Paris. Frankreichs Regierung will eine effiziente und in die Fläche integrierte urbane Logistik schaffen. Das hat Transportministerin Elisabeth Borne kürzlich bei der Einweihung des ersten städtischen Multimodal-Terminals Chapelle International in Paris betont. Das Bahnterminal sei dafür exemplarisch. Es ermögliche, den Warenfluss in der Hauptstadt unter den Gesichtspunkten wirtschaftliche Effizienz, Ökologie und Respekt gegenüber den Anwohnern besser zu organisieren.
Borne wies darauf hin, dass die Logistik ein wesentlicher Faktor der heimischen Wirtschaft sei. Auf sie entfielen 10 Prozent vom Bruttoinlandprodukt mit 1,8 Millionen Beschäftigten. Ferner stehe die Logistik im Mittelpunkt technologischer Umwälzungen und neuer Konsumgewohnheiten. So kremple der Onlinehandel die Organisation des Warenflusses in den Ballungsgebieten um. Weltweit lege der E-Commerce jährlich mit 15 Prozent zu. An manchen Tagen würden allein in Paris eine Million Pakete ausgeliefert.
Neues Mobilitätsgesetz in den Startlöchern
Derzeit bereitet die französische Regierung ein Gesetzesprojekt zur Neuordnung der Mobilität vor. Es wird in Kürze dem Ministerrat vorgelegt und eine Reihe von Maßnahmen zur Förderung einer effizienten und integrierten urbanen Logistik enthalten. Vier davon hat die Ministerin in der Chapelle International schon skizziert.
Es gelte, diese mit einer globalen und kohärenten Vision unter Einbeziehung der Personen und der Warenströme anzugehen. Die logistischen Gegebenheiten und Anforderungen müssten auf allen Ebenen des Landes stärker in den entsprechenden Planungen der regionalen Körperschaften Eingang finden – in Zukunft verpflichtend.
Borne will zudem eine zentrale Informationsstelle schaffen, die Auskunft gibt über die Gesamtheit aller aktuell gültigen Verkehrsvorschriften gibt. Durch die Digitalisierung könne die Rechnerleistung bezüglich der Berechnung der Fahrtstrecken in Echtzeit verbessert werden.
Weitere Terminals in Städten geplant
Paris will auch die Einrichtung weiterer multimodaler Terminals im Citybereich unterstützen. Die damit verbundenen Auflagen seien beträchtlich und der Betrieb teurer. Die regionalen Körperschaften sollen deshalb in die Lage versetzt werden, ihre lokalen Steuer an das Niveau der neuen Schienenterminals anzupassen. Hieran werde zurzeit noch auf ministerieller Ebene gearbeitet, um den Akteuren die nötige Klarheit und Transparenz zu verschaffen.
Ein landesweiter Rahmenplan für nachhaltige urbane Logistikkonzepte werde gleichfalls Bestandteil des neuen Mobilitätsgesetzes sein. Er soll methodologische Tipps und Praxisratschläge geben. Fast zwei Jahre lang seien diese Rahmenvorgaben in fünf unterschiedlich großen Städten und Gemeinden getestet worden: in Montpellier, Lille, Dieppe und in Grasse und Cannes. In den kommenden Monaten soll er im ganzen Land eingeführt werden. Ziel ist es, die ökologische Ausrichtung der Citylogistik zu beschleunigen.
Borne will mehr Güter auf der Schiene
Für Borne ist eine nachhaltige Logistik ohne leistungsstarken Bahnfrachtbereich nicht denkbar. Sie will deshalb den Schwenk von der Straße auf die Schiene durch gezielte staatliche Hilfen für den Kombinierten Verkehr in den kommenden fünf Jahren mit 27 Millionen Euro pro Jahr unterstützen, Geld soll es etwa für Projekte wie das Pariser Chapelle International im Bahnfrachtbereich oder den Port de la Bourdonnais im siebten Pariser Arrondissement in der Schifffahrt geben.
Weitere 10 Millionen Euro pro Jahr sind für die Instandsetzung von Strecken auf der letzten Meile eingeplant. Mit 20 Millionen Euro will die Transportministerin in drei Jahren auch die Gleisanschlüsse von Industrieunternehmen wieder flott machen. Als letzte Maßnahme zur Unterstützung der Schiene kündigte Elisabeth Borne eine Revision der Trassenpreise an, die Güterbahnen zahlen müssen. (jb/ag)