Mehr Zug am Haken

Die besten Ideen kommen doch in der Praxis, nicht am Schreibtisch: Die Leute der Firma Terho (ging später in Hiab auf) störten sich daran, dass einer nur herumstand und wartete, während der andere Sand von der Kiesgrube auf die Baustelle fuhr. Und so ersannen die findigen Finnen das Wechselsystem mit zwei Pritschen. Einer schaufelt, der andere fährt und kann unmittelbar eine befüllte Pritsche übernehmen. Im Jahr 1947 wurde das noch mit zwei Drahtseilen und Winden am Fahrzeug realisiert. Die sogenannten Cablelifts, leicht und robust, gibt es noch, sie spielen aber nur noch in den skandinavischen Ursprungsländern eine Rolle. Keine Erhöhung der Motordrehzahl Abrollerhakengeräte machen einen deutlich geschmeidigeren und fixeren Job, wie die VerkehrsRundschau im großen Abrollervergleich (siehe Heft 23/2013) feststellen konnte. Mit "Pro Future"-Paket soll das Abrollen beim Multilift XR18 S, bevorzugt auf einem Dreiachs-26-Tonner in 6x2, noch ein wenig geschmeidiger laufen: Schneller Absenken, schneller Kippen, schneller Entladen bei bis zu 30 Prozent niedrigerem Verbrauch - das aufgerüstete Hakengerät aus Skandinavien soll vor allem in puncto Arbeitstempo, das die VR im Praxistest ohne Pro-Future-Funktion als mäßig moniert hatte, aufräumen. Das Absenken erfolgt fast ohne Einsatz der Hydraulikpumpe. Wie im freien Fall und doch kontrolliert, zudem in einem Drittel der vorher veranschlagten Zeit und mit entsprechend geringerem Verbrauch. Nebeneffekt: Der Fahrer muss dabei die Motordrehzahl nicht erhöhen, was die Geräuschemission senkt. Gleiches ist beim Kippen der Fall, bei dem die Hydraulik ohne Erhöhung der Drehzahl in schnellem Tempo bis zum Anschlag hochfährt, dann aber auf normale Geschwindigkeit herunterstuft und so den Abroller vor Schäden oder falscher Handhabung schützt. Auch hier muss die Motordrehzahl nicht angehoben werden, trotzdem soll der Vorgang laut Hiab um ein Drittel zügiger vonstattengehen. Dritter Clou des Pro-Future-Pakets: Bei Bedarf wird das Abrollen über eine Sequenzkontrolle mit einem Hebelzug an der Bedienkonsole fast vollständig automatisiert und beschleunigt. Manuelle Eingriffe sind aber laut Hersteller jederzeit möglich. Und schließlich erleichtert die sogenannte Friktionskontrolle die Arbeit mit dem Multilift: Dabei hebt der Haken den Container beim Abschieben oder Aufsatteln leicht an, sodass keine Schleifgeräusche oder Vibrationen entstehen. Das geht bei einer ersten Demo tatsächlich so geschmeidig und geräuscharm vor sich, wie der Hersteller verspricht. Apropos: Hiab verspricht auch, dass sich mit dem XR18S Pro Future nicht zuletzt dank hoher Nutzlast des leichten Gerätes vier Fahrten durch drei ersetzen lassen. Muss auch so sein, will man die 6760 Euro Aufpreis des Pakets wieder hereinziehen. Als Referenz hat der Hersteller einen üblichen 20-Tonnen-Haken angesetzt, der aber 400 bis 500 Kilo weniger Nutzlast biete, mehr verbrauche und langsamer operiere. Flüssiges Arbeiten visualisiert im Film Zum visuellen Beweis ließ Hiab im Video auf Youtube den konventionellen Hiab-Abroller gegen den mit Pro-Future-Paket antreten. Und während sich der eine noch mit dem Satteln des Containers müht, ist der andere schon am Kippen - oder Fahren. Der Prozess läuft so flüssig ab, wie es sich die Terho-Tüftler 1947 nie hätten träumen lassen, als ihr Ur-Abroller unter Ächzen und Quietschen die Pritschen mit einem finalen Knall auf den steinigen Untergrund beförderte. Abwurfkipper, das wäre damals die richtige Bezeichnung gewesen. Erfunden haben sie's trotzdem.

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