Paris. In der nordfranzösischen Hafenstadt Calais hat die Regionalsektion des Gewerbeverbandes FNTR gefordert, dass die lokalen Transportunternehmen für die permanenten Behinderungen durch Migranten entschädigt werden. Vorstand David Sagnard, zugleich Chef der Firma Transports Carpentier, erklärte in einem Gespräch mit dem Fachmagazin L’Officiel des Transporteurs, die illegale Besetzung des Fährschiffs Spirit of Britain am 23. Januar durch rund 50 Migranten stelle einen bisher noch nicht erlebten Gewaltakt dar. Die von ihm im Dezember gegründete Initiative von Handwerkern, Händlern und Kleinunternehmen zähle heute 200 Mitglieder, die wegen der Probleme bei den entsprechenden Ministerien dringend auf Gehör drängten. Hierzu gehörten das Transport-, Justiz-, Wirtschafts- und Finanzministerium sowie das Innenressort.
Die Forderung nach Entschädigungen werde erhoben wegen der Kosten für die Sicherung der Firmengelände und der Lkw sowie dafür, dass die Wartezeit für eine Überfahrt nach England jetzt eine Stunde länger dauere. Man wolle ferner für die Steuerzahlungen ein Moratorium erreichen. Sagnard befürchtet, dass die Auflösung des Migrantencamps in Calais, „der Dschungel” genannt, noch sehr viel Zeit in Anspruch nehmen werde.
Anfang Januar habe die Initiative zur Kenntnis nehmen müssen, dass die neue Schienenautobahn VIIA Britannica zwischen Dover, Calais und Le Boulou bei Perpignan aufgrund der Situation im Hafen von Calais noch nicht eröffnet werden könne und man die Inbetriebnahme verschieben müsse. Am Morgen nach der Besetzung der Fähre hätten sich deshalb die im Hafenumschlag Beschäftigten einer Demonstration mit 3000 Teilnehmern angeschlossen. An Staatspräsident Hollande wurde ein Schreiben geschickt mit der Forderung nach Schaffung eines neuen Delikts, das jedes Eindringen in den Hafenbereich durch Unbefugte unter Strafe stellt. Wenn bis Mitte Februar darauf keine Antwort erfolgt sei, werde man den Druck durch die Protestbewegung noch mehr verstärken. (jb)