Ganz heiße Eisen

Asphaltfahrer kennen das: Ungleichmäßige Temperaturen, teils angehärteter Asphalt oder verklumpte Nester, die die Qualität der Asphaltdecke bisher empfindlich reduziert haben. Bisher "glättete" man diese Probleme gern per Teermaschine oder Walze, trotzdem entstehen in den optisch glatten und perfekten Teerbändern genau hier später die Probleme. Entsprechend zieht der Gesetzgeber hier die Daumenschrauben an und hat "Maßnahmen zur Steigerung der Asphalteinbauqualität" angekündigt. Ausschreibungen für Baumaßnahmen an Bundesfernstraßen sehen für den Transport von Asphaltmischgut thermoisolierte Mulden mit einer Abdeckeinrichtung sowohl für Bestands- als auch für Neufahrzeuge vor. Aus dem Bereich der Kühler kommt der "Temperaturnachweis", nachdem die Temperatur des Mischguts per Messeinrichtung kontrolliert und bei Bedarf nachgewiesen werden muss. Fahrzeuge, die bis zum 31. Dezember 2015 zugelassen werden, können noch mit mobiler Messtechnik ausgestattet werden und haben Bestandsschutz. Das entbindet sie von fest eingebauter Messtechnik, die für Fahrzeuge, die ab dem 1. Januar 2016 zugelassen werden, erforderlich ist. Entsprechend haben fast alle Fahrzeughersteller schon entsprechende Muldenkipper im Angebot oder entwickeln diese gerade. Interessant ist dabei jedoch die unterschiedliche Herangehensweise: Das Angebot umfasst Rund- und Kastenmulden ebenso wie nach- oder rückrüstbare Lösungen. Keine Klumpen dank Rundmulde Zu den "alten Hasen" im Segment gehört sicher Fliegl Fahrzeugbau, wo man die Mulden seit 2013 in diversen Größen und Varianten aktiv anbietet. Bei Fliegl schwört man auf die Rundmulde, weil sich hier wegen der fehlenden Ecken kaum Nester oder Klumpen bilden können und das Material gut abrutscht. Außerdem begnügte sich das Familienunternehmen nicht damit, einfach einen Dämmstoff zwischen die Muldenwände zu packen, sondern zog auch hier eine Eigenentwicklung vor. Die 28-Kubikmeter-Mulde wird mit dem sogenannten Fliegl-Isotherm isoliert, einem leichten Material, das auf die Muldenaußenseiten aufgebracht wird und sie komplett verkleidet. So will Fliegl eine vollständige Isolierung erreichen und freie Spanten oder Kältebrücken unterbinden. Mulde, Boden, Front und Heck sind lückenlos gedämmt. Im Gegensatz zu anderen Systemen, die mit Steinwolle als Dämm-Material arbeiten, soll das Fliegl-Isotherm feuchtigkeitsunempfindlich sein und auch bei Nässe seine Dämm-Eigenschaften beibehalten. Außerdem überarbeitete Fliegl die Grundkonstruktion der Mulde, um wirklich alle Kältebrücken zu eliminieren. Nach oben deckt eine Spezial-Thermoplane das Transportgut ab. Ebenfalls auf eine stark abgerundete Mulde, ähnlich wie bei Fliegl, setzt in dem Fall Schwarzmüller. Natürlich achteten die Österreicher dabei sehr auf das Gewicht und nennen für die Leichtbauversion Minimalgewichte ab 4,8 Tonnen. Auch Schwarzmüller tüftelte lange an der Isolierung und verbaut hier eine feuchtigkeitsinaktive Isolierung, die bis zu 200 Grad Hitze abkönnen soll. Dabei werden die Isolierbleche schwimmend verlegt, um die temperaturbedingten Längenausdehnungen zu kompensieren. Dazu kommt auch hier eine Thermoplane. Auch die Auswerteeinheit mit Sensoren hat Schwarzmüller bereits verbaut: Dazu haben die Oberösterreicher fünf Sensoren direkt mit der Mulde verbunden, während