Als erste deutsche Großstadt hat Hamburg zum 31. Mai 2018 Diesel-Fahrverbote ausgesprochen. Ist das eine gute Idee?
Als Speditionsunternehmer sage ich dazu klipp und klar: Nein, das ist keine gute Idee! Denn wir verlieren durch diese Umleitung Fahrzeit. Zumal die Umleitung vermutlich sehr stark befahren sein wird – mit entsprechenden Staus. Das sind für uns also Zeitverluste und damit Geldverluste.
Sie sprechen von Zeit- und Geldverlusten. Können Sie schon beziffern, welchen betriebswirtschaftlichen Schaden Sie durch diese Fahrverbote haben werden?
Die Umwegkilometer halten sich in Grenzen, das dürften künftig ein bis zwei Kilometer mehr sein als heute sein. Was wir befürchten sind die Staus. Die Stresemann-Straße ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in Hamburg mit sehr viel Verkehr, und der staut sich dann nicht mehr auf der Stresemann-Straße, sondern auf den Ausweichstrecken.
Nun hat Hamburg ja einen Teil der Max-Brauer-Allee für Dieselfahrzeuge unterhalb der Euro-6-Norm gesperrt sowie einen 1,6 Kilometer langen Abschnitt der Stresemannstraße. Das klingt also eher nach einem Verbötchen als nach einem Verbot.
Es hätte schlimmer kommen können. Ich vermute aber, dass dies erst der Anfang ist! Es ist häufig so, dass man mit kleinen Strecken beginnt, eine Phase abwartet, und danach weitere Umleitungsstrecken hinzu kommen. Ob es also bei diesen zwei Straßen bleibt, wird man sehen.
Mit wie viel Fahrzeugen und mit welchen Schadstoffklassen fahren Sie täglich nach Hamburg?
Wir sind im Sammelgutgeschäft tätig. Da schwankt das. Im Schnitt dürften aber täglich 20 bis 30 Lkw für uns in die Stadt fahren, insbesondere durch Hamburg da wir viele internationale Verkehre haben, etwa nach Skandinavien. Und da müssen wir viel durch die Stresemann-Straße –wie nahezu alle Lkw, die hoch in den Norden fahren. Wobei wir das nicht selbst fahren. Wir arbeiten fast ausschließlich mit Frachtführern zusammen.
Angeblich sollen ja 70 bis 80 Prozent der Frachtführer, die für Speditionen fahren, nicht mit Euro-6-Motor ausgestattet sein. Die dürften die Fahrverbote also besonders stark treffen.
Das ist so. Beides kann ich bestätigen. Für Frachtführer sind solche Fahrverbote also tatsächlich die nackte Enteignung. Die haben ja auch meist nicht das Geld, um sich immer die modernsten Fahrzeuge zu kaufen. Deshalb bin ich als Spediteur über diese Fahrverbote überhaupt nicht glücklich. Wir finden ja heute schon kaum mehr Subunternehmer. Und wenn jetzt durch solche Fahrverbote bei solchen Betrieben möglicherweise gar Existenzen auf dem Spiel stehen, wird das ein echtes Problem.
Als Gewerbetreibender könnten Sie ja eine Ausnahmegenehmigung bei der Stadt beantragen, die dann jährlich überprüft wird. Wäre das für Sie eine Option?
Nein, für uns ist das keine Option. Wie gesagt, wir arbeiten viel mit Frachtführern zusammen. Wir wissen ja meist am Anfang der Woche nicht, wer für uns am Ende der Woche die Waren fährt. Für Container-Trucker mag eine solche Ausnahmegenehmigung sinnvoll sein, für uns aber nicht.
Alternativ könnten Sie selbst in Fahrzeuge mit alternativen Antrieben investieren, um solche Fahrverbote zu umgehen. Die Bundesregierung fördert das ja sogar seit April mit konkreten Programmen.
Solche Fördertöpfe sind gut, aber in der Regel nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Denn ein E-Lkw ist rund drei Mal so teuer ist wie ein regulärer Diesel-Lkw. Und von den Nutzlast-Verlusten durch die E-Batterie möchte ich gar nicht reden. Verteufeln will ich das nicht. Das Ganze steht und fällt aber mit den Angeboten der Nutzfahrzeugindustrie. Und da warte ich noch auf serienreife Lösungen.
Und was halten Sie schlussendlich von der Blauen Plakette? Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer spricht sich ja bislang dagegen aus.
Er wird wohl seine Gründe haben (lacht).
Das Interview führte VerkehrsRundschau-Redakteurin Eva Hassa