Paris. Die französische Staatsbahn SNCF hat das erste Halbjahr 2020 mit hohen Verlusten abgeschlossen. Der Gütertransport hat sich seit Januar um 20 Prozent verringert, die Bahn leidet noch immer unter den Folgen der jüngsten Streiks gegen die Rentenreform und jetzt auch noch unter denen der Corona-Epidemie. Bis zum 30. Juni erreichten die Nettoverluste 2,4 Milliarden Euro. Der SNCF-Umsatz sackte um 21 Prozent auf 14,1 Milliarden Euro ab.
Ob der Staat der Bahn finanziell beispringen wird, scheint noch offen. Ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen noch einen kleinen Nettogewinn von 20 Millionen Euro ausgewiesen. „Vor dem Streik hatte (die Bahn – Anmerkung der Redaktion) ihre Fundamente relativ gesichert“, erinnert ihr Finanzchef Laurent Trévisani. „Ihre operative Leistung hatte sich gebessert und ihre Finanzen hatten sich deutlich verbessert“. Der lange Bahnstreik vom Dezember und Januar hat dies wieder zunichte gemacht mit einem Umsatzrückgang um eine Milliarde Euro. Als einzige konnte sich die Frachtsparte Geodis gegen die massiven Umsatzeinbußen behaupten. Sie legte im ersten Halbjahr um 0,3 Prozent zu.
Um einem weiteren Niedergang gegenzuhalten, hat die Staatsbahn insgesamt einen massiven Sparplan aufgelegt. Er soll im laufenden Jahr 1,8 Milliarden Euro umfassen, von den alleine 1,1 Milliarden schon für das erste Halbjahr vorgesehen sind. „Ohne den Personalbereich zu tangieren“ sollen massiv Kosten reduziert und etliche Projekte verschoben oder ganz aufgegeben werden. Rund zehn Prozent der fünf Milliarden, die dieses Jahr für Investitionen vorgesehen waren, werden nach Trévisani eingespart. Nur das, was „strikt unverzichtbar ist und den strategischen Prioritäten entspricht“, will der Bahnchef für Investitionen unangetastet lassen. Im Rahmen eines Hilfsprogramms, das die Regierung derzeit vorbereitet, soll auch die Bahnfracht unterstützt werden. In welcher Form ist momentan noch nicht bekannt. (jb)