Fuhrparktipps für eine dynamische Branche

Miete, Leasing, Finanzierung oder gar Kauf? Wenn Interkep in München neue Transporter anschaffen will, entscheidet der künftige Kundeneinsatz über die Finanzierungsform. Für Fahrzeuge, die im Auftrag von Fedex zustellen, wählen die Bayern beispielsweise nicht Miete, sondern Finanzierung oder Leasing. "Für langfristige Projekte mit planbarer Einsatzdauer sind Leasing und Finanzierung einfach günstiger als Miete", sagt Geschäftsführer Sebastian Hassler. Für Fahrzeuge, die für Onlinehändler wie Amazon fahren sollen, sei Miete die bessere Alternative. "Für diese Transporter müssen wir erhebliche Auftragsschwankungen einkalkulieren und fahren am günstigsten, wenn die Fahrzeuge kurzfristig an den Vermieter zurückgegeben werden können", betont Hassler. Bei Neuverträgen achtet der Interkep-Chef darauf, dass Fahrzeugrückgaben auch vor Ablauf der vereinbarten Vertragsfristen jederzeit möglich sind. Der Einsatzzweck entscheidet Wer in neue Transporter investiert, sollte deren Einsatzzeit und -zweck genau kennen. Wenn vorübergehend Zusatzaufträge anstehen oder für neue Kunden "auf Probe" gefahren wird, ist eine Kurzzeitmiete auf Monats-, Wochen- oder gar Tagesbasis ratsam. Wenn hingegen alte Fahrzeuge ersetzt oder der Fuhrpark dauerhaft ausgebaut werden soll, kommen außer Miete auch Leasing, Finanzierung oder Kauf infrage. "Auf einen Vergleich der einzelnen Finanzierungsformen sollte kein Unternehmen verzichten", rät Peter Hellwich, Inhaber der Fuhrpark- und Logistikberatung PHS in Germering bei München. Jede Ratenzahlung müsse auf den Kapitalbarwert einer Finanzierung zurückgerechnet und deren Summe mit einem kalkulierten Zinssatz von drei bis vier Prozent hochgerechnet werden. Als Folge der niedrigen Zinsen kann die klassische Finanzierung am günstigsten sein, zumal so auch stille Reserven gebildet werden. Bei guter Bonität fallen höchstens ein bis zwei Prozent Zinsen an. Allerdings sind Miete und auch Leasing unterm Strich günstiger geworden. Angesichts des großen Wettbewerbsdrucks geben viele Miet- und Leasinganbieter verringerte Finanzierungskosten an die Kunden weiter. Bei der Miete bleibt der KEP-Unternehmer flexibel. Er kann Laufzeiten nach Wahl abschließen und den Vertrag vorzeitig kündigen, wenn Geschäfte wegbrechen oder ein attraktiveres Neufahrzeug winkt. Weil das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) den Vermieter verpflichtet, dem Vertragspartner den Mietgegenstand "in einem zum vertragsgemäßen Gebrauch geeigneten Zustand zu überlassen", muss dieser bei Ausfall des Fahrzeugs Ersatz anbieten und kommt deshalb an Zusatzservices wie Wartung und Reparatur nicht vorbei. Beim Leasing ist das anders: Abhängig von der Branche des Leasingnehmers müssen für Transporter auf Basis des Leasingerlasses wenigstens fünf Jahre Nutzungsdauer kalkuliert werden, was Vertragslaufzeiten von mindestens 24 Monaten - also 40 Prozent der Nutzungsdauer - voraussetzt. Außerdem sind Kündigungen nur im Ausnahmefall möglich, der Vertragspartner kann, muss aber nicht Zusatzservices und Ersatzfahrzeuge anbieten. Als Folge sind Leasingraten in der Regel deutlich niedriger als Mietraten. Beide können von der Steuer abgesetzt werden, das Fahrzeug bleibt in den Büchern des Vertragsgebers. Anders beim Kauf: Der KEP-Unternehmer kann dann lediglich steuerliche Abschreibungen geltend machen und wird auf diese Lösung nur dann zurückgreifen, wenn er schlecht verzinste Reserven nicht anders investieren kann. Auch Geschäftskonzept und spezifische Kundenservices sind für die Wahl der Finanzierungsform entscheidend. Wenn das KEP-Unternehmen Kölner Flitzer neue Transporter anschaffen will, gilt: "Das günstigste Angebot entscheidet", sagt Projektmanager Marco Schulz. Weil die Rheinländer eine eigene Werkstatt haben, können sie bei der