Frisch auf den Tisch

Rund 1,3 Millionen Tonnen Bananen werden jährlich aus Süd- und Mittelamerika nach Deutschland eingeführt. Knapp 200.000 Tonnen - also etwa jede sechste Frucht - schlägt Heuer Logistics in zwei temperaturgeführten Terminals an der Bremerhavener Columbuskaje um. Auf 1200 Metern kann die Branchenspedition hier sowohl Kühl- als auch Containerschiffe entladen. "In den letzten Jahren sind die Volumina weitgehend gleich geblieben", berichtet Rolf Benedix, Geschäftsleiter Finanzen von Heuer Logistics. "Allerdings haben Containerladungen deutlich zugenommen und machen mittlerweile wenigstens 60 Prozent des Umschlags aus." Auf einen weitere Boxenzuwachs ist Heuer Logistics vorbereitet. Für Kühlcontainer stehen laut Unternehmensangaben über 100 Stromanschlüsse bereit. Transport ohne Bruchstellen In der Fruchtlogistik von Übersee wird nicht nur von Terminalbetreibern wie Heuer Flexibilität verlangt. Stabile Volumina, welche in immer mehr Häfen vorzugsweise per Container angeliefert werden: Das kennzeichnet den Markt derzeit. Außer Hamburg und Bremerhaven schlagen auch Antwerpen und die Zeeland-Häfen (Vlissingen und Terneuzen) in den südlichen Niederlanden große Volumina für den deutschen Markt um. Alle Häfen melden steigende Container-Aufkommen, was nicht verwundert. Denn mit integrierten Kühltechnologien sind in Zwanzigund Vierzig-Fuß-Containern (TEU und FEU) während der gesamten Logistikkette gleichbleibende Temperaturen auf nahezu jedem gewünschten Level möglich. Wenn eine kontinuierliche Überwachung gewährleistet ist, können die Früchte theoretisch ab den Plantagen der Erzeugerstandorte bis zu den Logistikzentren der großen Lebensmittelhandelsketten ohne Bruchstellen transportiert werden. Genau solche Door-to-Door-Verkehre wünscht der Handel. Als Folge melden große Dienstleister wie DB Schenker, DHL und Hellmann, welche alle Services von Frachtraumbuchungen über Warenkonfektionierungen bis hin zu Verteilerverkehren anbieten, seit Jahren Zuwächse in der Fruchtlogistik. Ansonsten bieten Kühlcontainer gegenüber klassischen Reefer-Schiffen, welche Früchte in mit Kompressionskälteanlagen ausgerüsteten Decks transportieren, klare Preisvorteile. Als Folge werden immer mehr Kühlschiffe aus dem Verkehr gezogen, wie Statistiken zeigen: 2010 waren der Datenbank Clarkson Research zufolge 1086 Reefer-Schiffe auf den Weltmeeren unterwegs. 2014 wurden noch 817 gezählt. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Containerschiffe von 4706 auf 5106 an. "Die meisten Schiffe werden mittlerweile standardmäßig mit Stellplätzen für Kühlcontainer ausgerüstet", beobachtet Dieter Stockmann, Marktexperte am Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) in Bremen. Die großen Reefer-Reedereien bauen deshalb ihre Flotten für Containertransporte weiter aus. So hat Hamburg Süd 2013 und 2014 sechs Schiffe mit einer Kapazität von bis zu 9600 TEU in Betrieb genommen. Jedes Fahrzeug weist weit über 1000 Anschlüsse für Kühlcontainer auf. Stolz spricht die Reederei von der "größten Reefer-Kapazität weltweit." Aber auch die großen Nordseehäfen müssen sich umstellen. Weil die Reedereien Kühlcontainer auf Feeder-Verkehren auch in kleinen Häfen entladen können, drohen Terminals, welche sich auf Kühlschiffe spezialisiert haben, auf der Strecke zu bleiben. Vor allem Antwerpen bekommt dies zu spüren. 2010 wurden 1,31 Millionen Tonnen Früchte von Reefer-Schiffen entladen, 2014 waren es nur noch 1,03 Millionen Tonnen. 