Paris. Jean-Pierre Farandou, der designierte Nachfolger für Guillaume Pépy an der Spitze der französischen Staatsbahn SNCF, hat sich Anfang des Monats vor dem Senat, der Zweiten Kammer des Landes, für die Angleichung der heimischen Bahnfracht an das europäische Qualitätsniveau ausgesprochen. Dies sei ihm ein wichtiges, wenn auch schwierig umsetzbares Anliegen, dass „diffizile Entscheidungen“ erfordere.
Jedoch könne niemand verstehen, dass es in Frankreich keine Frachtzüge mehr gibt, erklärte der künftige Bahnchef und verwies auf die eklatanten Umweltvorzüge der Bahnfracht gegenüber dem Straßengütertransport. Auch wenn die Umsetzung nicht einfach sei, wolle er sich für die Reservierung von Trassen auf europäischem Qualitätsniveau stark machen, auf denen Güterzüge im Fernverkehr mit 100 Stundenkilometern Geschwindigkeit fahren können. So seien sie auch mit den Lkw-Transporten wettbewerbsfähig, sagte Farandou.
Bahnfrachtsparte Fret SNCF: Massive Einschnitte im Personalbereich
Wie ein Negativkommentar zu solchen Plänen mutet dagegen die Entscheidung der Leitung der Bahnfrachtsparte Fret SNCF an, die sie nur eine Woche nach dem Auftritt Farandous vor dem Senat getroffen hat. Vor dem Sozial- und Wirtschaftskomitee der SNCF-Tochter kündigte sie weitere massive Einschnitte im Personalbereich an. Man sei gezwungen, bis Ende des Jahres oder im kommenden Jahr 200 zusätzliche Stellen abzubauen. Diese kommen zu den 1500 Stellen hinzu, die bis 2021 ohnehin schon vorgesehen sind. Zur Begründung hieß es, der Umsatz und die operative Marge seien erneut zurückgegangen. Man wolle sich jetzt von „wenig rentablen Bereichen“ trennen und „zusätzliche Einsparungen bei den strukturellen Kosten erzielen“. Momentan werden bei Fret SNCF noch 5200 Personen beschäftigt. Nach Auskunft der Leitung lag der Umsatz im Vorjahr um 6 Prozent hinter den Erwartungen zurück und der operative Gewinn um mehr als zehn Millionen Euro, - trotz Einsparungen bei Energieverbrauch, Mautzahlungen und Personalkosten.
Was die Staatsbahn insgesamt betrifft, will Farandou einen Kurs fahren, der auf größere Wirtschaftlichkeit setzt, um den Staat und seine Körperschaften weniger zu belasten. „Öffentliche Mittel sind ein knappes Gut“, sagte er. Farandou hat sich nach eigenen Angaben das Ziel gesetzt, die Bahn ins finanzielle Gleichgewicht zu bringen. Das sei man dem Staat schuldig, der die 35 Milliarden Euro hohen Schulden des Unternehmens übernommen habe. Dafür müsse die Bahn eine Gegenleistung erbringen. Farandou will noch mehr Kunden suchen und sie zufriedenstellen, aber auch eine höhere Wettbewerbsfähigkeit erzielen, was nicht ohne Personaleinschränkung gehe.
Die Kandidatur Farandous muss noch durch 2 Parlamentsausschüsse und den Senat bestätigt werden. Für die Nachfolge Guillaume Pépys war er vom Elysée-Palast vorgeschlagen worden. (jb/sn)