Frankfurt/Main. Die Lokführergewerkschaft GDL hat neuerliche Streiks bei der Deutschen Bahn angekündigt. Zu Zeitpunkt und Dauer machte der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky am Mittwoch in Frankfurt allerdings keine Angaben. Die GDL werde den nächsten Ausstand „rechtzeitig ankündigen“ und auch dessen Länge bekanntgeben.
Vor der Entscheidung der GDL-Spitzengremien für die Wiederaufnahme von Streiks hatte Weselsky von rund 100 Stunden Arbeitskampf gesprochen. Das wären mehr als vier Tage. Die GDL hatte im Herbst bereits sechsmal bundesweit zu Streiks aufgerufen. Sie trafen den Zugverkehr empfindlich, legten ihn aber nicht komplett lahm.
Weselsky fügte hinzu, die Bahn habe die Chance, den Arbeitskampf noch abzuwenden, wenn sie ein Positionspapier der GDL doch noch unterzeichne. Das Unternehmen hatte zuvor eine Unterschrift unter das Dokument abgelehnt. Damit erfüllte sie ein von der GDL gesetztes Ultimatum nicht.
In dem Papier sind Grundpositionen der Gewerkschaft festgeschrieben.Aus Sicht der Bahn enthält es aber nicht den Sachstand, sondern Maximalforderungen der GDL.
Weselsky: Bahn spielt auf Zeit
Am Mittwochmorgen bot die Bahn der GDL schriftlich ein Spitzengespräch an, um gemeinsam ein Protokoll der bisherigen Verhandlungen zu erstellen. Darauf ging die GDL nicht mehr ein. Weselsky hatte der Bahn vorgeworfen, bei den Verhandlungen auf Zeit zu spielen. Der Konzern habe in der jüngsten Runde am 11. Februar zuvor gemachte Zusagen zurückgenommen. Die Lokführergewerkschaft dringt auf eigenständige Tarifverträge auch für jene GDL-Mitglieder, die nicht Lokführer sind. Dazu gehören vor allem Zugbegleiter und Lokrangierführer.
Die Bahn lehnt dagegen unterschiedlichen Tarifregelungen für ein und dieselbe Berufsgruppe ab. Auch die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will voneinander abweichende Tarifverträge innerhalb einer Berufsgruppe vermeiden. Eine Bahn-Sprecherin hatte den Vorwurf der Verzögerungstaktik zurückgewiesen. „Eine Lösung geht nur durch sprechen, verhandeln, verhandeln und sprechen.“
Der Herbst der Streiks
Der komplizierte Tarifkonflikt war erstmals im Herbst eskaliert. Nach zwei Warnstreiks im September folgten auf Grundlage einer Urabstimmung bis Anfang November vier längere Streiks. Dadurch fiel jeweils ein Großteil des Zugverkehrs in ganz Deutschland aus. Abgesehen von dem Grundsatzstreit um die Berufsgruppen fordert die GDL in dieser Tarifrunde fünf Prozent mehr Geld, eine kürzere Wochenarbeitszeit sowie eine Begrenzung der Überstunden.
Die EVG verlangt sechs Prozent Einkommenszuwachs, mindestens jedoch 150 Euro pro Monat. Bahn und EVG wollten am Mittwoch ihre Verhandlungen fortsetzen. (dpa)