Interview: "Freie Anwaltswahl kostet künftig extra"

Ist es nach einem Verkehrsunfall sinnvoll, den von der Unternehmens- oder Verkehrsrechtsschutzversicherung empfohlenen Anwalt zu beauftragen? Patrick Rümmler: Man sollte diese Empfehlung auf jeden Fall hinterfragen. Die Versicherer haben mit den von ihnen empfohlenen Anwälten sogenannte Rationalisierungsabkommen geschlossen. Darin ist geregelt, dass der Vertragsanwalt gegenüber der Versicherung wesentlich weniger für seine Leistung berechnen darf. Was bedeutet das für die Versicherten? Die Anwälte müssen pro Mandat, das über die Versicherung kommt, mit einer Umsatzeinbuße von schätzungsweise 200 bis 300 Euro rechnen. Da muss die Frage erlaubt sein: Wie engagiert arbeitet ein Anwalt, der weniger Geld erhält und der von der Versicherung abhängig ist? Motivation und investierte Zeit dürften wohl geringer sein. Hier rechnet sich nur Masse. So werden sicherlich seltener Sachverständigengutachten in Auftrag gegeben, denn die kosten die Versicherung Geld. Arbeitet der Anwalt zu teuer, läuft er Gefahr, von der Versicherung nicht mehr beauftragt zu werden. Dürfen Versicherte sich den Anwalt frei wählen? Ja. Das dürfte in Zukunft aber teurer werden. Der Bundesgerichtshof hat Ende 2013 entschieden, dass Versicherer auf die Selbstbeteiligung verzichten dürfen, wenn der Versicherungsnehmer den von ihnen empfohlenen Vertragsanwalt wählt. In neueren Allgemeinen Rechtsschutzbedingungen findet sich außerdem häufig die Klausel, dass ohne Rücksprache mit dem Versicherer ein eigener Rechtsanwalt nicht eingeschaltet werden darf. Das ist zwar rechtlich gesehen eine bloße Obliegenheit - ein Verstoß bleibt ohne Folgen. Viele lassen sich allerdings von dieser Formulierung komplett abschrecken.

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