Fast wie Amazon made in Germany

Kennen Sie BuYerZon? - Sollten Sie! Vielleicht wird dieser E-Commerce-Marktplatz, der am 15. Mai 2017 startete, die deutsche Alternative zu Amazon & Co. Das ist zumindest die Vision von Unternehmensgründer und CEO Werner Bobritz. Werner Bobritz ist nicht einer dieser Startup-Gründer, die als BWL-Studenten mit Mitte 20 eine App oder Website entwickeln und dann für mehrere Millionen Euro an einen Investor verkaufen. Bobritz ist gelernter Speditionskaufmann und hat 1978, vor fast 40 Jahren, in Kaufbeuren/ Allgäu das Unternehmen Wepopac Logisitcs gegründet (siehe Kasten Seite 27). Begonnen hat er als Verpackungsspezialist, später kamen Fullservice-Logistikdienstleistungen dazu: Mittlerweile beschäftigt das Allgäuer Unternehmen mehr als 100 Mitarbeiter und positioniert sich als Fulfillment-Logistikdienstleister für nationale und internationale Auftraggeber aus Industrie und Handel, vorwiegend für Betriebe der Lebensmittel- und der Konsumgüterbranche wie Wein und Spirituosen. Für diese übernimmt Wepopac die gesamte Beschaffungs- und Distributionslogistik inklusive Lager- und Kommissionierleistungen. Neutraler Marktplatz für Händler Das Betriebsgelände in Kaufbeuren umfasst 60.000 Quadratmeter, davon 4000 Quadratmeter Umschlagsfläche. Zudem verfügt der Allgäuer Logistikdienstleister über ein Hochregallager mit 10.000 Palettenstellplätzen, über Fachbodenregale mit Platz für weitere 60.000 Artikel sowie vier eigene Kühlfahrzeuge. Mit 60 Jahren, in einem Alter, in dem manche schon ihren dritten Lebensabschnitt planen, gibt Bobritz hingegen mächtig Gas: "Mit unserer Internetplattform BuYerZon rüsten wir uns als Logistikdienstleister für die viel zitierte Digitalisierung." Die neue Plattform positioniert sich nach Angaben ihres Gründers als neutraler Marktplatz für Händler, unter anderem durch eine direkte Anbindung an die jeweiligen ERP-Systeme der Händler, sowohl im B2B- als auch im B2C-Segment. Die Anbindungen zu den Onlineshop-Lösungen von Plentymarkets, Shopware und Magento würden sich derzeit aktuell in der Umsetzung befinden. "Die Handelsspanne verbleibt komplett beim Händler. Wir eröffnen unseren Kunden mit unserer Plattform nur einen zusätzlichen Vertriebskanal, für den er eine faire Marktplatzgebühr bezahlen muss", betont er. Retourenmanagement inklusive Die gesamte Beschaffungs- und Retourenlogistik manage sein Unternehmen Wepopac, das dafür exklusiv mit DPD als Versandpartner zusammenarbeitet, auf Kundenwunsch auch mit allen anderen Paketdienstleistern. Ausgeliefert werden bis um 15 Uhr online bestellte Waren laut Bobritz binnen 24 Stunden. Die Idee zu der neuen Internetplattform kam dem Unternehmer vor mehr als vier Jahren, als die Aufträge ausblieben. Als er bei Kunden - alles Hersteller aus Deutschland und Europa - nachfragte, antworteten ihm diese, dass ihre Aufträge von Firmen aus Fernost billiger produziert werden würden. Natürlich sei ihm bewusst, sagt er, dass er sich mit seinem Marktplatz mit Mitbewerbern wie Amazon, Ebay & Co. anlegt: "Wir sind keine Träumer. Wir wissen, dass wir es mit einem sehr starken Wettbewerb, mit der Championsleague, zu tun haben. Es kann aber nicht sein", gibt sich der Mittelständler kämpferisch, "dass ein Hightech-Land wie Deutschland keinen eigenen Internetmarktplatz auf die Beine stellen kann. Mit BuYerZon werden wir das tun, auch wenn uns klar ist, dass das Rennen hart wird." Keine Konkurrenz für die Kunden Mehr als vier Jahre dauerte es, bis die Idee von Bobritz Gestalt annahm. Eine