Paris. Die französischen Gewerbeverbände FNTR, TLF und Unostra haben letzte Woche unter dem Namen „Cap 2020“ einen Modernisierungsplan für den heimischen Straßengütertransport vorgelegt. Er soll dazu dienen, die Wettbewerbsfähigkeit des Sektors zu verstärken und die Attraktivität des Metiers zu verbessern, richtet sich gegen unlauteren Wettbewerb und soll das Gewerbe auf die „Energierevolution“ im Lkw-Bereich vorbereiten, erklärte FNTR-Vorstand Jean-Christophe Pic.
Im europäischen Transportmarkt sind die französischen Unternehmen weit abgeschlagen und spielen dort nur noch eine marginale Rolle. In 20 Jahren ist ihr Anteil am internationalen Warenverkehr von ehemals 51 auf nur noch 15 Prozent gesunken, berichtete für den Spediteursverband TLF dessen Vorsitzender Yves Fargues. Die Auslandsaktivitäten lägen bei 9,3 Prozent der Geschäftstätigkeiten, wogen Spanien auf 62 und Deutschland auf 53 Prozent kämen und Polen inzwischen auf ein Drittel des Marktes. Zu Hause macht dem Gewerbe die Kabotage zu schaffen. Deren Anteil an den Transportleistungen liegt offiziell bei vier Prozent. Yves Fargues schätzt jedoch, dass dieser Anteil viel höher sei und tritt dafür ein, die hierfür geltenden EU-Regeln zu beschneiden. Er verweist insgesamt auf die rasch zunehmenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten der heimischen Betriebe: 2007 befanden sich erst 20 Prozent von ihnen im Minus, 5 Jahre später war die Zahl auf 41 Prozent hochgeschnellt. Die strukturelle Schwäche der Branche erhellt auch dies: 97 Prozent der Strassengütertransporteure arbeiten mit weniger als 50 Beschäftigten.
Bei der Bezahlung von internatioinal eingesetzten Fahrern liegen Frankreich und Deutschland an der Spitze
Bezüglich der Bezahlung von international eingesetzten Fahrern liegen Frankreich und Deutschland momentan an der Spitze. Im Schnitt erhalten sie 28.668 Euro brutto pro Jahr. Bei der Arbeitszeit driften die beiden Länder jedoch auseinander: In Frankreich liegt sie laut FNTR, TLF und Unostra in der Regel bei 1.546 Stunden pro Jahr, in Westdeutschland dagegen bei 1.800 und in Ostdeutschland bei 2.000 Stunden.
In der Hauptsache fixiert das Programm „Cap 2020“ drei grosse Arbeitsbereiche, - vor allem, um den Nachwuchs für das Gewerbe zu interessieren und mehr jüngere Arbeitskräfte als bisher anzulocken: eine „modernisierte“, das heisst bessere soziale Absicherung, eine Neuklassifizierung der jeweiligen Tätigkeiten und die Schaffung eines neuen Tarifvertrags. Die Gewerbeverbände sehen sich im Übrigen, was Europa angeht, im Aufwind. Unter dem Druck der Krise zeichne sich zumindest in einigen westeuropäischen Ländern ein Wandel ab, - weg von einem „ultra-liberalen“ System „ohne Regeln“ und hin zu sozialeren Bedingungen. Jean-Christophe Pic verweist als Beispiel auf den neuen Mindestlohn in Deutschland und ruft zu einer „umfassenden französisch-deutschen Initiative im Bereich des Straßengütertransports“ auf, um die Spielregeln in Brüssel zu verändern.
Ferner streben die französischen Gewerbeverbände die Schaffung einer Reglementierung des Leichttransportsektors seitens der EU an und fordern finanzielle Hilfen zum Kauf von gas-, elektrisch- oder hybridbetriebenen Fahrzeugen. Des Weiteren solle der Staat ein Umweltlabel an solche Unternehmen vergeben, die sich für eine geringere CO2-Belastung engagieren. (jb)