Langen/Mainz. Nach der Entscheidung der Flugaufsicht für die umstrittene Südumfliegung am Frankfurter Flughafen will Rheinland-Pfalz vor Gericht ziehen. Entweder klage das Land selbst oder es unterstütze eine Kommune, erklärte Infrastrukturminister Roger Lewentz (SPD) am Donnerstag in Mainz. Über die Klagemöglichkeiten habe die Landesregierung ein Gutachten in Auftrag gegeben, welcher Weg den größten Erfolg verspricht. „Ich habe deshalb das BAF heute gebeten, uns den bislang nicht veröffentlichten Verordnungstext sofort zur Prüfung zur Verfügung zu stellen."
Das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) in Langen hatte den entsprechenden Antrag der Deutschen Flugsicherung (DFS) genehmigt. Die Fluglärmkommission, deren Beschluss sich die Flugsicherung mit ihrem Antrag angeschlossen hatte, begrüßte die Genehmigung. Der Kommission, die beratende Funktion hat, gehören Kommunen, der Flughafenbetreiber Fraport und die Lufthansa an.
„Wir haben mit unserem Gutachten aufgezeigt, dass es Alternativen zu dieser Flugroute gibt", erklärte Minister Lewentz. „Die Entscheidung ist deshalb eine Ohrfeige für die Menschen in der betroffenen Region. Wir setzen uns nach wie vor vehement gegen diese Flugroute ein und werden alle Möglichkeiten ergreifen, diese zu verhindern."
Der Vorsitzende der Fluglärmkommission, der Raunheimer Bürgermeister Thomas Jühe (SPD), fühlt sich dagegen bestätigt. „Die Entscheidung des BAF zeigt, dass sorgfältig erarbeitete Stellungnahmen der Fluglärmkommission nicht so einfach vom Tisch gewischt werden können", teilte Jühe mit. Die Südumfliegung mindere die Belastungen vor allem für Rüsselsheim-Königstätten/Nauheim, Trebur sowie rheinland-pfälzisches Gebiet. Ziel der Kommission sei es, den Lärmanstieg so gering wie möglich zu halten und die Belastung gerechter zu verteilen.
Damit sie einem durchstartenden Jet auf der Nordwest-Landebahn nicht in die Quere kommen, müssen Maschinen auf dem Weg nach Norden beim Start künftig zuerst eine Schleife nach Süden fliegen. Die eine Hälfte der Flieger soll nach dem Vorschlag der DFS dann über die Landkreise Groß-Gerau und Mainz-Bingen auf der „Alternative 13" genannten Route nach Nordwesten geführt werden. Die andere Hälfte wird auf dem Weg nach Norden östlich an Mainz und Wiesbaden vorbeigelotst („Alternative 7"). Nach einer Prognose der Flugsicherung werden täglich 120 Maschinen die Südumfliegung benutzen.
Sieben Gemeinden im Südosten des Flughafens wollen gegen den sogenannten segmentierten Anflug aus der Richtung ihrer Gebiete gerichtlich vorgehen. Das Verfahren, bei dem ankommende Maschinen nachts einen größeren Bogen fliegen und Offenbach entlasten, wird seit Februar getestet. Messungen hätten gezeigt, dass die Lärmbelastung seitdem wesentlich größer sei, sagte ein Sprecher der Gemeinde Obertshausen am Donnerstag. Neben Obertshausen gehen Heusenstamm, Rodgau, Neu-Isenburg, Seligenstadt, Hainburg und Alzenau in Bayern gegen dieses Anflugverfahren vor. Die Gemeinden seien nicht in die Fluglärmkommission aufgenommen worden, sagte der Sprecher. (dpa)