Frachtraten auf neuem Rekordhoch

Der Anstieg der Kurve ist schon imposant: Steil nach oben geht es mit dem VerkehrsRundschau-Index im zweiten Quartal 2018 (siehe Grafik unten). Um satte 1,59 Prozent sind die Transportpreise gegenüber dem Vorquartal in die Höhe geschossen. 125,19 Punkte hat der Index im zweiten Quartal 2018 erklommen - noch nie seit Bestehen des Index im Jahre 2005 gab es einen höheren Wert. Doch was steckt hinter dieser kräftigen Aufwärtsbewegung? War eine solche Entwicklung zu erwarten oder kommt sie überraschend? Gehören damit die Zeiten konstanter Transportpreise der Vergangenheit an? Ordentlich Druck auf dem Kessel Vielleicht ist der Begriff Preisexplosion gar nicht so falsch, um die Verteuerung im zweiten Quartal zu erklären. Denn die Lage am Transportmarkt lässt sich beschreiben mit einem Dampfkessel, in dem das Wasser ordentlich erhitzt wurde. Das Feuer speist sich aus dem schon länger zu beobachtenden Anstieg der Nachfrage nach Transportraum bei zeitgleicher Verringerung des Angebots aufgrund des Fahrermangels. Das hat den Druck auf dem Kessel enorm erhöht, bis der Topf nicht mehr standhalten konnte und das Wasser - sprich: die Lkw-Frachtraten - mit Wucht entwichen ist. Schon im ersten Quartal 2018 war eigentlich verwunderlich gewesen, dass angesichts des Frachtraummangels die Transportpreise nicht stärker gestiegen sind. Aber das erste Quartal eines Jahres ist nicht zuletzt witterungsbedingt immer ein eher schwächeres Quartal. Das zeigen auch die Daten, die TimoCom in seinem Transportbarometer veröffentlicht (siehe Grafik Seite 25). Im Februar/März war der Frachtüberhang in Deutschland (ausgedrückt in der Anzahl der Frachtaufträge zu Laderäumen) längst nicht so stark wie im zweiten Quartal 2018. Zudem belegen die Werte für das zweite Quartal 2017, dass es auch schon im Vorjahr einen starken Nachfrageüberhang gab, der für Druck im Markt gesorgt hat. Dazu tragen auch die vielen Feiertage und damit die kurzen Wochen bei. Treffen die dann auf eine hohe Nachfrage, sind schnell auch die letzten Reserven im Transportmarkt aufgebraucht. Der Kampf um begrenzte Ressourcen gewinnt an Intensität und führt dazu, dass die Preise steigen. Dieselpreise verteuern Transporte Das Feuer zusätzlich angeheizt haben im zweiten Quartal 2018 die steigenden Kraftstoffpreise. Diesel hat sich in diesem Zeitraum spürbar verteuert. Betrug der Durchschnittspreis pro 100 Liter bei Abgabe von 50 bis 70 Hektolitern an Großverbraucher im Jahr 2017 noch 90,39 Euro, lag er im April 2018 bei 96,20 Euro/100 Liter und kletterte im Mai auf 101,47 Euro/100 Liter. Damit war Diesel so teuer wie zuletzt im Oktober 2014. Im Quartalsvergleich (Mai 2018 zu Februar 2018) sind die Kraftstoffpreise um 9,5 Prozent gestiegen. Da nach Angaben des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) die Kraftstoffkosten im Fernverkehr immerhin ein Viertel der Gesamtkosten ausmachen, hätte ein Anstieg der Dieselpreise um 9,5 Prozent bei kompletter Weiterleitung dieser Kosten eine Verteuerung der Frachtraten in Höhe von über zwei Prozent zur Folge. Aber: Viele Transportunternehmen haben einen Dieselfloater mit ihren Kunden vereinbart (der allerdings häufig mit zeitlicher Verzögerung wirkt), sodass Kostenveränderungen bei den Kraftstoffen nicht über die Frachtraten abgerechnet werden. Allerdings gilt dieser Dieselfloater nicht für alle Vereinbarungen zwischen Verlader und Dienstleister und es ist unklar, wie hoch tatsächlich der Anteil der Verträge im Transportmarkt ist, für die dieser Automatismus gilt. Deshalb kann man festhalten: Steigen die Dieselpreise, findet diese