lange Zeit. Das geringste Problem seien die Banken gewesen: "Die haben gleich mitgezogen. Die fanden das toll, dass wir uns als Mittelständler der Digitalisierung stellen", erzählt der Unternehmer. "Am schwierigsten war es, Softwarepartner zu finden, die bereit waren, das Ganze zu programmieren, und unser Geschäftsmodell verstanden haben. Wir sind eben keine Händler-Plattform. Wir wollen unseren Kunden nicht Konkurrenz machen, indem wir selbst Produkte einkaufen, auch wenn wir gegenüber dem Endverbraucher als Verkäufer auftreten", unterstreicht Bobritz. Diesen Anspruch, diesen Unterschied zu Amazon & Co., in die Köpfe aller Beteiligten zu bekommen, hat den 60-Jährigen viel Überzeugungsarbeit gekostet. Doch der Anfang ist gemacht: "Mittlerweile ist BuYerZon ein eingetragenes Warenzeichen in Europa", erzählt der Unternehmer stolz. 50.000 unterschiedliche Artikel hat die Plattform in der Startphase bereits im Sortiment in den Kategorien Essen & Trinken, Beauty & Gesundheit, Haushalt & Wohnen, Baby & Kind, Freizeit & Hobby, Baumarkt & Garten und Tierbedarf. Noch sind Frischeartikel vom Versand ausgenommen, ab Herbst 2017 - wenn die Verpackungslösung steht - sollen laut Bobritz auch frische Lebensmittel bestellt werden können. Ebenfalls in Vorbereitung sei die Kategorie Multimedia. Außerdem plant er für BuYerZon, in allen 27 Mitgliedstaaten der europäischen Union mit Ländergesellschaften vertreten zu sein. Diverse strategische Investoren hätten bereits bei ihm angeklopft, weil sie sich an BuYerZon beteiligen wollen. "Solchen Anfragen stehen wir sehr offen gegenüber", betont Bobritz. "Wir sind ja nur Mittelständler. Wir brauchen Geld, um diese Plattform sehr schnell zu etablieren. Und sie muss ständig verbessert werden. Außerdem müssen wir Alleinstellungsmerkmale und neue Features schaffen." Allerdings müsse er potenzielle Synergien sorgfältig prüfen. "Die Investoren müssen strategisch zu uns passen", sagt er. Hackerangriffe am ersten Tag Nur eines macht dem agilen Unternehmer noch zu schaffen: Das sind die jüngsten Hackerangriffen Noch am Tag der Liveschaltung von BuYerZon kündigte sich der erste Hacker per Twitter an, erzählt Bobritz. Kurz nach 17 Uhr erfolgte der erste Angriff, danach ereilte es DPD - mit der Folge, dass eine Stunde lang keine Versandetiketten ausgedruckt werden konnten. "Das sind massivste Angriffe, die da im Moment passieren", beklagt der Unternehmer, der sofort die Polizei alarmierte. "Mittlerweile ermitteln selbst das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen und Bayern." Der Allgäuer gibt sich aber nicht geschlagen: "Wir haben vier Jahre lang für BuYerZon gekämpft", sagt er. "Wir werden auch das schaffen." Mehr zum Thema finden Sie im Dossier E-Commerce www.verkehrsrundschau.de/dossiers Daten & Fakten Wepopac Logistics Wepopac Logistics in Kaufbeuren/Allgäu wurde 1978 zunächst als Verpackungsspezialist gegründet. Unternehmensgründer und geschäftsführender Gesellschafter ist Werner Bobritz. Wepopac hat zudem eine Niederlassung im italienischen Bozen sowie ein Lager in Arcule südlich von Verona. Heute beschäftigt das Unternehmen rund 100 Mitarbeiter. Wepopac Logistics fertigt jährlich nach eigenen Angaben ein Volumen von über einer Millionen Paket- und/oder Stückgutsendungen in Europa ab. Aktuell hat Werner Bobritz den neutralen Internetmarktplatz BuYerZon gegründet, der ab 2018 in allen Ländern der europäischen Union aktiv werden soll. Exklusiv-Paketzustellpartner ist DPD. eh

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