2013 fiel der Rückgang mit über 200.000 Tonnen besonders stark aus. In diesem Jahr hat der belgische Hafen das 38.700 Quadratmeter große Container-Terminal Euro Fruit Port in Betrieb genommen. Hier werden ausschließlich temperaturgeführte Boxen aus Übersee umgeschlagen. Für die örtliche Kühlung stehen 500 Reefer-Anschlüsse bereit. "Wir wollen unseren Kunden maßgeschneiderte und kosteneffiziente Lösungen für eine optimale Gestaltung der Supply Chain anbieten", verspricht Wim Dillen, Business Development Manager des Hafen Antwerpen, weitere Investitionen in die temperaturgeführte Container-Logistik. 2013 wurden 480.000 TEU in der Kühllogistik umgeschlagen, was sieben Prozent des gesamten Container-Aufkommens von acht Millionen entspricht. Für Antwerpen geht es auch darum, den aufstrebenden Zeeland-Häfen Paroli zu bieten. Diese haben in der Bananen-Logistik auf Kühlschiff-Basis Fuß gefasst und melden außerdem einen Umschlag von 15.000 Containern vor allem für den deutschen Markt. Im Hinterlandverkehr dominiert der Lkw Auch Hamburg verzeichnet Einbrüche im klassischen Kühlschiffgeschäft. Als Folge des Container-Booms verlor das HHLA- Frucht- und Kühlzentrum, das zeitweise eine Million Tonnen Übersee-Früchte (davon rund 80 Prozent Bananen) umgeschlagen hat, fast 50 Prozent seiner Volumina. Heute legen wöchentlich nur noch zwei Kühlschiffe an. Mittlerweile hat sich die HHLA-Tochter für Container geöffnet und nimmt Ananas, Kartoffeln, Zitrusfrüchte und anderes vom Containerhafen auf. Aber völlig abschreiben wollen die HHLA-Logistiker das Kühlschiff nicht. Als Folge der gesunkenen Bunkerpreise ziehen manche Importeure wieder das Reefer-Schiff vor, berichtet Frucht- und Kühlzentrum-Geschäftsführer Axel Hoeckrich. "Das konventionelle Kühlschiff wird wie ein Taxi bestellt und fährt zuverlässig direkt zum Ziel", sagt der HHLA-Manager. Vor allem für Bananen, welche bei 14 Grad Celsius grün eintreffen müssen, sei dieses Fahrzeug die bessere Lösung. 618.000 temperaturgeführte TEU wurden 2013 in Hamburg umgeschlagen. Für weiteres Wachstum kann vor allem Frigo Coldstore Logistics sorgen: Im Sommer 2014 eröffnete der Dienstleister ein drittes Kühlhaus im Container-Hafen. "Das neue Terminal nimmt auch Früchte wie Himbeeren und Erdbeeren auf, welche tiefgekühlt importiert werden", sagt Frigo-Geschäftsführer Florian Redlefsen. Egal welche Kühlung: Der Weitertransport ins Hinterland erfolgt fast immer auf der Straße und kaum auf der Schiene. Auch in anderen Häfen hat der Lkw die Nase vorn. "Wir kombinieren Waren derselben Gattung und haben häufig mehrere Empfangsadressen", sagt Markus Fellmann, Global Vice President von Hellmann Perishable Logistics. "Deswegen setzen wir in der Regel Lkw ein." Fruit Logistica in Berlin Logistikdienstleister rechnen mit einem wachsenden Markt Die Fruit Logistica (4. bis 6. Februar 2015) in Berlin ist auf dem Weg zur Logistikmesse. Über 560 der knapp 2700 Aussteller werben mit logistischen Produkten oder Dienstleistungen. Außer großen Häfen (Antwerpen, Bremen, Zeeland) und Reedereien (Hamburg Süd, Hapag-Lloyd, Maersk) zeigen auch bekannte Logistikdienstleister (DHL, Hellmann, Kühne + Nagel, Panalpina) und Luftfrachtgesellschaften (Lufthansa Cargo, Air France - KLM - Martinair Cargo) hier Flagge.Bei vielen Ausstellern überwiegt Optimismus. "In der globalen Fruchtlogistik werden wir es 2015 mit einem wachsenden Markt zu tun haben", sagt Markus Fellmann (Hellmann Perishable Logistics)."Vor allem in China, Indien und anderen asiatischen Ländern erwarten wir starke Zuwächse". Auffallend: Im Begleitprogramm spielen logistische Themen nur eine Nebenrolle. Während des zweitägigen Kongresses beschäftigen sich gerade mal zwei Vorträge mit Verpackungen und einer mit der Optimierung von Supply Chains. Auch unter den Preisträgern des Messe Awards, der 2015 zum zehnten Mal vergeben wird, sind Logistiker nicht zu finden. bot

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