Verteuerung zwar nicht eins zu eins ihren Niederschlag in der Entwicklung der Frachtraten. Aber steigende Kraftstoffkosten üben eine Sogwirkung auf die Transportpreise aus. Gleiches gilt natürlich auch für steigende Personalkosten. Die Ursache für den Frachtraummangel ist neben der hohen Nachfrage der Mangel an Lkw-Fahrern. Um ihre Fahrer zu halten oder gegebenenfalls neue zu finden, müssen die Transportunternehmen tiefer in die Tasche greifen. Zudem ist damit ein höherer Verwaltungsaufwand verbunden. Daher sind es also drei Faktoren, die die Frachtkosten im zweiten Quartal 2018 in die Höhe getrieben haben: die steigende Nachfrage, die höheren Dieselpreise und der Fahrer-/ Personalmangel. Viele Transportunternehmen und ihre Auftraggeber sind mehr an der Entwicklung der Transportentgelte im Jahresverlauf interessiert als an der Veränderung von Quartal zu Quartal. In den vergangenen zwölf Monaten ist der VR-Index um 3,11 Punkte gestiegen, was einem Plus von 2,55 Prozent entspricht. Auf ein großes Interesse stößt bei den Dienstleistern wie auch bei den Verladern die Entwicklung der Transportpreise unterteilt in Komplettladungen, Teilladungen und Paletten sowie differenziert nach Entfernungen, also der Länge des Transportweges. VerkehrsRundschau-Abonnenten erhalten auf dem Online-Profiportal VerkehrsRundschau plus unter dem Link www.verkehrsrundschau-plus.de/kennzahlen kostenfrei die Werte. Gerade angesichts des doch außergewöhnlich starken Anstiegs im zweiten Quartal lautet die nicht minder spannende Frage: Wie geht es weiter mit den Frachtraten? War das ein einmaliger Ausrutscher nach oben oder ist auch im dritten Quartal und in den kommenden zwölf Monaten mit einer weiteren Verteuerung der Frachtraten zu rechnen? VerkehrsRundschau-Abonnenten finden auch auf diese Fragen Antworten im Profiportal der VR. Zudem veröffentlicht die VerkehrsRundschau dort neue Kennzahlen, die sowohl für Dienstleister wie auch für Verlader eine wichtige Orientierungsmarke sind, ob sie mit ihrem Unternehmen wettbewerbsfähig sind im Vergleich zu den anderen Anbietern (mehr Infos dazu siehe unterer Kasten Seite 24). Ifo-Ausblick fällt schlecht aus Zurück zu den Zahlen des VerkehrsRundschau-Index: Noch gibt es keine Vergleichsmöglichkeiten für das zweite Quartal. Der Index des Statistischen Bundesamt, der von der Methodik her dem VR-Index am nächsten kommt, liefert bislang nur Zahlen bis zum vierten Quartal 2017. Danach gab es im Jahr 2017 eine ganz leichte Aufwärtsbewegung (siehe Grafik Seite 23), was der Entwicklung des VR-Index entspricht. Die Werte für das erste Quartal 2018 hat Destatis kurz nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe veröffentlicht. Einen Ausblick liefern Zahlen, die das Ifo-Institut monatlich erhebt. Dabei werden Unternehmen aus dem Straßengüterverkehr und Speditionen zur aktuellen Lage und zu ihren Erwartungen für die kommenden sechs Monate befragt. Und hier ist die Aussage klar und deutlich: Der Boom der letzten Monate beziehungsweise Jahre ist vorbei, zumindest, wenn man den Einschätzungen der Unternehmen Glauben schenkt. Demnach legt die Nachfrage eine Vollbremsung ein. Im Juni liegt der Erwartungswert im Straßengüterverkehr bei 7,5 Punkten nach 8,6 Punkten im Mai. Noch im Februar lag dieser Index bei 23,8 Punkten und damit deutlich über dem Juni-Wert. Ähnlich die Einschätzung bei den Spediteuren: Der Erwartungswert liegt im Juni bei 8,0 Punkte nach 7,2 Punkten im Vormonat. Im November 2017 waren die Spediteure noch deutlich zuversichtlicher und der entsprechende Index erreichte 29,7 Punkte. Diese Zahlen sind kein Grund, in Panik auszubrechen. Denn nach wie vor sind die Indizes im positiven Bereich, sodass mit Wachstum zu rechnen ist. Nur fällt es wahrscheinlich geringer aus. Angesichts der Engpässe ist das vielleicht sogar eine gute Nachricht. Allerdings könnte die Abkühlung bewirken, dass auch der Aufwärtstrend bei den Transportpreisen gestoppt wird. Man darf gespannt sein auf die nächsten VR-Index-Zahlen. Am 28. September wissen wir mehr, dann erscheinen die Preise für das dritte Quartal 2018. