Paris. Auf die französischen Luftfahrtunternehmen kommt ein in diesen Ausmaßen bislang noch nie gekannter Pilotenstreik zu. Er soll am 3. Mai beginnen und bis zum 30. Mai dauern. Dazu aufgerufen hat das Syndicat National des pilotes de ligne France ALPA (SNPL). Ob davon auch der Cargo-Bereich betroffen sein wird, war auf Nachfrage bei der Airline Air France nicht zu erfahren. Dort hieß es lediglich, der Ausstand sei auf nominell alle französischen Linienpiloten beschränkt und Langstreckenflüge seien nach heutigem Stand nicht tangiert. Momentan könne man jedoch nichts Genaues sagen und sei gezwungen abzuwarten, wie sich die Dinge im Einzelnen entwickeln.
Der Pressechef bei Air France-KLM-Martinair Cargo, möchte streikbedingte Störungen im Cargogeschäft nicht ausschließen. Die Piloten würden ja in beiden Bereichen eingesetzt, sagte er. Gleichwohl ist Raynaud optimistisch, weil der Hauptteil der Frachtbeförderung inzwischen als Beilast in den Gepäckkammern für Passagiere erfolge und mit geringem Aufwand von einem Flugzeug in ein anderes verlagert werden könne. Klar sei aber auch, dass wie überall in solchen Situationen der Passagierverkehr Vorrang vor der Frachtbeförderung haben werde. Der Pressechef weist jedoch darauf hin, dass der Streik noch nicht definitiv entschieden sei und es noch einen gewissen Spielraum für Verhandlungen mit der Pilotenvereinigung gebe.
Vorgesehen ist der Ausstand jeweils während mehrerer Stunden am frühen Morgen und um die Tagesmitte zwischen 13 und 16 Uhr. Im Mittelpunkt stehen 4 Forderungen: die Einrichtung einer Arbeitsgruppe mit dem Ziel, die „diversen Steuern zu senken, die den französischen Luftverkehr schwer belasten“, die Streichung oder zumindest Abschwächung der „loi Diard“, eines Gesetzes, das nach Auffassung der Pilotenvereinigung einen Angriff auf das Streikrecht darstellt und die Ersetzung von Streikenden durch Beschäftigte ermöglicht, die gewöhnlich in anderen Ländern arbeiten; und schließlich sollen Verhandlungen eingeleitet werden mit dem Ziel, eine Branchenvereinbarung für die Linienpiloten zu erzielen.
Diese Forderungen richten sich eindeutig nicht an die Fluggesellschaften als solche, sondern explizit an den Staat. Air France-KLM sieht sich daher in einer Stellungnahme als Stellvertreter-Opfer und spricht von einer „echten Gefahr für sämtliche Beschäftigten“ der Gruppe, denn der angekündigte Langzeitstreik sei geeignet, alle derzeit eingeleiteten Bemühungen zur finanziellen Wiedergesundung des Unternehmens wieder zunichte zu machen. Dabei bestehe berechtigte Aussicht, dieses Jahr erstmals seit 2008 wieder mit einem positiven Betriebsergebnis abzuschließen. (jb)