Paris. Die französische Staatsbahn SNCF hat das letzte Jahr mit einem Umsatzanstieg um 1,5 Prozent auf 27,243 Milliarden Euro abgeschlossen. Sie verdankt den Zuwachs ausschließlich ihren Auslandsaktivitäten. Der dort betriebene Personenverkehr über die Tochter Keolis und der Gütertransport über SNCF Geodis konnten beim Umsatz um 7 Prozent zulegen und erreichten damit einen Anteil am Gesamtumsatz von 25 Prozent. Keolis wuchs um 20 Prozent und Geodis Ausland, nunmehr zusammengefasst unter „SNCF Logistics hors Europe“, erhöhte den Umsatz um 5,8 Prozent.
Wachstum im Ausland, Einbußen im Inland
Insgesamt kam SNCF Geodis auf einen Umsatz von 8,812 Milliarden Euro (+ 0,9 Prozent), das sind 4,8 Prozent des SNCF-Gesamtumsatzes (Vorjahr: 3,7 Prozent). Die Hälfte entfiel mit steigenden Margen auf das internationale Geschäft. Zu Hause büßte der Umsatz dagegen 1,3 Prozent ein. Das operative Ergebnis aus der laufenden Geschäftstätigkeit verbesserte sich auf 43 Millionen und war damit schwarz. Im Vorjahr stand hier noch ein rotes Minus von 118 Millionen Euro.
Die Schienentransportbranche (bislang unter Fret SNCF geführt), die ein Drittel ihrer Aktivitäten im Ausland realisiert, ist ebenfalls dabei, den roten Bereich zu verlassen und kam beim Umsatz auf einen leichten Anstieg um 0,6 Prozent. Zusammen mit dem Multimodalverkehr kam der neu geschaffene Unternehmensbereich „Transport ferroviaire de marchandises et multimodal“ im vergangenen Jahr auf einen Umsatzanstieg von 80 Millionen Euro, wobei 63 Millionen auf Fret SNCF entfielen.
Für das neue Jahr erwartet die französische Staatsbahn beim Gütertransport eine weitere Rentabilitätsverbesserung. Das organische Wachstum in dem Bereich schätzt sie auf mehr als 2 Prozent ein und geht beim Inlandsumsatz nach 3 Jahren Rückgang von einem Anstieg aus.
TGV - vom Geldbringer zum Sorgenkind
Die Einbussen im Bereich der Hochgeschwindigkeitszüge TGV, die bis vor Kurzem noch als die grösste Einnahmequelle der Bahn galten, sollen durch den verstärkten Einsatz von Doppelstock-Zügen und Einschnitte beim Bordrestaurant wettgemacht werden; gleichwohl könnte sich die Bilanz im kommenden Jahr durch neue wenig rentable TGV-Linien weiter verschlechtern. Die Staatsbahn verhehlt nicht, dass sie sich nicht in der Lage sieht, das Problem alleine in den Griff zu bekommen, und plädiert für ein von Grund auf revidiertes Wirtschaftsmodell „TGV“. An den Staat und die betroffenen regionalen Körperschaften wendet sie sich ebenso wegen der steigenden Verluste im Nahverkehr „Intercités“, die seit 5 Jahren andauern. Im Personenverkehr spürt die Staatsbahn die zunehmende multimodale Konkurrenz durch Billigflieger und den Erfolg des PKW-sharing, dem zuletzt auch die gesunkenen Treibstoffpreise zugutegekommen sind. Die in der zweiten Jahreshälfte 2014 von SNCF eingerichteten Bus-Langstreckenlinien bringen noch keinen Gewinn ein. (jb)