Finanzierungsform wählerisch sein und sind nicht auf Mietlösungen angewiesen. Das verschafft ihnen auch in ihrem zweiten Geschäftsfeld, der Fahrzeugvermietung, Vorteile. Wenn die Nachfrage nach Mietfahrzeugen besonders groß ist, wechseln KEP-Transporter vorübergehend in die Mietflotte. Allerdings sollten diese in den eigenen Büchern stehen, also per Finanzierung oder Kauf angeschafft worden sein. Unsicherheitsfaktor Dieselproblematik Auch für Dienstleister, die dem Bundesverband der Kurier-, Express- und Postdienste (BdKEP) oder der Branchenfrachtenbörse E-Kurier.net angehören, bleibt Leasing eine interessante Alternative zur Miete. Sie können bei Vertragspartnern wie Sixt, Buchbinder oder Opel Transporter zu vergünstigten Konditionen chartern. Beim Leasing haben sie die Wahl zwischen Kilometer- und Restwertverträgen, bei der Miete können sie mit Kilometerbeschränkungen günstigere Raten aushandeln. Die aktuelle Dieseldiskussion macht die Entscheidung nicht einfacher. Weil auch für Fahrzeuge mit Euro-6-Motoren sinkende Restwerte zu erwarten sind, rechnen Experten mit steigenden Leasing- und Mietraten. "Die Finanzierungspartner werden diese Entwicklung als Risikoaufschlag an die Kunden weitergeben", ahnt Experte Hellwich. Ansonsten bleibt das Risiko, bei Kilometerverträgen für Leasing oder Kilometerbegrenzungen für Mietverträge danebenzuliegen, groß. Als Folge drohen kräftige Nachzahlungen. "Wenn überdurchschnittlich viele internationale Sonderfahrten anfallen, ist die vereinbarte Kilometerzahl schnell überschritten", weiß Siegfried Ohde, Geschäftsführer Haaner Kurier. "Da jedoch auch vier bis fünf Jahre alte Transporter mit hohen sechsstelligen Kilometerzahlen erfahrungsgemäß noch einige Jahre problemlos weiterfahren können, übernehme ich solche Fahrzeuge gerne." Das ist jedoch leichter gesagt als getan. Weil Ohdes Vertragspartner offenbar nachträgliche Reparaturansprüche fürchtet, will er zurückgehende Transporter nicht an den bisherigen Mieter verkaufen. Ohde greift deshalb zu einem Kniff. Ein Partner übernimmt das Vertragsfahrzeug und verkauft anschließend an das rheinländische KEP-Unternehmen. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Miete www.verkehrsrundschau.de/dossiers Experten-Tipp Vergleichen lohnt sich -> Prüfen Sie, wie lange Sie den Transporter voraussichtlich fahren werden. Für die Überbrückung von Auftragsspitzen, Neukunden-Touren und alle anderen Einsätze, die möglicherweise kurzfristig beendet werden müssen, kommt nur Miete infrage, für längerfristige Einsätze über mehrere Jahre hinweg sollten Sie auch Finanzierung und Leasing in Erwägung ziehen.-> Jede Investition hat Auswirkungen auf Ihre Steuererklärung. Schalten Sie vor dem Fahrzeugerwerb Ihren Steuerberater ein und bitten Sie um Rechenbeispiele, welche Finanzierungsform vor und nach Steuer am günstigsten ist.-> Holen Sie nach der Entscheidung über die Finanzierungsform Angebote von mindestens drei Marktteilnehmern ein. Achten Sie hierbei auf einen gesunden Mix (Hausbanken/Herstellerbanken, regionale/ überregionale Vermieter) .-> Das billigste Angebot muss nicht das beste sein. Vor allem bei Anbietern, welche erstmals mit Ihnen in Kontakt treten, ist Vorsicht angesagt, weil sie auf teurere Folgeaufträge hoffen.-> Informieren Sie sich bei Miet- und Leasinglösungen über den voraussichtlichen Restwert des Fahrzeugs bei Vertragsende bei DAT oder Schwacke. Entsprechende Prognosetools werden gegen eine geringe Gebühr online angeboten.- Prüfen Sie, welche Zusatzservices (Wartung, Reparatur, Reifen) wichtig sind. Gibt es Händler und Werkstätten vor Ort, welche solche Dienstleistungen preiswerter erbringen? Machen Sie eine Zusammenarbeit auch von der Frage abhängig, ob Sie bei kurzfristigen Fahrzeugausfällen Ersatz benötigen. bot

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