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Firmen bangen um Existenz: Brückensperrung Bad Schandau

07.01.2025 15:30 Uhr | Lesezeit: 4 min
Mitarbeiter des Landesamt für Straßenbau und Verkehr sind bei einer Bauwerksdiagnostik unterhalb der gesperrten Elbbrücke in Bad Schandau mit Seilen gesichert
Mitarbeiter des Landesamt für Straßenbau und Verkehr diagnostizieren die gesperrte Elbbrücke in Bad Schandau
© Foto: Sebastian Kahnert/dpa/picture alliance

Da die Elbbrücke in Bad Schandau wegen Einsturzgefahr gesperrt ist, müssen Einwohner und Firmen große Umwege in Kauf nehmen. Das sorgt mit Blick auf die Zukunft für große Verunsicherung.

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Nach Sperrung der maroden Elbbrücke in Bad Schandau in der Sächsischen Schweiz bangt fast ein Drittel (31 Prozent) der Unternehmen in dieser Region um die wirtschaftliche Existenz. In einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer Dresden geben zudem 61 Prozent der Teilnehmer Umsatzrückgänge an, neun Prozent beklagten den Verlust an Personal, teilte die IHK mit. 

Lange Fahrzeiten und höhere Transportkosten

Knapp zwei Drittel der Firmen vermelden Auftragsrückgänge. Die verlängerten Fahrzeiten wirkten sich nicht nur auf die Mitarbeiter aus, sondern auch auf Lieferwege mit erhöhten Transportkosten. "Das macht deutlich, dass wir in einer Situation sind, die über das hinausgeht, was wir durch Hochwasser und Brandsituation kennen", sagte IHK-Chef Lukas Rohleder. Die Umfrage ist nicht repräsentativ. 4000 Firmen wurden angeschrieben, 400 antworteten. 

Firmen haben Liefer- und Produktionspläne angepasst

Finanzielle Unterstützung sei natürlich eine schnelle Forderung, aber am Ende stehe für alle im Zentrum, möglichst schnell wieder die Verkehrsanbindung herzustellen, sagte der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Die Brückensperrung habe eine ganz erhebliche Auswirkung auf die wirtschaftliche Aktivität. Man betreibe keine Schwarzmalerei. Die Firmen hätten Liefer- und Produktionspläne angepasst und würden Fahrzeuge beiderseits der Elbe einsetzen. 

Die Elbbrücke war für Einheimische und Wirtschaft völlig überraschend am 7. November 2024 aus Sicherheitsgründen gesperrt worden. Vorausgegangen war eine Sonderprüfung nach dem Teileinsturz der Dresdner Carolabrücke. Bis Juni soll feststehen, ob die Brücke in Bad Schandau zumindest eingeschränkt noch nutzbar ist. Es laufen bereits Planungen für eine Behelfsbrücke und eine neue Brücke. 

Mehr als 30 Brücken Hessens nur eingeschränkt befahrbar

Mit dem Einsturz der Carolabrücke habe sich die Aufmerksamkeit für den Zustand der Brückenbauwerke in ganz Deutschland erhöht: Mehr als 30 Brücken im Zuständigkeitsbereich des Landes Hessen können ebenfalls nur noch eingeschränkt befahren werden. Dies gelte für 7 Brücken im Zuge von Bundesstraßen und 25 Brücken im Zuge von Landesstraßen, teilte das hessische Verkehrsministerium auf eine Anfrage aus der FDP-Landtagsfraktion mit. 

Die 32 Brücken könnten den zulässigen Straßenverkehr bis 44 Tonnen nicht tragen und müssten durch Verkehrsschilder entsprechend gekennzeichnet werden. Ihr Anteil an den insgesamt fast 4.000 Brücken im Zuständigkeitsbereich des Landes betrage allerdings weniger als ein Prozent. 

In den kommenden Jahren seien Erneuerungen und Ertüchtigungen geplant, damit die Brücken wieder uneingeschränkt befahren werden können. Bei fünf Brücken mit untergeordneter Verkehrsbedeutung sei dagegen entschieden worden, sie mit Lastbeschränkung weiterzubetreiben. 

Den Gesamtzustand der Brücken in der Zuständigkeit des Landes beurteilt das Land als gut, wie das Ministerium mitteilt. Für Autobahnbrücken ist der Bund zuständig und nicht das Land. Viele dieser Brücken vor allem in Westdeutschland sind einer Ende September bekanntgewordenen Auswertung von Bauexperten sanierungsbedürftig - und teils sogar in bedenklicher Verfassung.

Unternehmen wünschen Interimsbrücke noch in diesem Jahr

In der Sächsischen Schweiz ziehe sich nach den Worten von Rohleder wie ein roter Faden durch die Umfrage der Wunsch, schon in diesem Jahr eine Behelfsbrücke zu nutzen. Die Erwartungen wurden aber auf einer IHK-Veranstaltung mit örtlichen Unternehmern gedämpft. Für 2025 wird lediglich mit dem Beginn der Arbeiten gerechnet, nicht aber mit einer Inbetriebnahme. Für diese Querung wird die Nutzung einer alten Eisenbahnbrücke oder eine neue Interimsbrücke erwogen. 

Tourismus soll trotz Verkehrsumleitungen nicht eingeschränkt sein

Ein Appell klang einhellig: Die Region freut sich auf die Tourismussaison, die in der Sächsischen Schweiz Ostern beginnt. Es gebe keine Gründe, die einem wunderbaren Urlaub entgegenstehen. "Die Voraussetzungen sind da, natürlich mit dem Umstand, dass die Gäste die ein oder andere Verkehrseinschränkung in Kauf nehmen müssen. Aber das tut dem Urlaubserlebnis in der Sächsischen Schweiz keinesfalls einen Abbruch."

Landkreis plant zusätzliche Fährverbindungen

Michael Geisler (CDU), Landrat im Landkreis Sächsische Schweiz- Osterzgebirge, erläuterte die Planungen für eine Verbesserung der Verkehrssituation. So sollen zusätzliche Personenfähren zwischen Bad Schandau und der gegenüberliegenden Elbseite fahren, wo sich der Bahnhof der Stadt befindet. Fraglich ist aber, ob die Fähren so wie bisher für alle kostenlos sind, oder künftig nur noch für Einheimische und Pendler. 

Autofahrer sind weiter auf die nächste, etwa 20 Kilometer entfernte Brücke in Pirna angewiesen. Nach den Worten von Geisler kosten die Fähren und zusätzlichen Busverbindungen den Landkreis jeden Monat 100.000 Euro. Für die Kosten soll das Land geradestehen. 

Zeitraum und Kosten für neue Brücke und Behelfsbau unklar

Es gehe darum, die Ursache für das Problem zu beseitigen, so schnell wie möglich eine neue Brücke oder eine Behelfsbrücke zu ermöglichen, betonte Thomas Kralinski, Staatssekretär im sächsischen Wirtschaftsministerium. Auch er wollte sich nicht festlegen, wann es eine Behelfsbrücke und schließlich eine neue Brücke geben wird und was sie am Ende kostet.

Nur beim Zahlmeister ist sich Kralinski sicher. Da die Bücke die Bundesstraße 172 über die Elbe führt, sei der Bund zuständig, betonte der Staatssekretär. Die Rechnungen für einen Neubau oder Behelfsbau würden an den Bund weitergereicht.

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