"Gas-Anteil wird steigen"

Ziehen nicht wirklich, sind aufwändiger zu betanken und vor allem in der Anschaffung deutlich teurer als ein Transporter mit konventionellem Dieselantrieb: Mit diesen Vorurteilen kämpfen Erdgas-Fahrzeuge und fristen eher noch ein Schattendasein - auch in der Kurier-, Express- und Paketdienst-Branche (KEP). Das Blatt wendet sich So verfügen "zwei Prozent der in Deutschland eingesetzten KEP-Fahrzeuge über Erdgasantrieb", sagte Marten Bosselmann, Geschäftsführer des Bundesverbandes Paket & Expresslogistik (BIEK), auf einer Informationsveranstaltung rund um das Thema Erdgas, zu der der Nutzfahrzeughersteller Iveco vergangene Woche nach Ulm geladen hatte. Zwei Prozent klingt zunächst nach sehr wenig, ist aber de facto vergleichsweise viel. So waren in Deutschland im vergangenen Jahr bei einem Bestand von 45 Millionen Fahrzeugen insgesamt gerade einmal 97.800 Erdgas-Fahrzeuge unterwegs, was also insgesamt einem Anteil von 0,2 Prozent entspricht. Und zuletzt sank selbst dieser Anteil wegen des niedrigen Ölpreises. Doch das Blatt scheint sich zu wenden: Die drohenden Fahrverbote für Dieselfahrzeuge in vielen deutschen Innenstädten zwingen KEP- und Zustellbetriebe zum Handeln. Zwar ist die KEP-Branche laut Bosselmann aufgrund ihres Tätigkeitsprofils für die Elektromobilität prädestiniert - 30 bis 50 Kilometer fahren die Zustellbetriebe in Städten täglich im Schnitt mit 3,5-Tonnern. "Wir bekommen aber nichts auf dem Markt", verwies der BIEK-Geschäftsführer auf die Probleme. Auch der von Deutsche Post DHL und Ford produzierte StreetScooter sei für die KEP-Unternehmen zu klein. "Die CNG-Technologie ist also für KEP-Zustellbetriebe in der Stadt durchaus attraktiv", betonte Bosselmann. Sie könne, ergänzte er, eine Brückentechnologie bis zur Marktreife von Elektrofahrzeugen werden - gerade im Zusammenspiel mit Mikro-Depots Schützenhilfe von der Politik Iveco dürfte dies gerne gehört haben, zumal der italienische Nutzfahrzeughersteller seit vielen Jahren auf Erdgas als alternativen Energieträger setzt und für alle Baureihen eine Erdgaslösung offeriert, zum Beispiel für den innerstädtischen Verkehr ganz aktuell den Daily CNG Hi-Matic mit 8-Gang-Automatikgetriebe und mit dem Iveco Stralis NP 400 sogar einen 400 PS starken Gaser. Schützenhilfe für Compressed Natural Gas (CNG) und Liquefied Natural Gas (LNG) kam in Ulm von der Bundesregierung, die sich im Juni im Finanzausschuss auf weitere steuerliche Begünstigungen der alternativen Kraftstoffe verständigt hatte. Auch weil deren Nutzung im Vergleich zu Benzin und Diesel "zu einer erheblichen CO2-Minderung beiträgt", führte Norbert Barthle aus, der vor wenigen Wochen als parlamentarischer Staatssekretär vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur ins Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gewechselt ist. Er sicherte den Unternehmen zu: "Die Steuerbegünstigung für CNG und LNG wird bis Ende 2026 verlängert, ab 2024 ist eine sukzessive Absenkung vorgesehen." Dies sei Konsens und werde auf jeden Fall umgesetzt werden - egal welche Regierungskoalition letztlich vorne stünde, betonte der parlamentarische Staatssekretär. Ein positives Signal für umstiegswillige Unternehmen also, die jetzt vor Investitionsentscheidungen stehen. Denn eigentlich wären die Steuerbegünstigungen für komprimiertes und verflüssigtes Erdgas sowie für Flüssiggas Ende des Jahres 2018 ausgelaufen. "Die Versorgungssicherheit mit Erdgas in Deutschland ist gesichert." Darauf verwies Peter Meyer, Leiter Vertrieb der Branchen-Initiative Erdgas mobil. Wenn ein Anbieter ausfalle, gebe es immer einen, der einspringen könne, betonte er. So habe es selbst während des kalten Krieges keine Lieferprobleme mit Russland gegeben. Außerdem, und dies ist gerade für die Unternehmen der Verkehrsbranche entscheidend: Das LNG-Tankstellen-Netz soll in Deutschland in den kommenden Jahren ausgebaut werden. Aktuell sind 900 Tankstellen für komprimiertes Erdgas (CNG) in Betrieb. Und bis 2025 solle, führte der Erdgasexperte aus, den Plänen der Bundesregierung zufolge ein Basisnetz von LNG-Tankstellen (verflüssigtes Erdgas) für den schweren Straßengüterverkehr entlang des TEN-V-Kernnetzes entstehen. Alles das zeigt, Erdgas-Fahrzeuge können sich in Deutschland in den nächsten Jahren verstärkt durchsetzen: "Bei den zwei Prozent Anteil im KEP-Bereich in Deutschland wird es nicht bleiben. Dieser Anteil wird steigen", zeigte sich auch Sascha Kaehne, Vorstand Vertrieb und Marketing der Iveco Magirus AG, am Ende der Veranstaltung zuversichtlich. Mehr zum Thema im Dossier Alternative Antriebe www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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