird gefördert?Beratungen zur Energieeffizienz, Emissionsminderungs-Maßnahmen an Kälte- und Klimaanlagen sowie Maßnahmen zur Nutzung der Abwärme aus Produktionsprozessen und Kälteanlagen (Bonusförderung)Wie wird gefördert?Der Zuschuss beträgt bis 80 Prozent der Kosten, maximal 1000 Euro pro Beratung. Zuschuss bis 20 Prozent der Nettoinvestitionskosten in Abhängigkeit von Energieeffizienz und eingesetztem Kältemittel für Bestandsanlagen, bis 25 Prozent für Neuanlagen, maximal 100.000 Euro. Der Zuschuss für die Bonusförderung beläuft sich auf bis zu 25 Prozent bis maximal 50.000 Euro.AntragstellungFortlaufend beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA, www.bafa.de)BesonderheitenDie Technologien müssen dem Stand der Technik entsprechen, marktverfügbar sein und eine Minderung der Treibhausgas-Emissionen der Anlagen bewirken. Die Anlage ist mindestens fünf Jahre zu betreiben. Es handelt sich nach EU-Recht um eine De-Minimis-Beihilfe*. sadhGemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" (GRW)Wer wird gefördert?Gewerbliche Unternehmen: Das Transport- und Lagergewerbe ist zwar von der Förderung ausgeschlossen. Logistikdienstleister bekommen aber den Zuschuss, wenn der Umsatzanteil des Bereichs Transport deutlich unter 50 Prozent liegt oder es sich um rechtlich und räumlich getrennte Unternehmen handelt.Was wird gefördert?Geld gibt es für Investitionsvorhaben in strukturschwachen Gebieten (siehe Fördergebietskarte unter www.bmwi.de), die dauerhaft Arbeitsplätze sichern oder schaffen.Wie wird gefördert?Die Zuschüsse für Sachkapital oder Lohnkosten hängen von der Unternehmensgröße und dem Standort ab. Die Förderung beträgt 20 bis 35 Prozent (Betriebsstätten kleiner Unternehmen), 10 bis 25 Prozent (mittlere Unternehmen) oder 10 bis 15 Prozent - in manchen Gebieten maximal 200.000 Euro (große Unternehmen) - der zuwendungsfähigen Kosten. Die Höhe des Zuschusses liegt im Ermessen des jeweiligen Bundeslandes und beläuft sich pro geschaffenem Arbeitsplatz auf bis zu 500.000 und je gesichertem Arbeitsplatz auf bis zu 250.000 Euro.AntragstellungFortlaufend bei den Landesförderstellen (siehe Verzeichnis unter www.foerderdatenbank.de)BesonderheitenZuschüsse gibt es nur für Vorhaben, die innerhalb von 36 Monaten durchgeführt werden. Der Eigenbeitrag zur Finanzierung der Investition muss mindestens 25 Prozent betragen. sadhEnergieberatungen im MittelstandWer wird gefördert?Kleine und mittelständische Unternehmen der gewerblichen WirtschaftWas wird gefördert?Energieeffizienzberatungen sowie Energieanalysen, um Kosten und Energie sparende Verbesserungen umsetzen zu können.Wie wird gefördert?Gefördert werden die Kosten der Initialberatung von bis zu 80 Prozent, maximal aber 1280 Euro. Bei Detailberatung trägt der Staat bis zu 60 Prozent der förderfähigen Beratungskosten, maximal aber 4800 Euro. Aber 2015 steigt der Förderhöchstbetrag auf 8000 Euro (mehr dazu in den Nachrichten auf Seite 47).AntragstellungBei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW, www.kfw.de) über die zuständigen Regionalpartner (http://www.rp-suche.de/rpsuche/) bis zum 31.12.2014. Ab dem nächsten Jahr ist das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle zuständig.BesonderheitenDer Berater muss in der KfW-Beraterbörse gelistet sein. Ausgeschlossen sind Beratungen, die den Neubau einer Gewerbeimmobilie oder den Fuhrpark betreffen. Es handelt sich nach EU-Recht um eine De-Minimis-Beihilfe*. sadhHocheffiziente Querschnittstechnologien im MittelstandWer wird gefördert?Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) sowie Unternehmen mit bis zu 500 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von höchstens 100 Millionen EuroWas wird gefördert?Ersatzinvestitionen in hocheffiziente Anlagen und Aggregate wie elektrische Motoren und Antriebe, Pumpen, Ventilatoren sowie Druckluftsysteme mit einem Netto-Investitionsvolumen von 2000 bis 30.000 Euro. Gelder gibt es auch für Neuinvestitionen in Wärmerückgewinnungsanlagen. Die Umrüstung von Beleuchtungssystemen auf LED-Technik wird bis zum Jahresende bezuschusst. Systemische Optimierungen, also das Ersetzen von mindestens zwei Querschnittstechnologien, werden ab einem Netto-Investitionsvolumen von 30.000 Euro gefördert.Wie wird gefördert?Der Staat zahlt 30 Prozent (KMU) beziehungsweise 20 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten (sonstige Unternehmen), maximal aber 100.000 Euro. Die externe Energieberatung für eine systemische Optimierung wird mit 60 Prozent der Kosten bis höchstens 3000 Euro bezuschusst.AntragstellungBei der BAFA (www.bafa.de) bis zum 31.12.2015. Anträge für die Förderung von LED-Beleuchtung sind bis zum 31.12.2014 einzureichen.BesonderheitenGeförderte Anlagen sind drei Jahre zu betreiben. Bei systemischen Optimierungen ist eine Energieeinsparung von mindestens 25 Prozent nachzuweisen. Die Förderung erfolgt als De-Minimis-Beihilfe* oder nach der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung (AGVO). Hier gelten allerdings andere Förderquoten. sadh* Die maximal zulässige, von der EU nicht zu genehmigende Beihilfe beläuft sich auf 200.000 Euro in drei Steuerjahren pro Unternehmensgruppe. Für Betriebe des Straßentransportsektors gilt eine De-Minimis-Obergrenze von 100.000 Euro in drei Jahren.

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