Brüssel. Rund 200 Vertreter von Fluglotsen aus elf EU-Ländern haben gestern vor dem Europaparlament in Brüssel gegen die jüngsten Pläne der EU-Kommission zur Schaffung des Einheitlichen Europäischen Luftraums (SES2+) protestiert. „Wir sind gegen einen SES, der von Oben bestimmt wird, nach Marktprinzipien funktionieren und vor allem Kosten senken soll“, sagte François Ballestero vom europäischen Dachverband der Verkehrsgewerkschaften ETF. Durch SES2+ würden Flugsicherheit und zahlreiche Jobs gefährdet.
Der Protest richtet sich gegen die Kernpunkte von SES2+. Der Vorschlag schreibt strengere Effizienzziele für die nationalen Lufträume, die Trennung von ergänzenden Dienstleistungen der Flugsicherung wie Wetter-, Luftraumkommunikations- oder Überwachungsdienste von den eigentlichen Flugsicherungsleistungen und Öffnung dieser abgetrennten Dienste für Wettbewerb vor. Das soll Kosten senken und die Zahl der derzeit knapp 60 Kontrollzentren in Europa verringern.
ETF hält diesen neuen Ansatz für unnötig. Es würde reichen, die Ziele aus dem Maßnahmenpaket SES2 von 2009, nämlich der Schaffung von neuen funktionalen Luftraumblöcken (FAB) als Vorstufe zum einheitlichen Luftraum, weiter zu verfolgen. Dafür bedürfe es einfach noch mehr Zeit.
Bis Ende 2012 hätten die FAB laut SES2 funktionieren sollen. Bis heute arbeitet kein einziger FAB. Ob SES2+ und wenn ja in welcher Form als europäische Vorschrift angenommen wird, entscheiden das Europaparlament und der EU-Verkehrsministerrat. Am Protest gegen SES2+ in Brüssel nahmen Vertreter aus Österreich, Belgien, Bulgarien, Tschechien, Frankreich, Ungarn, Italien, Lettland, Portugal, Slowakei und Großbritannien teil. (kw)