die Auswerteeinheit in einem robusten Kasten direkt am Fahrzeug montiert und mit einer Schnittstelle für Drucker ausgestattet ist. Mit einer mobilen Druckereinheit kann der Fahrer den geforderten Temperaturverlauf nachweisen und ausdrucken. Auch Schwarzmüller achtete zudem auf den Mulden- und Fahrgestellaufbau: Torsionsrohre sollen für ein stabiles und verwindungssteifes Fahrgestell sorgen, was eine hohe Kippstabilität und Langlebigkeit garantieren soll. Wo mehr Isolation benötigt wird Ebenfalls schon länger im Geschäft ist Kempf, wo man wie Fliegl und Schwarzmüller auf eine Rundmulde setzt. Im Falle der Bad Marienberger misst die Mulde 7,5 Meter und bietet bei 1,42 Meter Höhe 24 Kubik Volumen. Die Bodengerade beträgt 1,5 Meter in der Breite. Während Kempf an Boden und Seitenwänden eine 80-Millimeter-Isolierung vorsieht, erhöht man diese Stärke an Stirn- und Rückwand auf je 100 Millimeter. Das Fahrgestell ist in konischer Leichtbauweise ausgeführt - mit Alurädern und BPW-Achsen samt großer Scheibe nennt Kempf 5,2 Tonnen Leergewicht. Auch Kempf isoliert mit wasserresistentem Dämmmaterial, das durch ein Stahlgewebe verstärkt wird. Dazu kommt die obligatorische isolierte Rollplane und ein Unterfahrschutz mit Sondergenehmigung. Praxisnähe beweist Kempf mit der Tatsache, dass die Bodenstärke im hinteren Bereich von sieben auf zehn Millimeter steigt und seitliche Verschleißbleche die Mulde zusätzlich schützen. Auf eine Rundmulden- oder Kastenausführung setzt dagegen Langendorf, wo die Thermomulde auf den Namen Isoxx hört. Die komplett neue Konstruktion beider Fahrzeugtypen entkoppelt die Innen- von der Außenwand, womit Wärmebrücken vermieden werden sollen. Gleichzeitig wird über das patentierte Verfahren eine hohe mechanische Beständigkeit und Steifigkeit erreicht, was der Lebensdauer zugute kommen soll. Trotz der stabilen Ausführung der Innen- und Außenmulde und der lückenlosen Verwendung des Isoliermaterials auf Schaumbasis will Langendorf das Leergewicht fast unverändert beibehalten: Für die 26-Kubik-Aluminium-Kastenmulde inklusive der Bodenisolierung, der vorgeschriebenen Plane und Temperatursensierung nennt Langendorf weniger als 5,4 Tonnen. Je nach Ausstattung soll man das aber auf unter 5000 Kilogramm drücken können. Auch Langendorf achtete darauf, dass das verwendete Isoliermaterial für eine dauerhafte Belastung von 200 Grad ausgelegt ist. Außerdem zieht und speichert es kein Wasser und verrottet nicht. Die von Langendorf gewählte Isolierung ist CFC/ HCFC frei und kann im Reparaturfall ohne Schaden geschweißt werden. Auch beim Preisaufschlag will Langendorf Maß gehalten haben. Die Liste der Optionen und Varianten wird durch die thermische Isolierung der Isoxx-Baureihe nicht beeinträchtigt, wodurch weiter individuelle Konfigurationen möglich sind. Natürlich hat sich auch Marktführer Schmitz Cargobull des Themas angenommen und eine interessante Nachrüstlösung ersonnen: Dazu entwickelten die Gothaer Kipperprofis eine Planen-Matten-Isolierung der Mulde. Dazu On-Board-Messsysteme für die Temperaturkontrolle des Ladeguts, die sich laut den Cargobullen einfach nachrüsten lassen. Basis dafür ist in der Regel der gewichtsoptimierte S.KI Light. Die kostengünstige Planen-Matten-Isolierung soll laut Schmitz nur etwa 150 bis 200 Kilogramm wiegen, womit