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Transportpreise www.verkehrsrundschau.de/dossiers Erhebungsmethodik und Teilnehmer Was man zum VerkehrsRundschau-Index wissen muss Seit 2005 lässt die VerkehrsRundschau (VR) von einem unabhängigen Marktforschungsinstitut die Frachtraten im Straßengüterverkehr erheben. Damit ist der VR-Index der älteste Preisindex für Lkw-Transporte in Deutschland.Zur Methodik und ErscheinungsweiseIm zweiten Quartal 2018 haben 109 Unternehmen bei der Befragung mitgemacht, etwas mehr Dienstleister als Verlader. Von den Dienstleistern haben 19,7 Prozent 20 und weniger Mitarbeiter. Bei den Verladern geben 69,8 Prozent an, mehr als 100 Mitarbeiter zu haben. Sie sind also durchschnittlich größer als die Dienstleister. Bei der Abfrage der Frachtraten sind nur bestimmte Transporte berücksichtigt worden. Die Güter sollten unspezifisch und palettierbar sein und keine besondere Handhabung erfordern. Folgende Kriterien nehmen Einfluss auf die Preisgestaltung:- Entfernungen- Sendungsgrößen- Quell- und Zielraum - Transporte innerhalb und zwischen Ballungsgebieten- Art des Vertragsverhältnisses zwischen Verlader und Transporteur - keine langfristigen Kontrakte- Preisbildung der Aufträge ohne Annahme einer RückfrachtDer Index erscheint vierteljährlich. Die Daten werden erhoben vom Marktforschungsinstitut Kleffmann. cd Plattform für Kennzahlen Mehr Daten zum VR-Index: unverzichtbare Kennzahlen für Dienstleister und Verlader Die VerkehrsRundschau bietet ihren Abonnenten einen neuen Service: Erstmals können seit dem 29. Juni 2018 unter www.verkehrsrundschau-plus.de/kennzahlen neue Kennzahlen für Logistikdienstleister und Verlader abgerufen werden. Dazu gehören beispielsweise die durchschnittliche Lkw-Standzeit an den Laderampen oder der durchschnittliche Lohnkostensatz für einen Fahrer pro Tag. Die Daten hat das unabhängige Meinungsforschungsinstitut Kleffmann exklusiv für die VerkehrsRundschau erhoben.Dazu bietet die VerkehrsRundschau auf dem Portal weitere wichtige Zahlen rund um den Transportmarkt an, die jedes Quartal aktualisiert werden und die viele Leser schon seit Jahren für Benchmark-Analysen nutzen. Folgende Daten sind dort unter anderem aufbereitet:- Frachtraten unterteilt nach Komplett-, Teilladungen und Paletten und unterteilt nach Jahres- und Quartalsdaten- Frachtraten unterteilt nach Entfernungen in den letzten Quartalen- Blick in die Zukunft: die von den Logistikdienstleistern/Verladern im kommenden Quartal/Jahr erwarteten Transportpreise- Blick in die Zukunft: das von den Logistikdienstleistern/Verladern im kommenden Quartal/Jahr erwartete Transportaufkommen- Die Entwicklung des Aufkommens im vergangenen Quartal/im vergangenen Jahr bei Logistikdienstleistern und Verladern.Zudem gibt es dort auch Daten zu den aktuellen Preisen von Paletten, die von Swoplo, einem Portal für Lademittel, zur Verfügung gestellt werden. Somit liefert die VR ihren Lesern einen wichtigen Nutzwert für ihr tägliches Geschäft. cdMehr Informationen zum VR-Index finden Abonnenten unter: www.verkehrsrundschau-plus.de/kennzahlen

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