London: Vereinbarungen zur gemeinsamen Schiffsnutzung dienen laut Camilla Jain Holtse, Anwältin bei der dänischen Reederei Maersk und Leiterin der Abteilung Wettbewerbsüberwachung, dem Wettbewerb. Zudem helfen sie kleineren Reedereien im Geschäft zu bleiben. Das sagte die Rechtsexpertin auf der 20. Jahreskonferenz der European Maritime Law Organisation (EMLO) in London. Maersk sei auch nicht gegen die Überprüfung des Verhaltens von Allianzmitgliedern seitens der Regulatoren, berichtet die Londoner Lloyds Loading List.
Ebenso gibt es gemäß der Anwältin keinen Hinweis, dass es im transpazifischen Handel, bei dem Schifffahrtsallianzen dominieren, zu schädlichen Wettbewerbsverzerrungen gekommen sei. Sie führt die Ratenentwicklung in den unterschiedlichen Fahrtgebieten an: „Innerhalb des letzten Jahrzehnts sind die Frachtraten auf den Asien-Europa-Routen, wo es weniger Allianzen gibt, um geringere Beträge gesunken als auf den pazifischen Verbindungen.“ Laut Holtse eröffnet die gemeinsame Nutzung von Schiffen kleineren Reedereien die Möglichkeit mehr Handelslinien zu bedienen, als wenn sie die Tonnage selbst bereitstellen müssten. „Die Kunden werden immer noch genügend Wahlfreiheit besitzen und viele Visitenkarten auf dem Tisch haben.“ Was die Kartellwächter anscheinend beunruhige seien nicht die Allianzen an sich, sondern die Größe der vier Megaallianzen, die nun die Containerschifffahrtsindustrie beherrschten.
Der Kommissar und Vorsitzende der US-amerikanischen Federal Maritime Commission, Richard Lidinsky, der der Industrieentwicklung kritisch gegenübersteht sagte, dass er nicht grundsätzlich gegen Allianzen sei. „Ich habe bereits für zwei der Allianzen gestimmt – allerdings nicht für die 2 M-Allianz aus Maersk und Mediterranean Shipping Company (MSC). Die vier großen Allianzen 2M, G6, Ocean Three und CKYHE werden über 95 Prozent des internationalen maritimen Container-Marktes kontrollieren.“ Er fügte an: „Es sollte ein Gegengewicht in Form einer ordnungspolitischen Globalisierung geben. Dabei müsste das Rechtssystem möglichweise seine Methoden und Verfahrensweisen auf den neusten Stand bringen und gleichzeitig mit den Allianzen enger zusammenarbeiten.“ Lidinsky will zudem beim Vorsitzenden des Federal Maritime Commission (FMC) darauf drängen, einen weiteren Gipfel von amerikanischen, europäischen und chinesischen Regulierungsbehörden ins Leben zu rufen, um die Herausforderungen durch Industriekonsolidierungen und die neuen Allianzen zu diskutieren. Darüber hinaus soll das amerikanische Schifffahrtsgesetz von 1984 überprüft werden und wenn nötig, an die sich stark verändernde Industrieentwicklung angepasst werden. (rup)