Schmitz in der karg ausgestatteten Light-Version auch locker die magische Fünf-Tonnen-Marke unterlaufen würde. Für den Wiederverkauf lassen sich die Isoplanen-Matten ohne Probleme rückbauen. Die reparaturfreundlichen Isoplanen-Matten sind in allen für die Rollplane lieferbaren Farben verfügbar und können individuell beschriftet werden. Die Isolierung ist auch als Nachrüst-Kit für Sattelkipper S.KI 7.2 mit Stahl-Rundmulde erhältlich. Weitere Neuheiten kommen zur IAA Neben der Nachrüstlösung entwickelt Schmitz auch eine "feste" Isolierung analog zu den anderen Herstellern, in die dann das Kühler-Know-How einfließt. Ebenfalls schon lang auf dem Schirm hat den Asphaltbau Meiller. Dort hält deren österreichische Tochter seit einigen Jahren vollisolierte Asphaltbirnen für Volumen von 9 bis 18 Kubikmeter vor, die in Richtung der Gesetzgebung weiterentwickelt wurden. Der birnenförmige Körper wird mit einer zusätzlichen GFK-Thermoisolierung ummantelt und von einem hydraulischen Deckel verschlossen. Damit kühlt das Material bei Fahrtwind und niedrigen Temperaturen nicht aus und kann länger verarbeitet werden. Für die Überwachung der Asphalt-Temperatur während des Transports und bei der Verarbeitung sitzen Sensoren am Muldenkörper - ein Monitor im Heck oder im Fahrerhaus informiert fortlaufend, wie es um das Material steht. Der große Überhang der Auslaufschurre soll das Beschütten des Straßenfertigers erleichtern und das Abfüllen in Schubkarren hat Meiller ebenfalls einkalkuliert. Auch die Asphaltmulde kann mit Isar-Control-Fernsteuerung geliefert werden, die vor allem das Feindosieren vereinfacht. Parallel arbeitet Meiller an weiteren Versionen, die allerdings erst zur IAA startbereit sein dürften. Fuhrunternehmen gehen in Vorleistung Interessant wird sein, inwiefern sich die verbesserte Asphaltqualität in besseren Straßen niederschlägt, um die entstehenden Mehrkosten zu amortisieren. Denn aktuell bezahlt erst mal nur der Fuhrunternehmer für die verbesserte Asphaltqualität - die spätestens in der nächsten Dekade dann allen zugute kommen sollte! Hintergrund Die Einführungstermine der Maßnahmen zur Steigerung der Asphalteinbauqualität Mit der "Einsatzankündigung von Maßnahmen zur Steigerung der Asphalteinbauqualität" hat das damalige Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) am 18. Oktober 2013 eine Verordnung auf den Weg gebracht, die stufenweise ab 2015 verpflichtend eingeführt werden soll. Die Einführung der Maßnahmen zur Qualitätssteigerung erfolgt in drei Stufen:- Stufe 1 (vom 01. Januar 2015 bis 31. Dezember 2016): Bei einer herzustellenden Asphaltfläche von 18.000 bis 60.000 Quadratmetern- Stufe 2 (vom 01. Januar 2017 bis 31. Dezember 2018): Bei einer herzustellenden Asphaltfläche von mehr als 18.000 Quadratmetern- Stufe 3 (ab 01. Januar 2019): Für alle herzustellenden Asphaltflächen Erste Baumaßnahmen werden bereits in der laufenden Saison 2014 mit den neuen Anforderungen ausgeschrieben. gs Anbieter (Auswahl) Fliegl Tel.: 03 64 82/83 00 www.fliegl.comKempf Tel.: 0 26 61/29 70 www.kempf.agLangendorf Tel.: 0 23 09/93 80 www.langendorf.deMeiller Tel.: 089/1 48 70 www.meiller.comSchmitz Cargobull Tel.: 0 25 58/81-0 www.cargobull.comSchwarzmüller www.schwarzmueller.com Tel.: 00 43 77 13/80 00

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